• Von der riesigen Moschee den Berg hinauf

    October 9 in Oman ⋅ ☀️ 24 °C

    Es ist unser erster Tag mit der Reisegruppe. Gestern haben wir zwar schon alle kennengelernt, doch heute geht die gemeinsame Reise endlich los.

    Nach einem wenig spektakulären Frühstück kommt unser Guide für den Tag ins Hotel. Er bringt auch gleich die SUVs mit, die wir die nächsten 8 Tage fahren werden.

    Michi hat sich heimlich still und leise ums Fahren gedrückt, während ich nun eingetragen wurde. Nicht das ich was dagegen hatte, im Gegenteil, aber ich kenne die anderen noch nicht sehr gut und hoffe, dass es mit dem Fahren unkompliziert wird. Nachdem für jedes Auto zwei Fahrer gefunden sind, bekommen wir die Einweisung. Mein Co Fahrer Seb und ich folgen dem Guide in die Garage und staunen nicht schlecht, als er uns zu einem sehr großen Mitsubishi bringt. Das Auto sieht in der engen Tiefgarage eindeutig deplatziert aus.

    Seb stellte sich allerdings als sehr fähiger Fahrer heraus und so fuhren wir wenig später mühelos aus der Garage und in den Muskat Verkehr hinein.

    Unser erstes Ziel ist die Sultan Quaboos Moschee. Es ist die größte Mosche des Landes und eines der absoluten Highlights Muskats. Dort angekommen hieß es für die Frauen Kopf bedecken. Ein sehr ungewohntes Gefühl, denn sowas hatte ich bisher noch nie gemacht.

    Die Moschee hat zwei Bereiche zum Beten. Streng getrennt nach Geschlechtern. Auffällig dabei ist, dass der Raum für die Frauen sehr schmucklos ist und nur einen Bruchteil der Kapazität im Vergleich zu den Männern aufweist. Während bis zu 6500 Männer im Inneren beten können, sind es bei den Frauen nur ein paar hundert.

    Das gesamte Gelände der Moschee erlaubt es bis zu 20.000 Gläubigen gleichzeitig die Moschee zu besuchen und zu beten.

    Das Herzstück des Baus ist der Gebetssaal der Männer. In der Kuppel ist der größte, jemals gebaute Kronleuchter (Made in Germany) zu bestaunen. Unzählige Swarovski-Kristalle zieren das prachtvolle Stück in dem riesigen Raum. Doch nicht nur die Decke ist ein glitzerndes Spektakel. Auch der Boden ist beeindruckend. Hier liegt der zweitgrößte Teppich der Welt. Er wurde von 600 Frauen über viele Jahre per Hand geknüpft und dann vor Ort zusammengefügt.

    Diese riesige Halle hat 4 massive Säulen, welche die Decke halten. Draußen ist es unglaublich warm und man könnte meinen, dass es mit unzähligen Touristen sowie Personen Ein- und Ausgang im Inneren warm ist. Weit gefehlt. In die Säulen sind riesige Klimaanlagen eingebaut. In dieser riesigen Moschee hat es keine 20 Grad. Bei der Deckenhöhe und co einfach nur beeindruckend.

    Aber nicht nur von Innen ist das Gebäude atemberaubend, auch von Außen ist die Moschee ein architektonisches Meisterwerk. Es war sehr schön, diesen Ort zu besuchen.

    Wir steigen bei über 30 Grad wieder in die Autos und freuen uns über Klimaanlagen, die uns ein wenig von der Hitze erlösen. Nun verlassen wir die Stadt und fahren das erste Mal raus aufs Land. Rein in die trockene Prärie des Wüstenlandes.

    Im Auto lassen wir deutsche Schlage laufen, gröhlen fröhlich mit und freunden uns langsam mit den zwei anderen Jungs im Auto an. Wir sind ein lustiger Haufen und es verspricht eine coole Zeit zu werden.

    Es geht zu einem Fort. Eine alte Burg in der früher der Bürgermeister des Ortes gelebt hat. Optisch sehr beeindruckend, doch im Inneren gibt es nicht viel zu sehen. Ein paar Räume für das tägliche Leben und zur Verteidigung der Festung. Wir waren schnell durch und sind noch an einen kleinen Fluss gefahren. Wer Lust hatte konnte hier seine Füße ins warme Wasser halten und sich von den Fischen eine Pediküre geben lassen.

    Es war ein sehr ruhiger und friedlicher Ort. Es war nichts los und wir genossen es für eine Weile einfach dort zu sein. Noch ahnte keiner, welches Abendteuer uns an dem Tag noch erwarten würde.

    Auf dem Weg zurück zum Auto, entdeckten Michi und ich noch eine Eisladen. Als Foodies mussten wir natürlich probieren, was das Land in Sache Eis so zu bieten hat und wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Es gab Smoothies eingefroren am Stiel und es war das Beste, was wir in Sachen Eis bis dahin probiert hatten. Hoffentlich finden wir diesen Laden nochmal irgendwo, denn das war schon was ganz besonderes.

