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  • Day 51

    Mostar

    March 29, 2022 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☀️ 17 °C

    Mein Weg führt mich nun weiter in das Landesinnere. Mit einem guten Gefühl fuhr ich von meinem Camp in die Stadt, die so bekannt für ihre Brücke, die multikulturellen Einflüsse und ihren geschichtlichen Hintergrund ist. Mostar ist mit ungefähr 113.000 Einwohnern die größte Stadt der Herzegowina und die sechstgrößte Stadt des gesamten Landes. Durch ihre eingebettete Lage in einer Art Kessel, zwischen den Bergen Velež (1.968m) und Cabulja (1.776m), kann es im lediglich auf 60 Höhenmetern liegenden Mostar ganz besonders heiß werden. Die Stadt ist eine mit Kontroverse: sanierte Altstadt einschließlich bunter Flaniermeile, prunkvolle, teils zerstörte Bauten und faszinierende Gegensätze und demnach irgendwie auch erschreckend und immer an die traurige Geschichte des Landes erinnernd. Eine Stadt, die es wert ist, in sie einzutauchen und sich treiben zu lassen. Irgendwie fand ich in ihr jedoch nicht so richtig meinen Platz. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie es ab 1992 gewesen sein muss, vielleicht weil ich die neuen Kulturen erstmal verstehen muss und vielleicht weil ich nun merke, aus der mir bekannten EU raus zu sein. Die etwas älteren Gesichter erzählen ohne Worte ihre Geschichte und diese hab ich versucht aufzusaugen.
    Mostar bedeutet „Brückenwächter“ und die, 1566 aus Stein umgebaute Brücke Stari Most ist auch ihr beeindruckendes Wahrzeichen. Im entsetzlichen Bosnienkrieg ab 1992 wurde die Brücke leider mutwillig zerstört, jedoch 2004 wieder aufgebaut. Die Rekonstruktion lief unter schwierigen Bedingungen, da es keinerlei Baupläne zu der Brücke gab und die besonderen Bogenform erstmal nachgebaut werden musste. Heutzutage stürzen sich Halbstarke sehr mutig in den 20m tiefen Abgrund in die darunter fließende Neretva und wetteifern vorher darum, wer am meisten Geld bei den Touristen dafür abknöpfen kann. Natürlich werden sie vom Ufer aus bejubelt und angefeuert.
    Man nimmt die Teilung der Stadt nach wie vor wahr: orientalisches Flair auf der Ostseite und kroatischer/katholischer Einfluss auf der Westseite. Wenn man in die Weite und auf die umliegenden Berge schaut, sieht man alle möglichen religiösen Symbole. Es ist faszinierend das so an einem Ort zu sehen. Ein absoluter Wow-Moment war, als ich gegen 16:30 den Anblick der Altstadt genoss und auf einmal die Muezzinrufe ertönten. Unglaublich schön, das so zu hören und in dem Augenblick in der Stadt gewesen zu sein. Auf diese Weise fühlte ich mich irgendwie willkommen.

    Ich habe vorher in einem anderen Blog mehr über die Stadt gelesen und mit großer Sicherheit sollte man die Altstadt und die Brücke mal gesehen haben. Auch der Kontrast zu den zerschossenen Fassaden zeigt mir ein städtischen Bild, dass ich so noch nicht gesehen habe. Die umliegenden Gebäude zeigen schnell, dass für weitere Sanierungen kein Geld vorhanden scheint und so hat man den bedeutenden Stadtteil doch schnell gesehen, weil ich persönlich die Armut und den Schmutz schwer ertragen kann. Eine Empfehlung, sich für die Stadt 3 Tage Zeit zu nehmen, kann ich nicht ganz unterstreichen. Aber mit Sicherheit lohnt es sich, in das ein oder andere Museum einzutauschen, die leider nun noch geschlossen hatten.

    Am darauffolgenden Tag sollte es nach Sarajevo gehen, denn meine Zeit alleine hat nun ein Ende gefunden. Paul macht sich am 30.3. auf den Weg zu mir und wir zählten die Stunden bis zum Wiedersehen. Die Straße von Mostar nach Sarajevo ist phänomenal. Ein eisblauer Fluss schlängelt sich durch das Gebirge, wo nur noch die Straße am Ufer zu den steilen Hängen ihren Platz findet. Jemand, der nah bei den Bergen wohnt wäre vielleicht nicht so geplättet gewesen wie ich, aber mein Mund ging kaum zu und ich erfreute mich riesig an dieser Kulisse.
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