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august - november 2024
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  • Vor der Tour: Unser Plan

    8. august 2024, Tyskland ⋅ ⛅ 24 °C

    From the east to the westside: two sides of one story

    Die Überschrift ist Programm: Vom Nordosten Polens, von der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad, bis zum portugiesischen Sagres, dem südwestlichen Kap Europas: Das ist die Route für 2024.

    Für die ersten drei Wochen gilt: Warum in die Ferne schweifen? Unser Nachbarland Polen wird Monika und mir viel Unentdecktes und Unbekanntes bieten. Denn dies ist unsere erste gemeinsame Reise in das osteuropäische Kulturland. Natürlich stehen die großen Vier auf dem Programm: Danzig, die alte Hansestadt an der Ostsee. Warschau, die Hauptstadt Polens, die am meisten unter den Folgen des deutschen Überfalls 1939 gelitten hat, die aber zugleich der Ort war, an dem Willy Brandt mit seinem Kniefall die Polen um Vergebung bat und die Aussöhnung einleitete. Dann Krakau, die schillernde Residenz der polnischen Könige, mit  Wawel, dem Königsschloss, der berühmten Kathedrale und dem einzigartigen Tuchmarkt. Zum Abschluss lockt dann Breslau, die Hauptstadt Niederschlesiens, die mit ihrer Dominsel, der prächtigen Universität und dem Rathausplatz zum Weltkultur-Erbe zählt. Vor, zwischen und nach diesen Städten warten die alten Naturlandschaften des Ermlands, der masurischen Seen und der Weichsel auf uns, natürlich auch die Wirkungsstätten des Kopernikus und die Marienburg, Hauptburg des Deutschritterordens. Auf all das und manches Mehr sind wir gespannt und freuen wir uns.

    Danach wenden wir uns nach Westen und reisen in unser Nachbarland Frankreich. Hier gibt es aber keine Rundreise! Nach kurzem Zwischenstop im Burgund ist das Périgord unser Ziel, ein landschaftliches, (prä-)historisches und kulinarisches Kleinod im Südwesten Frankreichs. Wir starten in den grünen Hügellandschaften des  ‚Périgord vert', dann nehmen wir uns Zeit für das ‚Périgord noir', seine tiefen Flusstäler, die altertümlichen Dörfer, die heimliche Hauptstadt Sarlat, und wir besichtigen natürlich die weltberühmten prähistorischen Kultstätten. Durch das ‚Périgord blanc' mit seinen Trüffelmärkten (zur Zeit leider nur Sommertrüffel) geht es in das purpurne Périgord mit seiner Hauptstadt Bergerac. Hier ist pure Weinlandschaft, mit hervorragenden Roten, knackigen Weißen und dem weltberühmten Süßwein Monbazillac.
    Talleyrand, der französische Diplomat und Staatsmann, soll einmal über das Périgord gesagt haben: "In England gibt es dreihundertsechzig Religionen und drei Saucen, im Périgord drei Religionen und dreihundertsechzig Saucen." Also fast für jeden Tag des Jahres eine originäre Sauce.
    Wir werden uns über zwei oder drei Wochen von all dem beeindrucken lassen: Von der Küche des Périgord, die nicht nur wegen ihrer Saucen-Vielfalt als die Beste Frankreichs gilt, von der Vielfalt der Weine, von den prähistorischen Höhlenmalereien der Cro-Magnon-Kultur, von den romantischen Flusstälern, den Burgen und von der Schönheit der kleinen Dörfer und Festungsstädte.

