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  • Day 132

    Krise auf Bora Bora

    May 1, 2023 in French Polynesia ⋅ 🌬 28 °C

    Wir haben wieder eine lange Reise vor uns. Mit Stopover über Auckland gehts nach Tahiti in die Südsee. Während des Fluges überqueren wir die Datumsgrenze. Wir erleben denselben Tag also nochmal (also nur den Tag mit dem selben Datum zweimal)!! Das ist irgendwie seltsam, aber auch total cool dass wir sozusagen einen Tag geschenkt bekommen! Und auf einmal sind wir Deutschland nicht voraus, sondern hinken unserer Heimat 12 Stunden hinterher! Wenn jemand am Tag des Abflugs Geburtstag hat, kann er seinen Geburtstag um einen Tag verlängern. Ist das nicht unglaublich??
    Der lange Flug klappt problemlos und die Kinder machen das erstaunlich gut mit. Wir kommen in Papeete mitten in der Nacht an und können zu Fuß direkt in unser Bed and Breakfast laufen. Aber wir sind gar nicht müde, weil es in Brisbane noch zwei Stunden früher ist und in Indonesien sogar vier Stunden früher (die Zeitumstellung seit Indonesien haben wir auch noch nicht verkraftet!)
    Am nächsten Tag müssen wir früh aufstehen, da das Hostel-Frühstück um 9 Uhr zu Ende ist. Die Kinder sind ziemlich durch den Wind, wir haben ca. 4-5 Stunden geschlafen. Merlin will überhaupt nichts zum Frühstück essen und ist auch sonst nicht so gut drauf. Heute gehts direkt weiter mit einer kleinen Propellermaschine nach Bora Bora. Wir fliegen sehr tief über dem Meer und sehen andere paradiesische Inseln von Französisch Polynesien von oben. Der Anflug auf Bora Bora ist einzigartig. Der Flughafen befindet sich auf dem Archipel, das die Insel fast vollständig umgibt. Zur Insel muss man erstmal die Fähre nehmen, was auch schon unglaublich beeindruckend ist. Das Wasser hat eine ganz tolle blau-türkise Farbe, genau wie auf den ganzen Postkarten-Motiven, die man von Bora Bora im Internet sehen kann, nur noch schöner!

    Jetzt sind wir also in der Südsee (eigentlich ein Traum!) aber es gibt ein kleines Problem. Merlin findet es schrecklich. Er will nicht an den Strand und auch keine Schnorchelausflüge machen. Er ist wieder emotional total instabil, sehr oft wütend und schreit unglaublich laut und ausdauernd, wenn ihm etwas nicht gefällt. Er wird mit jedem neuen Übergang unleidiger und sagt dass er einfach nur zurück nach Berlin will. Es sind die Wechsel, die ihm immer weniger gefallen, und anfangs bekamen wir es noch ganz gut aufgefangen. Aber mit der Zeit gelingt es uns immer weniger und es belastet die ganze Familie nervlich so sehr, dass wir schon über den Abbruch der Reise nachdenken. Paradoxerweise passiert diese Krise genau auf dem Teil der Reise, wo wir an einem der schönsten Orte der Welt sind, und wo wir eigentlich viele Ausflüge aufs Wasser machen wollten.
    Nachdem wir am ersten Tag gleich mal zu einem anderen Strand spazieren (in der größten Hitze leider) und der Tag dann ganz schrecklich verläuft, poste ich eine Frage in der Facebook-Gruppe „Weltreise mit Kindern“ und kriege ganz erhellende Antworten. Auf jeden Fall ist klar, dass wir Merlin zuviel zumuten, indem wir immernoch zu schnell unterwegs sind. Freddi hat kein Problem mit der Reisegeschwindigkeit, obwohl er früher auch große Probleme mit Übergängen hatte. Er möchte weiterreisen und würde es Merlin mit Sicherheit total übel nehmen, wenn wir die Reise jetzt abbrechen würden.
    Also versuchen wir am nächsten Tag unsere Erwartungen zurückzuschrauben und einfach das zu machen, was Merlin sich wünscht. Er möchte den ganzen Tag auf dem Zimmer sein und auf dem Handy was gucken und zocken… und genau das machen wir dann. Es läuft ganz gut und Freddi ist auch happy mit der Möglichkeit, den ganzen Tag minecraft spielen zu dürfen. Und wir Eltern haben plötzlich ganz viel Zeit und Ruhe. Am Tag drauf sind wir nochmal fast den ganzen Tag in der Hotelanlage (mit eingeschränkter Zockzeit) und zum Glück entspannt sich die Lage dann wieder deutlich!

    Ich denke inzwischen, dass es für Merlins Wohlbefinden besser wäre, wenn wir mit eigenem Fahrzeug unterwegs wären, in Ferienwohnungen übernachten und selber kochen würden. Sich nach einem Jetlag und langer Anreise noch in ein Restaurant zu setzen, wo viele fremde Menschen sind und das Essen noch nichtmal schmeckt, das ist vielleicht für einen Fünfjährigen einfach zuviel. Leider ist die nächste Etappe schon anders geplant, aber zumindest bleiben wir im selben Land mit derselben Zeitzone. Fürs erste haben wir die Krise überstanden und für die Zukunft haben wir uns vorgenommen, den ersten Tag am neuen Ort einfach auf dem Zimmer zu verbringen und frühestens am dritten Tag einen größeren Ausflug zu machen.
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