• Day of Knights: Marienburg

    15 augusti 2024, Polen ⋅ ☀️ 30 °C

    Day of Knights nicht etwa, weil ich mich, gewappnet, gegürtet und als Ritter gewandet, meiner Dame Monika gegenüber in höfischer Minne geübt hätte. Day of Knights deshalb, weil die polnischen Kinder, verkleidet als Burgfräulein und Ritter, in und um die Burg herum und voll Begeisterung ihr Mittelalter spielen. Auch wir sind begeistert, aber auf andere Weise. Denn nach dem Besuch der Marienburg muss ich meine persönliche Rangliste der europäischen Burganlagen neu sortieren. Bisher teilten sich der Palacio Real de Olite und die Festung von Carcassone den ersten Platz. Jetzt aber werden beide auf die Ränge verwiesen. Die Ordensburg der Deutschen Ritter in Marienburg/Malbork ist einzigartig. Schon von der Gesamtfläche ist sie noch vor der Prager Burg die größte Burganlage der Welt. Seit 1309 Hauptsitz des Ordens, entstanden über mehr als 100 Jahre hinweg die Vorburg, die Mittelburg und die Hochburg. Durch die mächtige Toranlage der Vorburg, die als letzte entstand, gelangt man in die Mittelburg. Sie ist nicht nur Festungsanlage, sondern als Sitz des Hochmeisters auch ein beeindruckender gotischer Palast. Der Rittersaaal, auch Remter genannt, beeindruckt durch grazile gotische Bögen und Säulen, ist stattliche 9 Meter hoch und über 35 Meter lang. Noch beeindruckender: Der sich anschließende Hochmeisterpalast. Er ist unter gotischen Bauten einzigartig. Er konnte, wohl wegen seiner meisterhaften Architektur und Statik, nie kopiert werden. Der Hauptsaal weist unzählige gotische Stützbögen auf, die alle von einer einzigen grazilen, mittig angelegten Säule aus schwarzem Marmor getragen werden. Das macht staunen. Die Feinde des Ordens unter Hochmeister Heinrich von Plauen versuchten damals, die im Remter versammelten Ordensritter zu vernichten, indem sie mit einer Kanonenkugel die tragende Säule zerstören wollten. Die Kugel ging fehl und schlug über dem Kamin ein, wo sie noch heute 'feststeckt'.
    Die Hochburg als ältester Teil der Anlage ist im Wesentlichen eine militärische Festung. Aber auch sie prunkt, weil sie die Festung eines Ritterordens ist, mit Kreuzgängen, mit der Marienkirche, die ein hochgotisches Kunstwerk ist, und mit dem Goldenen Tor, durch das die Ritter zum allmorgendlichen Gebet die Marienkirche betraten. Zudem sehenswert die Wirtschaftsräume: Mittelalterliche Mühle, Großküche, Heizöfen, die aus dem Keller heraus warme Luftströme erzeugen und den Hochmeisterpalast erwärmen, und, und ... .Wir lernten, dass die Ritter nur Met und Bier tranken... . Wir haben Stunden in der Burg verbracht, die wie im Fluge vergangen sind. Erwähnenswert auch: Der Audio-Guide nutzt GPS-Daten des Benutzers und gab uns, je nach Aufenthaltsort innerhalb der Burg, stets die passenden, aber auch angenehm kurz gehaltenen Informationen. Digitale Technik trifft auf imposante Historie und macht letztere verständlich. Toll!
    Danach mal wieder: Burgrestaurant und polnischer Bigos, ein Sauerkrauteintopf sowie Kartoffelkuchen mit saurem Gurkensalat und Roten Beten. Wir fangen an, die polnische Küche zu lieben, zumindest in der Variante dieses Restaurants.
    Der Abend dann an unserem See. Morgen Richtuing Gdansk.
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