Satellite
Show on map
  • Day 37

    Ein paar Gedanken zum Reisen

    January 26, 2023 in New Zealand ⋅ ☁️ 23 °C

    Inzwischen sind wir schon einen Monat unterwegs, Wahnsinn! Die Zeit vergeht schnell, aber dann auch wieder nicht. Ein paar Freunde, und auch wir selbst, haben uns schon gefragt, ob es sich noch wie Urlaub anfühlt oder schon wie „Große Reise“. Wir wussten es selber lange nicht, aber inzwischen fühlt es sich wie ein langer Roadtrip an. Es fühlt sich weit weg von zu Hause an und die Kinder haben auch schon Heimweh gehabt. Sie vermissen vor allem ihr Zimmer zu Hause und ihre Kuscheltiere. Ich vermisse mein Bett. Die Nächte im Camper finde ich nicht so erholsam.

    Zeitweise waren wir Eltern sehr gestresst und angespannt, da neben dem eigentlichen Reisen und Entdecken immer wieder etwas organisiert werden musste, recherchiert, vorgeplant für die nächsten Etappen. Die Kinder haben viel gestritten und irgendwie fühlten sich alle noch nicht so angekommen. Ich denke dass vor allem die Kinder eine Alltagsstruktur und einen Rückzugsort vermissen, denn wir hängen schon sehr viel aufeinander, und der Platz im Camper ist natürlich auch sehr begrenzt. Jedem von uns würden wahrscheinlich mal ein paar Stunden für sich allein gut tun. Wir Eltern gehen mit den Kindern ins Bett, weil sie einfach so lange wach sind, und wir dann auch müde werden. Unter der Woche ist Schooling angesagt und oft fällt es Freddi schwer, damit anzufangen, während sein Bruder zum Beispiel mit Mama oder Papa draußen spielen darf. Mit dem Schooling verbringen wir unter der Woche täglich ca. zwei Stunden und im Moment machen wir es noch ganz gewissenhaft. Ursprünglich dachten wir, dass Freddi das während der Fahrt im Camper machen kann und wir die Zeit so gut nutzen können. Aber es ruckelt viel zu stark, Schreiben ist unmöglich. Also suchen wir neben der täglichen 1 bis 2 stündigen Fahrt immer nach einem guten Timeslot, so dass Freddi auch noch fit genug ist zum Lernen ist, und wir danach noch einen Ausflug machen können, um Neuseeland zu entdecken. Die Tage sind daher sehr vollgepackt. Aber wir sind ja auch hier, um was vom Land zu sehen!!

    Wir haben auch schon weitere Flüge und Unterkünfte gebucht und bezahlt, denn nach unserem Aufenthalt hier in Neuseeland soll es nach Australien weitergehen.
    Oft frage ich mich dann, ob es für das Klima ok ist, soviel zu fliegen und dann habe ich fast ein schlechtes Gewissen, weil es so riesige Distanzen sind. Aber dann denke ich, dass wir die Welt ansonsten nicht sehen könnten! Reisen bildet und Reisen verbindet. Wer die Welt gesehen hat und weiß, wie es woanders ist, kann ein besseres Verständnis für andere Menschen und Kulturen entwickeln. Und wir überdenken eigene Gewohnheiten, sehen das eigene System in einem anderen Licht und lernen zu schätzen, wie gut es uns geht! Wir kommen aus der eigenen Komfortzone heraus, denn Reisen, so wie wir das machen, ist nicht gleichzusetzen mit Urlaub. Sich in einer anderen Welt mit einer anderen Sprache zurechtzufinden erfordert, dass man immer wieder neue Energie für das Neue und Unbekannte aufbringen muss.
    Deswegen habe ich beschlossen kein schlechtes Gewissen zu haben (zumal Flo die Flüge auch oft mit CO2-Ausgleich bucht). Und auch wegen des vielen Geldes kein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist unglaublich teuer, die vielen Flüge, Unterkünfte und Automieten zu bezahlen, und öfter als zu Hause Essen zu gehen. Und es schmerzt, wenn man genauer über diese Summen nachdenkt. Aber wir sagen uns immer, dass wir genau dafür gespart und gearbeitet haben, und das dies jetzt der Lohn ist. Flo war die letzten zehn Jahre so mit Arbeit vollgepackt, dass es eigentlich nicht mehr gesund war! Aber es ging nicht anders, wenn man selbstständig ist, dann arbeitet man selbst und ständig. Und es ist super, dass er jetzt den Absprung für die Auszeit geschafft hat und wir als Familie ein bisschen die Zeit nachholen können, die wir die letzten zehn Jahre teilweise verpasst haben.

    Deswegen genießen wir hier die Zeit und machen es uns schön, sehen was von der Welt, versuchen aber auch die Balance zu halten, dass es nicht zu stressig wird, weil man alles gesehen haben muss. Ohne Kinder hätten wir bestimmt einen strafferen Plan, aber wir haben im Laufe der Reise schon festgestellt, dass wir uns eigentlich zuviel aufgeladen haben. Wir fangen jetzt an, mehr Pausen einzubauen, denn mit den Kindern - und insbesondere mit dem Schooling - kann man das nicht so durchziehen, als wäre man zu zweit. Das Ziel ist es ja auch, mit der Familie eine entspannte Zeit zu verbringen und nicht wieder einen Termin und ein Vorhaben nach dem nächsten abzuarbeiten. Aber das ist auch eine Erfahrung, die wir jetzt erst machen, die Kinder zeigen uns dann schon, wenn es zuviel wird.

    Nach dem Camper-Roadtrip wollen wir uns dann erstmal wieder eine ganze Woche an einem Ort gönnen, was dann in Australien der Fall sein wird.
    Read more