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  • Day 9

    Gérard: Der rettende Engel

    August 2, 2023 in Scotland ⋅ ☁️ 13 °C

    Heute wollen wir wieder etwas früher starten, um vor unserer nächsten Station noch eine kleine Wanderung in den Highlands zu machen.

    Doch blöderweise fahre ich uns beim Rausfahren aus unserem Traumstellplatz auf einem nassen Wiesen-Stück fest. Es geht kein vor und kein zurück.

    Genau jetzt bräuchten wir EIGENTLICH sehr gut unsere Auffahrkeile, wenn ich diese nicht beim letzten Stellplatz vergessen hätte. So was doofes … aber naja: hätte, hätte, Fahrradkette …

    Wir versuchen es mit Steinen vor den Reifen … mit der Axt befreien wir uns von Grasnarbe, auf der wir inzwischen hinten aufliegen… das ist zwar alles schon gut, trotzdem bleiben wir stecken … wie kommen wir hier nur wieder raus?

    Ein Jeep kommt vorbei, ich halte ihn an. Gérard und seine Frau Nicole aus der französischen Schweiz wollen uns sehr gerne helfen … schließlich haben sie sogar eine Seilwinde vorne am Auto.

    Die Stelle, wo man ein Abschleppseil theoretisch an unser Auto anbringen könnte, finden und öffnen wir schnell. Doch dummerweise hab ich mich nie darum gekümmert, WO die Renault-eigene Abschleppöse (die man dort erst noch reinstecken muss) in unserem Auto zu finden ist. Es ist zum Mäuse melken.

    Ich bin mir sicher, dass es ganz bestimmt in unserem Werkzeugschrank sei … doch Fehlanzeige.

    Puh, das Adrenalin steigt. Wir suchen überall, Gérard sucht mit … in allen Schränken, Fächern und unter der Motorhaube … Denn auch er hat bereits einen ersten Versuch durchgeführt, den Van rauszufahren … ohne Erfolg.

    Dazu kommt, dass wir quasi kein Telefon- oder LTE-Netz haben. Moment, jetzt doch! In meiner Verzweiflung rufe ich Danki in Canada an und komme irgendwann tatsächlich durch.
    Ich gebe Gérard ein Zeichen, dass es tatsächlich bei meinem Telefonjoker klingelt. Dann geht die Mailbox ran. So ein Mist.

    Bei Danki ist es zwar mitten in der Nacht. Doch mir war klar, dass er sofort Bescheid wüsste, dass es tatsächlich wichtig sei. Denn wenn nicht, würde ich ihn ja nicht anrufen … Offensichtlich hört er es nicht! Ich versuche es noch ein paar Mal, doch keine Chance … mein Anruf geht nicht durch.

    Ich hab so sehr gehofft, dass er mir sagen könnte, wo das Teil ist.

    Puh, so langsam steigt bei mir echt Panik auf. Doch Gérard bleibt die Ruhe in Person. Und zum Glück bleibt es die ganze Zeit auch trocken.

    Gérard sucht nach weiteren Stellen, an denen er das Seil befestigen könnte. Nichts, alles nur Kunststoff …

    Rausziehen fällt also als Option weg. Und nun? Ich hoffe und bete inständig, dass Gérard nicht aufgibt.

    Weitere Steine werden gesucht, anders positioniert. Gérard manövriert vor und zurück. Und schließlich gibt er Gas. Aber so richtig.

    Ich halte den Atem an. Wird er es schaffen? Mir stockt der Atem. Herzklopfen pur! Und ja, er schafft es TATSÄCHLICH!!!!

    Unfassbar!

    Christel und ich sind sooooo erleichtert und glücklich. Noch während Gérard im Auto sitzt, fallen wir schon mal seiner Frau um den Hals! Klatschen und freuen uns so so sehr!

    Auch Gérard drücken wir herzlich, bedanken uns gefühlte tausend Mal und sind so dankbar für die Hilfe der beiden ….

    Ich hab einen Kloß im Hals und weine fast vor Freude und Erleichterung! Und jetzt direkt fast noch einmal, während ich das hier schreibe!

    Meine Güte, habe ich durch diese Aktion wieder viel gelernt …

    Das Zurückfahren zum letzten Stellplatz bringt unsere Auffahrkeile leider NICHT wieder zurück. Da freut sich wohl jetzt jemand anderes darüber. Und ich werde sie nun zu Hause neu beschaffen. Was soll‘s!

    Die ganze Rettungs- und Rückfahraktion kostet uns einiges an Zeit und Nerven, so dass wir nur noch runter von dieser extrem schmalen, einspurigen Straße wollen, bei der es für jeden Fall von Gegenverkehr seitliche Passierstellen mit entsprechendem Rangieren gibt.

    So geht es nun für uns weiter auf die Isle of Skye. Immer mehr der Sonne entgegen.

    Die Fahrt durch die Highlands ist ein Traum. Es ist einfach so unfassbar schön hier!

    Und mit unserem Stellplatz ganz in der Nähe der Fairy Pools haben wir mega Glück! Denn diesmal scheint es hier in der Nähe mit Stellplätzen rar zu sein. Und da wir trotz 17 Uhr hier am Platz die ersten sind, können wir den besten (unverbaubaren) Ausblick auf den Fluss und die Landschaft genießen. Nach uns kommen noch 3 weitere Camper, die sich alle hinter uns stellen. Wir freuen uns wie Bolle. 😊

    Das Wetter ist toll heute. 25 Grad und sonnig/wolkig.

    Durch den recht starken Wind haben wir wieder Glück in Sachen Mücken.
    Gegen Abend wird es dann jedoch sehr frisch. Da bin ich sooo dankbar für unsere Standheizung. Großes Dankeschön an meinen Mann, die haben wir hier in Schottland schon mehrmals gefeiert 😘.

    Da wir hier in der Natur so gut wie keinen Empfang haben, werde ich die Berichte wohl erst wieder später hochladen können.

    Dankbar für so viel Freundlichkeit und Hilfe und glücklich, eine so traumhafte Natur sehen zu dürfen, freue ich mich jetzt aufs Bett. 🛌
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