    Danach betreten wir zum Teil ‚bekanntes' Gelände. Zunächst längs des Atlantiks nach Nordspanien, dann über Burgos und Segovia in die altehrwürdige Universitätsstadt Salamanca, unser Hauptziel im Nordwesten Zentralspaniens. Nach einer Stippvisite in dem von uns so geliebten Porto wenden wir uns gen Süden. Durch das Landesinnere Portugals fahren wir Richtung Sagres und campen am südwestlichsten Punkt Europas. Von da entlang der Algarve nach Fuseta oder Tavira. Dort einige Tage Badeurlaub, bevor es ins maurische Südspanien geht. Cadiz, Jerez und Cordoba sind mögliche Stationen. Vielleicht wagen wir auch den Sprung hinüber ins nordafrikanische Marokko. Abschließend genießen wir Valencia, die milde Novembersonne,  das warme Mittelmeer und das Flair dieser herrlichen Stadt.
    So unser Plan. Aber seit Brecht wissen wir:
    „Ja, mach nur einen Plan!
    Sei nur ein großes Licht!
    Und mach dann noch 'nen zweiten Plan.
    Gehn tun sie beide nicht."
    Nun: Wir werden sehen, was uns gelingt und was nicht. Wir sind guten Mutes!
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  • Start gelungen

    11.–12. aug. 2024, Tyskland ⋅ ⛅ 25 °C

    Um halb Neun haben wir den Heimathafen Duisburg verlassen, um 15 Uhr sind wir in den Zielhafen, den Yachthafen Berlin Köpenick, eingelaufen. Und hier - perfektes Seewetter: Blauer Himmel, ein paar Schönwetterwolken, eine leichte Brise und Sommersonne. Wir sitzen zwar nicht an den Stränden der Nordsee oder des Atlantik, aber an den Ufern des Langen Sees, der Dahme, der Spree oder des Müggelsees, die Köpenick zu einer Insel inmitten all dieser Gewässer machen. Deshalb war Copanik auch eine der letzten slawischen Fluchtburgen, die erst im 12. Jahrhundert unter Kaiser Otto I. und von Albrecht dem Starken erobert wurde. Nach kurzer Entspannung an den Quais des Yachthafens ging es für zwei Stunden in die Köpenicker Altstadt. Auf den beiden Flüssen und dem Langen See ein Gewimmel von Freizeitbooten: Motoryachten, Partyflöße, Traditionalisten, flott bewegte Ruderboote. Wir sind hier im Paradies für Freizeitkapitäne. Und die Stimmung ist überall heiter-entspannt. Selbst die bronzene Statue des Hauptmanns von Köpenick, dem Carl Zuckmayr mit seinem Theaterstück ein literarisches Denkmal gesetzt hat, ließ sich zu einem leichten Lächeln verleiten. Wir haben den Spätnachmittag im Strandclub 'Freiheit fünfzehn' und auf dem Traditionssegler 'Ars vivendi' genossen. Danach gute Küche beim Italiener, hier im alten Fährhaus des Yachthafens. Jetzt lassen wir bei einem Glas Wein die Abendsonne langsam, aber spektakulär über Berlin versinken. Wir sind im Urlaub angekommen!Les mer

  • Polen: Erstkontakt, Toruń und Pierogi

    12. august 2024, Polen ⋅ 🌙 16 °C

    Polen: Erstkontakt und Pierogi

    Nach dem Morgenkaffee am Langen See fuhren wir durch endlose, fast menschenleere Waldgebiete Richtung Frankfurt/Oder. Dann, wie von einem anderen Stern, ein gewaltiges Industrie-Areal, hochmodern, fast futuristisch. Und irgendwo dann auch der Schriftzug: ‚TESLA'. Da war sie, die brandneue Industrieansiedlung, die von vielen Natur-Bewegten vorort so heftig kritisiert wird. Als ahnungsloser Westler geht einem letztlich nur eine Frage durch den Kopf: Woher, wenn nicht von diesem Arbeitgeber, sollen hier in Brandenburg und inmitten dieser Waldeinsamkeit die Arbeitsplätze kommen? Die riesigen, vollen Mitarbeiterparkplätze zeugen von der gewaltigen Zahl der neuen Arbeitsplätze.