    Mit dem Eis gab es für uns quasi die Nachspeise vorm Essen, denn Mittagessen gingen wir erst anschließend. Das Restaurant befand sich an einer Tankstelle und hätte man uns nicht gesagt wir sollen da rein gehen, wir hätten es nicht getan. Der Laden bestand aus gefliesten Wänden und furchtbar hässlichen Möbeln, auch die Kellner machten keinen sehr freundlichen Eindruck. Das Essen war jedoch ok und vor allem billig. 3 € pro Hauptgericht und ein paar Cent für Getränke.

    Und oben drein gab es noch ein sehr nettes und informatives Gespräch mit unserem Guide. Er stammt aus Indien, lebt im Oman und weil er nicht als englisch-sprechender Reiseleiter arbeiten darf, hat er in Indien Deutsch gelernt und führt nun deutsche Reisegruppen durch den Oman. Als Gastarbeiter muss er alle paar Monate zurück nach Indien um sein Visum zu erneuern, aber trotzdem lebt er hier sehr gut und glücklich.

    Entspannt, gestärkt und mit vollem Tank starteten wir nun zur Offroad Tour. Was mir nicht klar gewesen war, wir mussten auf einen Berg rauf, denn da oben war das Hotel und das alles über steinige Straßen ohne Teer. Ich hatte große Lust Offroad zu fahren, aber runter war mir lieber als rauf, also fuhr heute Seb. Und am Ende war ich darüber sehr sehr glücklich. Denn es ging 1500 Höhenmeter hinauf, teilweise sehr nah am Abgrund entlang. Seb macht es großartig und so hatten wir zwei Stunden Fahrspaß pur! Nur an der ein oder anderen Stelle schleuderte es uns und unser Gepäck ordentlich durch. Aber das machte überhaupt nichts. Am späten Nachmittag erreichten wir dann das Hotel oben auf dem Berg und staunten nicht schlecht über die Aussicht.

    Leider ging es mir nicht mehr gut. Ich hatte Kopfschmerzen und war sehr müde. Ich legte mich Nachmittags hin und als mich Michi zum Essen weckte entschied ich mich lieber im Bett zu bleiben und mich auszuruhen. Es hatte mich ordentlich erwischt und ich wollte die nächsten Tage fit sein. Ein Gentleman wie mein Mann nun mal ist, brachte er mir mein Essen ans Bett und gesellte sich dann den restlichen Abend zu den anderen.

    <Einschub von Michi>
    Nach dem Essen entschlossen wir uns noch etwas herum zu laufen. Wie Anita bereits geschrieben hat, waren wir mit dem Hotel oben auf dem Berg. Wir liefen hinter dem Haus hinunter und es gab eine kleine Schlucht. Es gab auch eine kleine Hängebrücke, aber keiner traute sich hinüber. Ich lief um die Schlucht herum und wurde von den anderen bestaunt, dass ich plötzlich drüben stand.

    Wir verbrachten dort einige Zeit und genoßen den Ausblick. Es gab sogar ein paar Couchen, die draußen standen und so genoßen wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang. Danach wurde es schnell frisch und wir gingen hoch zum Foyer des Hotels. Dort gab es eine runde Couch. Irgendwer begann mit der Frage, was war eure schlimmste Reise-Erfahrung. Es ist interessant, wie man die Leute damit kennenlernen kann. Von Unfällen zu verlorenen Gepäck bis mehr war alles mit dabei.

    Von dort brachte Sevda lustige Geschichten auf. Eine hatte sie aus der Arbeit, wo sie im Büro bezüglich Versicherungen gearbeitet hat. Sie teilte sich ihr Büro mit einem Italiener und sie hatten geteilte Kalender, sodass man das Büro nicht mit Kunden doppelt buchte. Leider passierte es einmal und sie sprachen miteinander.

    Sevda meinte, dass ihr griechische Kunde lediglich eine Info zu seiner Gebäuden-Versicherung braucht. Der Kollege meinte, dass bei ihm ein Kunde kommt, der die Versicherung seines Hundes anpassen möchte. Beide Kunden sind sehr entspannt und so wollten sie es versuchen.

    Das Meeting beginnt und der Grieche schenkt dem anderen Kunde immer mehr Aufmerksamkeit als Sevda selbst. Sie versucht ihn immer wieder einzufangen, aber er grinst den anderen Kunden immer wieder an.

    Auch der andere Kunde bekommt es mit und schließlich dreht er sich zu dem Griechen um und fragt: Haben Sie ebenfalls Tiere?

    Der Grieche schaut verwirrt und beginnt zu lachen. Zu Sevda „Der Deutsche ist komisch. Er fragt, ob ich „diere“ habe.“ (Stellt es euch einfach mit griechischem Akzent vor sodass es eher nach „düre“ klingt.). Der Grieche fährt fort. „Natürlich hab ich diere. Wohnzimmerdüre, Küchendüre, Schlafzimmerdüre. Haben sie etwa keine düre?“

    Der deutsche Kunde ist total verwirrt und meinte „Nicht Tür, sonder Tiere. Wie ein Hund Wuff wuff und eine Katze Miao“. Sevda und ihr Kollege mussten sich extrem zusammenreißen.

    Sevda hatte einfach eine so tolle sympathische Art und konnte ihre Geschichten so witzig verpacken. Wir haben alle Tränen gelacht. Bis alle das Gähnen angefangen haben und wir nacheinander ins Bett gegangen sind.
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