• Tag 7: The camino provides

    July 12, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 20 °C

    The camino provides 🙏🏻
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    Start: 7:35 Uhr
    Ankunft: 17:15 Uhr
    Strecke: geplant 28,7 km, am Ende 27,2 km
    Temperatur: 27 Grad - anfänglich bewölkt, ab späten Mittag blauer Himmel
    Lied des Tages: auf SoundCloud - Alex Langner ‚All Classic x new‘ - 25 minutes special
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    Auf dem Camino Frances durch meine großen Schmerzen immer von den Mitpilgernden etwas genommen, war heute mal ein Tag, an dem man etwas zurückgeben konnte.

    Den Tag an der Ria de Bilbao begonnen - der Jakobsweg führte heute über die ersten 2 Stunden dauerhaft am Fluss entlang, der durch diese wunderschöne Küstenstadt führt. Wie ich gestern in meinem Blogeintrag geschrieben hatte, ist meist die Kraft nicht da, nach Ankunft noch eine Sightseeingtour durch die jeweiligen Städte zu machen. Umso schöner ist es, wenn der Weg dann einem ein wenig die Stadt zeigt. So kamen wir am weltbekannten Guggenheim Museum vorbei, am San Mamés, dem Stadion von Athletik Bilbao und an vielen kleinen süßen spanischen Häusern.

    Lawkin gestern eine tolle Begegnung mit einem Mädel gehabt, schlug mein Gossipherz natürlich umso höher. In den nächsten Tagen werde ich nochmal einen ausführlichen Bericht des aktuellen Caminogossips formulieren, um euch bestens uptodate zu halten - heute wird der Eintrag aber planmäßig ein wenig kürzer, da ich sehr müde und erschöpft bin.

    Viele andere Pilger einen Restday in Bilbao eingeschoben, kommt es für uns aktuell noch nicht in Frage. Der Laufrhythmus ist uns dahingehend wichtiger und speziell die Angst davor, wenn man einen ganzen Tag mal komplett die Füße hochgelegt hat, am Folgetag wieder Schwierigkeiten zu haben, sich in den Weg zu finden, ist zu hoch.

    Auf den ersten 7 Lauftagen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es perfekt ist, mein Schuhwerk immer mal zu wechseln. So starte ich meist mit meinen Wandersandalen, die 2 Caminos erprobt und bestens eingelaufen sind, und wechsle dann die letzten 7-10 Kilometer meist auf meine Birkenmikes. Warum auch immer, habe ich immer einen super Laufgefühl, werde zwar teilweise von anderen Mitpilgern manchmal angeschaut wie der letzte Hinterwäldler, aber meinen Füßen geht es dadurch gut!

    Bis heute.. denn durch die hohe Belastung war es nun soweit. Die ersten 4 Blasen an meinem rechten Fuß sind in der Entstehung! Hätte mich ja gewundert, wäre ich dieses Mal von den Jungs verschont geblieben. Keine Manieren die Männer, nicht mal angeklopft im Büro und direkt reinmarschiert, muss ich wohl morgen mal meine gelbe Karte zücken!

    Wie am Anfang des heutigen Eintrags geschrieben, stand der Tag heute im Sinne des Zurückgebens. Man kennt sich zwar erst ein paar Tage, aber das wichtigste Gesetz unter Pilgern ist, dass man als Gruppe im Ziel ankommt und dafür alles tut. Bei unserer heutigen Mittagspause nach 17 Kilometern in Portugaleta, waren wir vom Camino in einer sehr abgelegenen Bar, um klassisch die ein oder andere Cola zu inhalieren, dazu leckere Pinchos.

