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  • Day 40

    Valencia Tag 3

    April 12, 2023 in Spain ⋅ 🌬 30 °C

    --- Das Auf und Ab der Gefühle ---

    Keine Sorge: von den letzten Tagen wird auch noch berichtet, aber die Emotionen von heute müssen jetzt raus!!!

    Aber von Anfang an:

    Für den optimalen emotionalen Verlauf in diesem Post empfehle ich diesmal explizit zuerst die Fotos anzuschauen...

    Gestern Abend lag ich noch relativ lange wach und habe versucht die nächsten Tage zu planen anstatt den nächsten Post zu schreiben - sorry dafür, ich versuche heute wieder mehrere zu schreiben...

    Es hat mich selbst etwas geärgert, aber im Moment scheint mir die Zeit weg zu rennen und ich habe ein bisschen die Sorge, dass ich mich zu viel stressen muss um noch alles zu sehen und erleben, was ich möchte... und parallel muss/möchte ich zusätzlich auch noch den Blog als Tagebuch schreiben, Freunden und Familie antworten, die nächsten Schritte planen, alle Eindrücke verarbeiten und irgendwann will mein Körper auch noch schlafen -.- 🥴

    Mit dieser Stimmung habe ich viel hin und her geplant und ich denke, ich bekomme doch noch alles irgendwie unter. Aber leider hatte ich gestern noch nicht alles gesehen, was Valencia zu bieten hat und ich war bis heute morgen noch hin und her gerissen zwischen weiter reisen, um die Zeit in den nächsten Städten zu verbringen und mehr von Valencia zu sehen.
    Dann hab ich mich aber entschlossen, eine weitere Nacht in Valencia zu bleiben. Bei dieser Entscheidung haben mir mehrere Faktoren geholfen:
    - Ein Gespräch mit Freunden
    - Die Feststellung, dass ich nicht ausgeschlafen bin und noch etwas Ruhe brauche
    - Der Fakt, dass ich noch mehr von Valencia sehen wollte
    - Und die Tatsache, dass es heute 30°C, blauer Himmel und Sonne erwartete und ich absolut keine Lust hatte diesen Tag im Auto gekocht zu werden...

    Jetzt bin ich sehr Froh, dass ich mich dafür entschieden haben noch einen Tag zu bleiben!

    Nach einiger hin und her Lauferei: zur Rezeption, zu meinem Auto (das ca. 10 Minuten vom Hostel geparkt ist), meinem Zimmer, Nochmal zum Auto, zum Supermarkt fürs Frühstück, wieder auf mein Zimmer bis ich endlich bereit war das Hostel zu verlassen. Allerdings war es jetzt schon fast 11 Uhr und draußen war es schon ziemlich heiß. Meine Jacke ließ ich natürlich im Hostel und ging diesmal nicht bis in die Stadt sondern nahm die Metro, um nicht unnötig viel Zeit zu verschwenden und nicht direkt zu viel zu laufen und das bei der Hitze und Sonne.
    Zu verstehen welches Ticket ich brauchte dauerte auch nicht allzu lange, nachdem ich die Haltestellen gegoogelt hatte und auf die Aushänge und Definitionen der Zonen verstanden hatte.

    Ich besichtigte die Orte, die ich am Vortag (auch aus Erschöpfung) nicht geschafft hatte und versuchte dabei möglichst im Schatten zu bleiben. Bei einem der Orte wurde ich gefragt ob ich Student sei, weil der Eintritt dann 1€ anstatt 2€ gekostet hätte. wahrheitsgemäß verneinte ich (wie ich fand recht deutlich mit Kopfschütteln), dann sah der Mann an der Kasse mich nochmal an, nuschelte etwas und hat mir doch nur 1€ berechnet^^ Entweder hatte er mich doch nicht verstanden, oder er hatte nen netten Tag oder er hat sich vertippt, oder was weiß ich^^ Aber das Gebäude, was ich mir ansehen wollte, war ohnehin nicht allzu groß, weshalb ich vermute, dass er sich das auch problemlos erlauben konnte.
    Es hob trotzdem meine Laune.
    Als nächstes bin ich irgendwie in einer Ausstellung der Uni von Valencia gelandet, aber ich habe leider nix verstanden, da dort alles nur auf Spanisch und Katalanisch
    stand.
    Danach setzte ich mich wieder ein paar Minuten zu Straßenmusikern (ein Cellist und eine Geigerin) und gab ihnen als ich wieder Aufbrechen wollte etwas Kleingeld. (Diese Prozedur habe ich übrigens schon einige Male gemacht, auch wenn ich es nicht in jeder Stadt erwähnt habe ^^)

