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  • Day 4

    Nationalpark Jasmund

    May 15, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 14 °C

    Der Tag beginnt wieder mit der üblichen Logistik. In der Nähe vom Busbahnhof Sassnitz finde ich tatsächlich einen Parkplatz for Free! In dieser Region eigentlich undenkbar. Der Bus bringt mich zum riesigen Parkplatz vor Hagen. Eine große Fläche mit Imbißbuden und Nippesläden nimmt einen in Empfang. Das Gewusel ist schon beträchtlich. Erst jetzt nehme ich richtig wahr, was auf dem Parkplatz los ist und mir schwant Böses. Gefühlt 500 Fahrzeuge haben hier ihre Bleibe für die nächsten Stunden gefunden. 😨

    Der Parkplatz ist das Einfallstor in den Nationalpark Jasmund und der breite Weg in den Wald der Highway Richtung Königsstuhl, der meistbesuchten Sehenswürdigkeit der Insel. Horden von Menschen, lautstark umher tollende Kinder, Kinderwagenschiebende Eltern und Hundebesitzer die mit langen Schleppleinen ihrem Liebling einen Schnüffelradius in Größe eines halben Sportplatzes gewähren. Nullkommanix bin ich genervt. Haben die eigentlich ein Auge dafür was um sie rum passiert? Dieser prächtige Wald?

    Nach 1,5 km bieten sich die ersten Gelegenheiten den Weg zu verlassen, was ich auch tue. Die Stimmen verstummen, der Singletrail durch weite Buchenfelder wird immer schöner und ich habe den Wald ganz für mich alleine. Wie Ahnunslos sind die eigentlich alle frage ich mich, als ich nach rechts auf einen weiteren Traumpfad abbiege. Hier treffe ich auf ein wundervolles Biotop und werde mit einem Vogelkonzert vom feinsten empfangen. Ich lasse mich auf dem weichen Waldboden nieder und lausche und lausche, lausche...bis plötzlich im Wald Äste laut knacken und sich eine Person von der Annhöhe hinter mir nähert.

    Schlagartig wird mir bewußt das ich evtl. gar nicht hier sein dürfte? Hey, wir sind im Nationalpark, da gibt es Regeln! Sind die anderen vielleich doch nicht so Ahnungslos? 🤔 Die Person die da oben im Wald umherstapft entpuppt sich glücklicherweise nicht als Ordnungshüter oder Ranger, der es auf mein Geld abgesehen hat. Trotzdem mache ich mich schnell aus dem Staub. 300 Meter weiter treffe ich auf einen anderen Pfad. Hier die Gewissheit. Die Regeln sind wie im Siebengebirge. Die Wege die man begehen darf sind beschildert, der aus dem ich komme ist es nicht. Ich entschuldige mich still bei Flora und Fauna für die Ruhestörung und bedanke mich dafür das sie mich nicht verpfiffen haben.

    Der legale Weg steht dem illegalen in nichts nach. Nur wenige Menschen begegnen mir. Das bleibt nicht lange so. Als ich die Autobahn des Grauens wieder erreiche, gebe ich auf dem Beschleunigungsstreifen Gas und gliedere mich Ordnungsgemäß ein. Am Nationalpark-Zentrum Königsstuhl werfe ich einen Blick auf die Preisliste. 12 € Eintritt für Erwachsene. 20% Steigerung gegenüber August 2022, errechne ich mir aus dem Footprint der Deutschlandumrunder. Inflation ist ein Goldesel denke ich mir und ziehe weiter. Auf die Idee mir das anzutun, wäre ich sowieso nicht gekommen.

    Der Weg nach rechts führt zunächst zu mehreren Aussichtspunkten auf den berühmten Kreidefelsen. Ich stelle mich brav an, habe nach 5 Minuten mein Foto und sehe zu das ich Land gewinne. Die Hoffnung nach Ruhe stirbt zuletzt und tatsächlich dauert es nicht lange bis ich selbige finde. Unglaublich das sich hier kaum jemand hin verirrt. Der Weg wird immer schöner, die Menschen weniger. Singletrails im traumhafen Buchenwald mit spektakulären Aussichten auf Ostsee und Kreidefelsen. 😃

    Der Kieler Bach mündet durch eine zum Meer hin tief eingeschnittene Schlucht als Wasserfall am Strand und verläuft sich ins Meer. Treppen führen hinunter und am Strand bin ich fast alleine. Auf den letzten 5 km bis Sassnitz begegne ich vielleicht noch einer Handvoll Wanderer. Mit zwei Frauen aus München komme ich ins Gespräch. Sie sind auch das erste Mal auf Rügen und vollkommen begeistert. Die Erlebnisse des Tages, insbesondere der am Königsstuhl bewerten wir ähnlich.

    Kurz vor meinem Ziel steige ich nochmal durch die Piratenschlucht hinab zum Strand, dann ist der Ortsrand von Sassnitz erreicht. Über die Strandpromenade flaniere ich dem Hafen entgegen. Auf der MS Frederike gibt es bei leckerem Barsch und dunklem Störtebeker Bier, den Rückblick auf einen verrückten Wandertag. Um das ganze mal mit Musik auszudrücken wäre folgende Playlist, in Abfolge der Tagesereignisse mein Favorit:

    Highway to Hell (AC/DC)
    If Paradise is half as Nice (Amen Corner)
    What a Difference a Day makes (Dinah Washington)

    Nothing more to say!

    War ja auch mehr als genug! 😅😂
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