• … was nach dem Asphalt kommt

    May 20 in Germany ⋅ ☁️ 16 °C

    Ein Tag voller Eindrücke!

    Unser Ziel für heute ist es, Saalfeld hinter uns zu lassen und zu schauen, was uns hinter der Stadt erwartet. Wir sind eingestellt auf Asphalt und Sonnenschein- und das bekommen wir. Bei der Suche nach einer Alternativroute begegnen wir einem älteren Herren mit Wanderstöcken, der seine Morgenrunde bereits hinter sich hat und uns gleich freudig von seinen eigenen Fernwandererlebnissen berichtet. Er empfiehlt uns die Kupferstraße, ein alter bedeutender Handelsweg, der uns quer durch die Felder führt. Trust the locals!

    Erstmal erwartet uns ein kleiner Orientierungslauf am Waldrand mit schönen Ausblicken und dem allerschönsten Pausenplatz. Man muss die Pausen eben nehmen, wie sie kommen! Durch die Felder nähern wir uns Saalfeld, haben einen weiten Blick in die Umgebung und ersehnen uns trotzdem, die Stadt schon hinter uns zu haben. Wir finden aber auch hier ein paar grüne Wege - und unsere 2K‘s. Außerdem müssen Vorräte aufgefüllt werden.

    Danach geht es erstmal einige Kilometer auf kleinen Straßen weiter, die teilweise schlecht einzusehen sind. Wir lassen sie Schritt für Schritt hinter uns. Es ist nicht immer schön- aber danach wird es vielleicht umso schöner.

    Es folgen kleine Dörfer, die voller Leben zu stecken scheinen - mit schönen Fachwerkhäusern, kleinen Kirchen, gepflegten Spiel- und Fußballplätzen - und Begegnungen. Da ist der alte Herr, der sich herzlichst empört, dass wir doch wandernd nichts erleben würden und dass wir die Umgebung ja gar nicht kennen, sonst würden wir ja nicht hier durchs Dorf laufen. Danach erzählt er uns von Bauhaus und FKK.
    Gleich darauf begegnen uns drei Hühner nebst drei Herren unter einer Eiche, die eigentlich eine Kastanie ist- um die Städter zu verwirren? „Nein, nein das ist eine Eiche- eigene Züchtung!“ sagt der Älteste mit einem Schmunzeln. Sie trinken gut gelaunt ihr Feierabendbier und laden uns zum Verweilen ein, doch wir ziehen lieber weiter.

    Bald danach spüren wir endlich wieder Waldboden unter den Füßen und laufen auf einem schmalen Pfad oberhalb der Saale entlang. Plötzlich stehen wir in einer Auenlandschaft, rechts von uns weite Wiesen und Rapsfelder, links der träge Fluss. Hier kann man wieder Natur atmen. Wir sehen die Spuren der Biber, die reihenweise dicke Stämme bearbeitet haben. Wir laufen am gelb leuchtenden Raps vorbei, plötzlich schneit es weiße Samenwölkchen auf uns herab. Das ist der Zauber, der das Asphaltgefühl vergessen lässt.

    Ein kleines Stückchen müssen wir noch weiter, aus dem Tal heraus, bevor wir unseren Schlafplatz suchen. Am Rande weiter Wiesen, versteckt unter einem Baum in einer kleinen Kuhle werden wir fündig - und haben den tollsten Schlafzimmerausblick. Reh und Fuchs sagen uns noch Gute Nacht, während wir unser Essen kochen. Aus der Ferne ruft der Kuckuck.

    24,7 Kilometer haben wir heute geschafft - auf den verschiedensten Wegen. Nicht nur unter den Füßen, sondern auch auf den Markierungen begegnen uns immer wieder neue Wege, die uns kreuzen oder ein Stück begleiten - so zum Beispiel besagter Kupferweg, der Lutherweg oder heute auch der Bienenlehrpfad. Das kleine rote EB-Schild sehen wir selten, meist unter dem Symbol des europäischen Fernwanderweges E3. Nichtsdestotrotz begegnet einem unterwegs die Freundschaft- in lachenden Gesichtern, interessierten Fragen oder einem kleinen Schwätzchen - und wenn es mal ein längeres Gespräch werden soll, dann steht dafür in jedem Dörfchen eine Bank zur Rast bereit.
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