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  • Day 132

    Diamanten und Hacktätschli para todos

    May 28, 2018 in Panama ⋅ ☁️ 26 °C

    Es gibt sie also auch hier, diese paradiesischen Strände fernab von Massentourismus und All-inclusive-Hotellerie. Auf den kleinen und teils etwas abgelegenen Bocas del Toro Islands an der karibischen Küste Panamas. Herrlich. Vielleicht liegt die Einsamkeit aber auch einfach daran, dass kürzlich die Regenzeit und somit Low-Season begonnen hat. Wir merken davon aber noch nicht viel und den Mossad, der ganz offensichtlich eine zweitägige Betriebsfeier in unserem ersten Hostel veranstaltete, scheint dies ebenfalls nicht zu stören. Wie schon auf den San Blas Islands, ist das Wetter meist auf unserer Seite und Sue ist nach all den Bräunungs-Sessions nachts teilweise schwer auszumachen. Nicht so unter der Dusche, da erinnern ihre Tan-Lines zwischen Hüften und Hupen irgendwie an Kinderschokolade. Naja, wems gefällt. Wie gesagt, ich setze da eher auf noble Blässe und überlasse das ledrige Äussere meinen Schuhen.

    Da wir nicht wie die beiden AG-Mädels mit Tauchschein beschäftigt sind, beschäftigen wir uns grösstenteils mit Schnorcheln und dem hier äusserst beliebten "dolce far niente". Ausserdem spielen wir gelegentlich mit Holzklötzen und einer dreissig Meter Rutsche, von der abgelegenen und - wie wir nach dem erhaltenen Upgrade finden - super geilen Bambuda Lodge direkt ins Meer. Und mit Deep-Boarding lernen wir sogar noch etwas Neues kennen und lieben. Ein Boot zieht eine Art Flügel hinter sich durchs Wasser, an dem man sich festhält und durch geschicktes Kippen abtauchen und vorbei an allerlei Meeresbewohnern durch Korallenriffe "fliegen" kann. Zumindest so lange man die Luft anhalten kann. Ausserdem zeigt uns einer der Guides neben Faultieren und Delphinen ihr eigenes Hollywood. Wie er uns stolz erklärt, würden an diesem Strandabschnitt mehr Sterne am Boden liegen, als auf dem Walk of Fame. Haha, total lustig. Ich würde ja mitlachen, habe aber eben erfahren, dass sich eines meiner Investments anders entwickelt als erhofft. Neben Bitcoins.

    Der ICO des Jane Seymour Diamonds versprach einen Anteil an einem mehrere Millionen teuren blauen Diamanten und die Teilnahme an der Verlosung für ein Dinner im Wert von $1'000'000. Genau, ein dreitägiges Essen für eine Million Dollar. Für mich eine sichere und klare Sache. Das Ding gewinne ich und Diamanten im Portfolio sind auch nie verkehrt. Zusammen mit meinem Freund Marc, der wie ich nie im Casino war und ausschliesslich in todsichere Anlagen investiert, steige ich im grossen Stil ein. Für knapp über hundert Stutz sichern wir uns siegessicher Anteile dieses Millionen-Geschäfts. Um so erstaunter war ich, als ich just in Hollywood die Nachricht erhalte, dass der ICO aufgrund von mangelndem Interesse abgebrochen wurde und man an der Rückzahlung arbeiten würde. Schade. Scheinbar hat ausser uns niemand dieses grandiose Investment verstanden. Tsss.

    Da das Millionen-Dinner vom Tisch ist (anstatt darauf) und wir hier auch sonst keine vollen Terminkalender haben, standen wir während den sieben Tagen in und um Bocas del Toro vergleichsweise viel in der Küche. Trotz rudimentärer Infrastruktur wurde wiedermal richtig und viel gekocht. Das ist (meistens) gut fürs Budget und ich koche auch einfach verdammt gerne. Da der Ofen im zweiten Hostel aber wider erwarten defekt ist, wird aus den geplanten gefüllten Peperoni auf schwarzem Quinoa gestützt von Potato-Wedges eben Zitronen-Quinoa und Peperoni-StirFry mit Hacktätschli auf Champignon-Rahmsauce. Uns und der im gleichen Hostel hausenden AG-Connection hat es trotzdem geschmeckt. Ausserdem sprang bei der Änderung noch eine knusprige Käse-Röschti zum Zmorge raus. Reste gab es keine nennenswerten. Leider.

    Das Highlight in Bocas del Toro sollte ein Showdown am letzten Tag zwischen Sue und mir am Ping-Pong-Tisch werden. Die am Vorabend im angetrunkenen Zustand und kurz vor dem Einschlafen eingegangene Wette lautete 15:0 um hundert Stutz. Es würde also nicht darum gehen, wer gewinnt oder ob Sue einen Punkt macht. Nein, es würde einzig um die Frage gehen, ob ich bei 15 zu erzielenden Punkten einen Fehler machen würde. Mit Kurt als Vorbild (wobei der sich wohl mindestens einen Fehlpunkt als Versicherung ausbedingen würde) und getrieben von grenzenloser Selbstüberschätzung - ein ständiger Begleiter und oft guter Berater in meinem Leben - schien mir die Wette ein No-brainer - wie damals der Jane Seymour Diamond ICO. Natürlich mache ich keinen Fehler! Diese Einstellung relativiert sich bereits beim zweiten Ballwechsel. 1:1. Fuck! Trotzdem, ich würde es wohl wieder genau so machen. Fehlpunkt-Versicherung ist was für Kurt. Der gewinnt zwar deutlich mehr Wetten als ich, aber darum geht es ja nicht. Oder doch?

    So, fertig Panama. Auf nach Costa Rica.
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