    Manchmal kann man es nicht genau erklären, wie Treffen zustande kommen, aber Michael aus Südafrika fand uns in jener und war völlig aufgelöst. Er verlor seine Kreditkarte und seine Ersatzkarte funktionierte an keinem Bankautomaten. Er war ‚out of money‘, sein Akku war leer und hatte dadurch keine Chance jemand bei der Bank zu erreichen. Okay ich korrigiere, bei seiner südafrikanischen Bank 😌

    Wir ihm sofort mit einer Powerbank ausgeholfen, bot ich ihm an, dass er mit meinem Handy anrufen könne. Zettel und Stift raus, jetzt lernt ihr was: die Vorwahl von Südafrika ist +27. Sollte also wer einmal bei Günther Jauch sitzen und diese Frage kommt, freue ich mich über eine Einladung im Café Madrid in Leipzig! 🤓

    Eigentlich schon auf dem Sprung gewesen die letzten 12 Kilometer der Etappe anzugehen, zog es sich 2 Stunden bis sich etwas tat. Weiß zwar nicht, wie viel Grad aktuell in Capstadt vorherrschen, aber es hatte wohl irgendeine Sache dazu geführt, dass die Landsmänner*innen vor Ort sehr sehr langsam arbeiteten. Ihm es natürlich super unangenehm gewesen, dass wir auf ihn Warten mussten, kam es für uns aber nicht in Frage, ohne ihn weiterzuziehen.

    Man ist so stark, wie das schwächste Glied in der Kette. Es waren dieses Mal nicht die unzähligen Blasen, die jemanden aufhielten, ins Ziel zu kommen, sondern ein anderer Grund. Aber genau das ist der Camino, dass Nächstenliebe in manch Situationen über dem eigenen Wohlbefinden steht.

    Eigentlich 15 Uhr an der Herberge im Zielort ankommen müssen, um einen der 40 Plätze zu ergattern, liefen wir gemeinsam mit Michael gegen 14:30 Uhr final für die letzten 12 Kilometer los. Gegen 16:15 Uhr kam die Nachricht, dass die Herberge heute leider nun ausgebucht sei und wir zwangsläufig den Weg in das teurere Hotel antreten müssen. 28 Euro pro Person anstatt einer kostenlosen Übernachtung bezahlt, hat man das dann doch gerne gemacht. Michael war uns unglaublich dankbar und viel mehr war es ein tolles Gefühl, etwas zurückgeben zu können, auch wenn es nun mehr 1 Jahr später war.

    Nach einer kurzen Dusche, eigentlich gegen 19 Uhr zum Dinner gewollt, waren wir 3 so fertig vom Tag, dass Lawkin und Michael auf der Couch eingeschlafen sind, ich im Bett. 20:15 Uhr stärkten wir uns dann aber noch, mit tollem Blick aufs Meer und einem leckeren Burger!

    Dankbar über die heutigen Momente, war ich noch dankbarer über ein Telefonat, was mich heute erreicht hat. Für nach dem Jakobsweg schon viele Bookings erhalten, am 18.08. die große Mallorcaparty im Twenty One geplant, erreichte mich heute ein Booking, welches mir den ganzen Jakobsweg refinanziert hat. Seit 10 Jahren im Geschäft, weil es einem dann doch sehr viel tolle Momente beschert, war das heute ein unglaubliches Freiheitsgefühl und ein wenig die Würdigung jener letzten Jahre!

    Geld wird niemals eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen, da solche Momente wie heute oder in den letzten Tagen unbezahlbar sind, trotz allem freute mich die Wertschätzung heute sehr. Begleitet mit meinem Mix auf SoundCloud, lief sich der Camino heute noch besser!

    Na gut, so kurz wurde der Blogeintrag heute doch nicht. Schön, dass du noch dabei bist!

    Morgen steht ein geplant ruhiger Tag an, das erste Mal unter 25 Kilometer, werden es planmäßig nur 13,3. Die Herbergensituation erneut so schlecht, dass wir uns heute Abend schon entschieden haben, für morgen zu 7. ein Apartment zu nehmen und gemeinsam abends zu kochen. Australische Küche von Danny steht auf der Taktiktafel!

    Bin jetzt schon gespannt und verabschiede mich hiermit in meinen Regenerationsschlaf 🙋🏼‍♂️

    Hören uns morgen oder wie man auf spanisch sagt: Hasta mañana! ✌🏻

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    Kosten des Tages:
    -Frühstück: 9 Euro
    -Überquerung in Portugaleta: 9,50 Euro
    -Mittagspause, die etwas länger wurde: 6 Euro
    -Apartment: 28 Euro
    -Abendessen: 23,50 Euro

    Gesamt: 76,60 Euro - Sau marianne, war das heute mal ein Teurer!
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