    Gegen 14 Uhr setzte ich mich mit dem Essen, was ich mir zubereitet hatte (unter anderem belegte Baguettes) in einen Park in den Schatten und versuchte mich wieder etwas zu entspannen, auch wenn mein Kopf mit den Infos und Problemen, mit denen ich am Vortag konfrontiert wurde mich wieder nicht entspannen ließ.

    Dann entschied ich mich zum Strand zu laufen und mit den Füßen ins Wasser zu gehen und hielt auf dem Weg nach ein Eisverkäufer Ausschau, aber ich habe scheinbar die falsche Parallelstraße gewählt und so trank ich stattdessen einen Energydrink, der noch einigermaßen kühl geblieben war, da ich ihn unten in meinem Rucksack verstaut hatte.
    An der Strandpromenade angekommen habe ich mich erstmal wieder auf eine Bank in den Schatten gesetzt und meinen Wasserhaushalt wieder aufgefüllt, bevor ich auf den Strand und in Richtung Meer gegangen bin.

    Es war logischerweise relativ voll, doch der Strand war lang und breit und so hat es sich ganz gut verteilt. Die ersten Menschen waren auch schon wieder auf dem Heimweg, da es inzwischen schon 17 Uhr war und die Sonne nicht mehr ganz so stark brannte (so wie ich es geplant und gehofft hatte). Es war trotzdem immer noch seeehr warm, aber ich genoss den heißen Sand unter den Füßen und später das Meer als ich mich bis zu den Knien hinein stellte.

    Ich beschloss den Strand entlang mit den Füßen im Wasser entlang zu spazieren und ging ein paar Schritte...
    Doch schon sah ich im Wasser einen Plastik-Deckel von einem To-Go-Becher, etwas weiter ein dünnes Tuch im Wasser und dann etwas weiter vor mir wieder ein stück Plastik, was alles zusammen meine vorherige gute Stimmung und meine lang ersehnte Entspannung und Ruhe sofort in leichten Ärger über den Müll veränderte.
    Als dann plötzlich eine kleinere Plastiktüte vom Strand Richtung Meer über den Sand auf mich zu flog und an meinem Bein hängen blieb und sich darum legte verwandelte sich meine Stimmung in Zorn! Ich war richtig sauer!!! Ich nahm die Tüte und steckte sie in die Hosentasche, da ich wusste, dass an der Strandpromenade und über den Strand Mülleimer verteilt waren und ich sie dann weg schmeißen wollte, wenn der ursprüngliche Eigentümer dies schon nicht tat...
    Wieder ein paar Schritte weiter sah ich zwei Stücke einer Eisverpackung aus Plastik - jetzt konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und schrie meine Wut in mich hinein (ich wollte eigentlich laut schreien und schimpfen, aber mir war nicht nach Aufmerksamkeit zumute und wollte nicht als der "unangenehme Deutsche Tourist" herausstechen...) aber ich wollte auch nicht mehr wie alle anderen vorbei gehen, also bin ich stehen geblieben und habe eine Mülltüte aus meinem Rucksack geholt, die ich immer mal wieder als Tragetasche für Einkäufe wiederverwende und habe angefangen auf meinem schmalen Weg - Teils im seichten Wasser vor meinen Füßen, aber meistens eher an dem Anfang des Strandes, wo die Wellen noch nicht ganz hin kamen - den Müll einzusammeln und in die Mülltüte zu stopfen. Nicht nur Plastik von klein bis groß, sondern auch Pappbecher, Kronkorken, Dosen, Alu-Folie, Einkaufszettel, einige (wie ich vermute) Feuchttücher und einmal sogar eine OP-Maske.
    Nach ca. 1500 Schritten habe ich umgedreht und bin den selben Weg wieder zurück gelaufen und meine Laune wurde immer schlechter, da die Mülltüte (25 Liter) inzwischen schon zu 3/4 voll war und ich mich nur noch auf kleinere Plastik- und Papier-Stücke und Alu-Folie beschränken konnte, die ich auf dem Hinweg übersehen hatte oder die vom Strand oder vom Meer wieder dort hingetragen wurden. Kurz bevor ich wieder am Anfang angekommen war, war die Mülltüte so voll, das ich mich nicht traute noch mehr hinein zu tun und begab mich wieder zurück zur Strandpromenade, wo ich große Mülltonnen sehen konnte, in denen ich den Müll dann nach der hiesigen Trennvorschriften in die jeweilige Tonne entsorgt habe.
    Auf dem Weg zu den Tonnen habe ich noch eine leere Chips-Tüte aufgehoben und diese ohne Probleme auf dem Weg zu den Tonnen mit Plastik füllen können [hier sehr bösen, unzufriedenen und wütenden Smilie einfügen... eine Kreuzung an denen: 🤯🤬😡🤮] (ich hoffe, dass die Smilies hier funktionieren)

