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  • Day 1

    Warum ist es am Rhein so schön? (Heino)

    June 22, 2020 in Germany ⋅ 🌙 17 °C

    Das Wetter ist trübe. So haben wir es mit dem Tourstart nicht eilig. Der Kater wird ein letztes Mal intensiv gekrault, und das mit der Heckenschere am Vortag durchtrennte Stromkabel könnte auch noch repariert werden. Rike ist der Auffassung , dass man meine Reparaturbemühungen unbedingt einem Test unterziehen sollte und steckt das Kabel schon einmal in die Steckdose. Vielleicht ein wenig früh. Zwar soll die Reise - wie man so schön sagt - unsere Batterien wieder aufladen, aber die 220 Volt ohne Vorwarnung sind doch etwas viel. Gleichwohl: Um 10.30 starten wir, ich für meinen Teil voller Energie (Kalauer, hahaha), und entscheiden uns weder für Eifel noch Hunsrück, sondern steuern durch das Siebengebirge an die vermutlich deutscheste aller deutschen Straßen, nämlich die B42 entlang des Rheins. Musikalisch empfiehlt es sich, ab hier die Heino-Version von "Warum ist es am Rhein so schön" parallel zur weiteren Lektüre laufen zu lassen.

    Wir folgen dem Strom rechtsrheinisch flußaufwärts und beobachten, wie er zuerst die Mosel und dann die Lahn schluckt. Burg Lahneck lädt zum ersten Stopp ein, und eine Schautafel bildet uns mit Goethes Geistesgruß:

    Hoch auf dem alten Turm steht
    Des Helden Edler Geist,
    Der wie das Schiff vorübergeht,
    Es wohl zu fahren weiß.
    Sieh, diese Senne war so stark,
    Das Herz so fest und wild,
    Die Knochen voll von Rittermark,
    Der Becher angefüllt.
    Mein halbes Leben stürmt ich fort,
    Verdehnt die Hälft in Ruh,
    Und du, du Menschenschifflein dort,
    Fahr immer, immer zu.

    Der Geisteshunger ist somit gestillt, doch nicht der leibliche. Ein schöner Streetfood-Container in Osterspai erledigt dies jedoch gründlich. Wenig später gelangen wir zum Loreley-Felsen, der nicht weiter spektakulär ist, doch unterhalb desselben sind zwei Holländer in Not: Ihr eigenes Motorrad ist in Reparatur, und die niegelelnagelneue geliehene 850er BMW will ihnen partout nicht verraten, wieviel Benzin noch im Tank ist. Wunderwelt der digitalen Displays, nach einigem Herumdrücken spuckt der Screen die noch verbleibende Reichweite aus, wodurch die Oranje-Welt wieder in Ordnung ist.

    Wir nehmen die Fähre von Lorch nach Niederheimbach. Ein Kreuznacher Fährpassagier findet - nachdem er uns gründlich studiert hat - wir würden miteinander nett aussehen. Das wiederum finden wir sehr nett, immerhin ist morgen unser dreißigster Hochzeitstag.

    Abends nehmen uns Pia und Harald in Bad Kreuznach auf das Herzlichste auf, versorgen mich mit einer Zahnbürste (irgendetwas fehlt immer), und wir verbringen einen lustigen gemeinsamen Abend. Danke, Ihr zwei!
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