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  • Day 3

    Wilde Ostsee, Sanfter Bodden

    May 14, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 15 °C

    Die Anreise zum nördlichsten Punkt Rügens dauert sehr lange. Erst um 11:00 Uhr steige ich in Putgarten aus dem Bus. Ich hätte es bequemer haben können und wäre noch die eine Station bis Kap Arkona sitzen geblieben. Tue ich aus zweierlei Gründen aber nicht. Erstens will ich kein gewöhnlicher Touri sein! 😅 Zweitens möchte ich den nördlichsten Punkt der ehemaligen DDR per Pedes erobern.

    Ein Drittens gesellt sich dann noch dazu, denn das kleine Örtchen entpuppt sich als kleine Schönheit und verdient etwas mehr Aufmerksamkeit. Das nette Feuerwehrhäuschen, Restaurants mit liebevoll gestalteter Außengastronomie und der Rügenhof Kap Arkona. Das in rotem Backstein gehaltene Häuserensemble beherbergt Gutshof, Scheune, Töpferwerkstatt, Hofladen, einen netten Teich und ein Cafe. Sehr sehr schön! 😃

    Dann geht es doch irgendwann los. Aber nicht auf dem direkten Weg über die Straße, sondern über einen Landwirtschaftlichen, jedoch reizvollen Wiesenweg. Reizvoll, weil er mich am Rande eines ewig langen Rapsfeld entlang führt, das erst 50 Meter vor der Abbruchkante zur Ostsee endet. Hier biege ich nach rechts auf einen Singletrail ab und erreiche kurz darauf den eigentlichen Startpunkt meiner Wanderung.

    Der Siebenschläferstein, ein nicht zu übersehender Findling, markiert in der Zukunft vielleicht ja einmal so etwas wie die Ostdeutsche Variante des NST. Treppen führen vom Hochufer an den Strand. Ich steige hinab und schaue mir das aus der Nähe an. Es herrscht schon reges Treiben. Ein Foto des Monuments ohne fremde Menschen zu schießen, keine Chance. 😒 Ich mache natürlich trotzdem welche.

    Dann geht es weiter auf einem mit frischen Holzspännen ausgelegten Singletrail Richtung Leuchtturm. Dort angekommen bin ich leicht verwundert das der Touriwahn sich in erträglichen Grenzen hält, nutze die Gunst der Stunde und zahle die angemessenen 3 Euro für die Turmbesteigung gerne. 164 Stufen führen mich nach oben, die ersten 148 in Stein und jede einzelne nummeriert. Stufenzählen leicht gemacht Herr BonnGiorno! 😁 Oben angekommen eröffnen sich Traumaussichten und ich bekomme sogar die eine Minute alleine geschenkt, die für das 360° Panoramavideo ausreicht! 😃

    Zurück auf der Erde schaue ich mich noch ein wenig um und mache mich dann wieder auf den Weg. Dieser führt mich zunächst noch auf Singletrails immer entlang der Steilküste. Über eine steile Treppe gelangt man hinunter an den Strand. Ich nähere mich vorsichtig der Kreidewand von Kap Arkona. Sehr Impossant! Nach der Bildersession bleibe ich hier unten und steuere das beschauliche Fischerörtchen Vitt an. Meine Hoka Bondi ächzen unter dem Geläuf der groben Steinwüste, halten aber durch. In Vitt gönne ich mir frischen Räucherdorsch mit einem Lübzer. Gespeist wird direkt am Strand mit Meerblick in erster Reihe. Einmalig!!! 😃

    Nun geht es wieder hinauf. Über breite Wege mit Fahrspuren aus Beton streife ich am gemütlichen Miniort Goor vorbei. Auf einer Wiese direkt über der Steilküste laden Strandkörbe zum verweilen und Genießen ein. Exponierter geht es nicht. Glücklicherweise alle belegt! 😂 Der weitere Wegverlauf bis Juliusruh ist geprägt von Betonpisten und Radfahrern. So nutze ich die Gunst der Stunde, schalte hoch in Louder Mach 3 und versuche die verbummelten Kilometer wieder einzusammeln.

    Kurz vor Juliusruh hat das Betongetrampel ein Ende. Weiter geht es im Dünenwald und entlang des Strandes bis an den Ortsrand. Durch einen schönen Park wechsele ich nun von der Ostsee auf die Boddenseite. Was mich nun erwartet hätte ich nicht für möglich gehalten.

    Am Ortsrand tauche ich in einen Kiefernwald ein der mich mal zickzack, mal schnurgrade immer näher an den Bodden heranführt. Durch den Wald schimmert das erste Schilf und schließlich bekomme ich auch Wasser zu sehen. Ein Boot mit zwei Anglern erscheint wie unter einer Vakuumglocke. Eine Kulisse wie an einem Schwedischen See. Absolute Stille! 😃 Nach 10 Kilometern durch diese Traumlanschaft heißt es dann leider Abschied nehmen vom wunderbaren Bodden. Wird aber auch Zeit, denn die Stunde der Mücken ist angebrochen. Begegnet bin ich auf diesem Traumpfad einer Hand voll Leuten, die meisten mit Hund. Überholt hat mich ein Jogger. Unglaublich!

    Über einen Waldweg erreiche ich meinen Zielort Glowe, den ich aber noch in voller Länge durchlaufen muss, da mein Auto am östlichen Ende beim Radio Rügen steht. Lt. Wikipedia hat der Ort 967 Einwohner, gefühlt aber Häuser für 5.000! Der westliche Ortsteil besteht ausschließlich aus herrlich reedgedeckten Ferienhäusern, kaum zu glauben. In der Ortsmitte wechsele ich noch mal kurz auf die Strandpromenade und sage der Ostsee für heute Gute Nacht. 27 ereignisreiche Km waren dann auch genug.
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