    Und so ist meine Stimmung wieder im Keller gewesen und ich musste mich knapp eine Stunde auf der Promenade hinsetzten und versuchen mich zu beruhigen...
    Die einzigen beiden Male, wo jemand aktiv auf mich und den Müllbeutel reagiert hatte war, als zwei Jungs eine große Papiertüte gefangen haben, wie auch gerade auf dem Meer aufgekommen war und die ich den beiden abgenommen habe, da die beiden ins Wasser wollten und sich nach dem nächsten Mülleimer umgeschaut haben und sich bedankt haben, dass ich sie genommen habe und einmal eine Dame mittleren Alters, die aus ihrer Gruppe auf mich zukam und sich mehrmals auf Englisch bedankt hat, dass ich das tue.

    Ich hoffe, es hat noch viel mehr Menschen (die am Strand lagen oder an mir vorbei gegangen sind) getroffen, schockiert und zum Nachdenken bewegt, wie voll mein Müllbeutel war und dass ein Tourist (ich denke zumindest, dass ich mit meinem HardRock-Café T-Shirt aus Nizza als Tourist gesehen werde) an einem fremden Strand entlang geht und mit finsterer Mine den Müll sammelt...

    Auch wenn es beim Sammeln langsam aber sicher immer windiger wurde, so habe ich doch nicht gesehen, dass jemand seinem weg fliegenden Müll hinterher gerannt ist. (*** und JA ich bin mir sicher, dass es auch viele Menschen dort gab, die auf ihre Sachen aufgepasst und ihren Müll wieder mitgenommen oder wieder eingefangen haben, aber dennoch sind es zu viele, die es scheinbar nicht getan haben...)

    Und ich weiß auch, dass man mir jetzt sehr gut vorwerfen könnte, dass ich auch nicht viel besser bin, da ich so viel mit dem Auto fahre auf meiner Reise. Ich habe davon auch selbst einen bitteren Nachgeschmack, aber es gibt definitiv schlimmeres, was ich hätte tun können: Fliegen, eine Kreuzfahrt und dergleichen. Und ich weiß auch, dass es mit dem Zug besser gewesen wäre oder in Gemeinschaft, um Spritkosten zu teilen, etc. aber da meine Planung zu spontan von statten geht und ich aus Zeitgründen wenig vorausplanen kann ist z.B. BlaBlaCar leider auch schwierig umzusetzen...

    Ich will auch nicht zu viel die Moralkeule schwingen, denn auch ich kann noch sehr viel an meinem Verhalten in diesem Bereich verbessern, aber ich arbeite schon in kleinen Schritten immer weiter daran und ich finde es extrem wichtig, wenn man es versucht und wenn es auch nur in kleinen Schritten voran geht, aber zumindest das Verständnis und das Wissen sollte vorhanden sein, damit es einem wenigstens aufs Gewissen drückt, wenn man sich dazu entscheidet Dinge zu tun, die Kurz- oder Langfristig kleinen oder großen Schaden anrichten (Menschen, Natur, Umwelt und Klima sind dabei nur ein paar Beispiele).

    Und mit diesem Schlussplädoyer entlasse ich euch ins Grübeln :)
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