• In Banda Aceh lebt es sich gefährlich

    Sep 22–23, 2024 in Indonesia ⋅ ☁️ 33 °C

    Den letzten Tag in Ketambe verbringen wir mit Warten auf den Nachtbus. Also wir machen nichts anderes, als ein bisschen in Ketambe rumlaufen. Da der Ort nur aus ein paar Häuschen und so was ähnlichem wie Geschäften besteht, sind wir nach 20 Minuten wieder zurück, nicht ohne von allen Einwohnern begrüßt, nach dem Namen und woher wir kommen gefragt worden zu sein. Auf dem Weg zurück werden wir von Kindern umlagert, die uns fast bis zur Unterkunft bringen wollen. Gegen 21 Uhr kommt der Bus und es ist nicht wie erwartet ein großer Bus, sondern wieder mal so ein Minibus, der bis auf unsere beiden Plätze mit Indonesiern voll ist, sogar hinten auf dem Gepäck liegt noch jemand. An den Wänden laufen immer mal wieder kleine Kakerlaken rum. Oh, Micha: ich bringe dich um!! Worauf habe ich mich eingelassen! 15 Stunden Fahrt in diesem Drecksteil! Und die Musik wird so laut aufgedreht, dass an Schlaf nicht eine Minute zu denken ist. Außerdem wurde ich noch am Nachmittag von einem Insekt gestochen und nun ist mein Fuß angeschwollen.
    Wir bringen die Fahrt aber irgendwann hinter uns, werden sogar bis zu unserem Hotel nach Banda Aceh gebracht. Und das Hotel (Parkside Alhambra) entschädigt für alles. Das ist mal wirklich schick!! Gute Wahl getroffen!
    Hier in Banda Aceh herrscht die Scharia, so dass z.B. Alkohol verboten ist und genau wie homosexuelle Handlungen oder Ehebruch mit Gefängnis oder Peitschenhieben bestraft wird. Es gibt bis auf einige Ausnahmen auch keine Frau ohne Kopftuch. Aber wie überall in Indonesien sind die Leute nicht extremistisch. Die Frauen sind voll in der Arbeitswelt integriert, fahren allein Moped oder Auto und machen überhaupt alles, was auch Männer machen.
    Da wir nur den Nachmittag in Banda Aceh sind, laufen wir kurze Zeit später los, denn wir wollen zum Tsunami Museum. Banda Aceh war einer der Orte, die mit am heftigsten 2004 vom Tsunami getroffen wurden. Über 100.000 Menschen fielen ihm hier zum Opfer. Fast alles wurde zerstört. Da danach aber die gesamte Infrastruktur mit Hilfe von anderen Ländern wieder aufgebaut wurde, ist hier alles sehr ordentlich und auch sehr sauber. Nirgendwo liegt Müll rum und die meisten Gebäude und Parkanlagen sehen sehr gepflegt aus. Aber der Verkehr ist hier fürchterlich. Man schafft es kaum, über die Straße zu kommen. Als wir 16 Uhr am Tsunami Museum ankommen, ist es leider schon geschlossen. Schade, aber dann wollen wir zum Schiff, das damals ins Inland geschwemmt wurde. Wir müssen eine große Straße überqueren und dann passiert es: Ein Moped kommt auf uns zu, kann nicht mehr bremsen und fährt mich um. Der Fahrer macht sich schnell aus dem Staub. Mein Fuß, der schon vorher vom Insektenstich angeschwollen war) ist verletzt, auch Micha ist am Bein verletzt worden. Die Leute um uns herum, helfen uns erstmal über die Straße und wollen und zum Krankenhaus bringen, aber Gott sei Dank sind wir nicht schlimm verletzt worden. Oh, Mann, wir können einfach nur tausende Dankeschöns ans Universum schicken, das hätte hier das Ende unserer Reise bedeuten können. Ich fange auch gleich an zu weinen, weil ich unter Schock stehe. Im Park gegenüber des Museums, in dem Steine mit Inschriften wie "Danke" und "Frieden" in den Landessprachen der Länder stehen, die nach dem Tsunami geholfen haben, setzen wir uns an einen kleinen Stand und trinken auf den Schock (mangels Alkohol) eine Kokosnuss. Die Besitzerin bringt uns ein Glas mit Eiswürfel, womit ich erstmal meinen blauen, geschwollenen Fuß kühlen kann.
    Dann wollen wir noch zu dem Schiff, aber ich habe mega Angst, irgendeine Straße jetzt hier noch zu überqueren. Das Schiff ist aber nicht weit, als wir dort ankommen, ist das mittlerweile auch schon geschlossen und wir können es nur von außen betrachten. Dieses 2500 Tonnen schwere Stromversorgungsschiff wurde damals 4 km ins Landesinnere geschwemmt - einfach unvorstellbar!!Der Parkwächter dort ist sehr nett und bestellt uns ein Grab-Taxi (wie Uber) und wir lassen uns noch zu dem Boot (Lampulo) fahren, das beim Tsunami auf einem Hausdach gelandet ist. Damals konnten sich 59 Menschen in diesem Boot vor den Fluten retten und angeblich hat man dann festgestellt, dass in dem Boot sogar ein Krokodil mit lag. Der Grab-Taxi-Fahrer wartet auf uns und bringt uns noch zum Restaurant Imperial Kittchen, das im Reiseführer gelobt wird. Das bietet wirklich leckeres Essen an, es sieht auch alles hier so sauber aus, dass ich das erste Mal, seit wir in Indonesien sind, Fleisch esse (Nachdem ich nämlich mal auf einem der ersten Märkte das mit Fliegen übersäte Fleisch gesehen hatte, wurde ich hier ganz schnell zur Vegetarierin. Ich glaube, das würde mir zu Hause keiner glauben, wo ich doch der Carnivore vor dem Herrn bin😅)!
    Dann lassen wir uns wieder mit einem Grab-Taxi ins schicke Hotel bringen - denn: Nein!! Ich laufe hier keinen Meter mehr!
    Neben unserem Hotel ist ein wahnsinnig toller Supermarkt, in dem wir uns noch mit leckeren Sachen eindecken und man alles mögliche westliche (bis natürlich auf Alkohol) bekommen kann, sogar Ritter Sport Schokolade, die extra mit: "aus Deutschland" beworben wird.
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