    Danach die polnische Grenze. Wir konnten Richtung Polen ohne Kontrolle passieren, auf der Gegenseite allerdings ca. 4 Kilometer zumeist LKW-Stau. Die Bundespolizei kontrolliert ganz offensichtlich mit hohem Eifer und genauem Blick. Für die Rückfahrt sollten wir Autobahn-Grenzübergänge dringend vermeiden.
    Dann über Poznan nach Toruń. Auch hier in Polen findet man entweder Birken- oder Kiefernwald. Wenn nicht das, dann Mais-Monokulturen, soweit das Auge reicht. Also viel Landwirtschaft. Die Pilz-Saison scheint grandios. Herrliche Pfifferlinge werden längs der Straßen am Waldesrand angeboten, einmal sogar zusammen mit einigen Geweihen, die effektvoll auf der Kühlerhaube präsentiert wurden. 'Die Hörner' ließ ich mir von meiner Gattin 'nicht aufsetzen', wenngleich sie unbedingt dort anhalten wollte.. Demnächst werden wir zugreifen, aber nur bei den Pfifferlingen. Plötzlich, kurz vor Toruń, am Wegesrand eine der seltenen und deshalb berühmten protestantischen Holzkirchen. In diesen erzkatholischen Landen war den Lutheranern der Kirchbau untersagt. War er ihnen ausnahmsweise erlaubt, dann durften sie neben den prachtvollen und für Jahrhunderte gebauten Steinkirchen der Katholiken nur eine kleine, fast ärmlich wirkende Holzkirche errichten, also ein vergängliches Bauwerk. Nach fünfstündiger Fahrt Toruń. Der Campingplatz, recht leer, liegt an der Weichsel. Und über die Weichselbrücke sind wir nach 10 Minuten in der Toruńer Altstadt. Zum Abend ein kurzer Bummel dorthin. Der erste Eindruck: Das Altstadtzentrum, komplett Weltkultur-Erbe, prunkt mit Originalbauten vom Mittelalter bis ins Barock, vor allem aber mit Backstein-Gotik. Anders als in vielen anderen historischen Welt-Erben hat diese Stadt, die immer noch als Geheim-Tipp gilt, Patina. Vieles ist noch nicht auf Hochglanz und historische Prächtigkeit hin renoviert. Das macht wirklich Eindruck. Morgen dazu mehr. Und dann das besondere Polen-Erlebnis: Die Pierogi in einer Pierogarnia, die uns von den Toruńern wärmstens ans Herz gelegt wurde. Pierogi, von unserer in Polen geborenen Haushaltshilfe empfohlen, sind Teigtaschen und gibt es im Ofen gebacken und/oder gedünstet und/oder in Butter geschmort. Gefüllt waren sie mit Black Pudding (=Blutwurst), mit Hähnchen oder Schweineschulter und Kraut und mehr. Das alles … fett, mächtig, riesig portioniert und, wohlwollend formuliert, sehr speziell und einzigartig im Geschmack. Wir streckten bereits früh die Messer und Gabeln und widmeten uns, beide vom Magenverschluss bedroht, dem leckeren polnischen Bier. Pierogi werden wohl ein einzigartig- einmaliges Polen-Erlebnis bleiben. Zurück ging es dann entlang der Weichsel-Promenade. Hier unzählige junge, gut gelaunte Menschen, zumeist Studenten. Dazu einige moderne und zugleich stimmungsvolle Pavillons, auch zwei kleine Party-Schiffe. Hier war die so alte Stadt so richtig jung. Morgen werden wir hier etwas länger verweilen.... und uns jung fühlen ????
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  • What a wonderful day in ... Toruń

    13. august 2024, Polen ⋅ ☀️ 22 °C

    Nach kühler Nacht, wir haben hier des Morgens tatsächlich äußerst angenehme 13 Grad, und gemütlichem Morgen machten wir uns um 10.30 Uhr auf den Weg in die Altstadt. Zurück waren wir dann erst zum frühen Abend. Und von den acht/neun Stunden in Toruń war uns keine einzige Minute langweilig. Mal ganz einfach gesagt: Toruń ‚haut uns vom Hocker'. Was war da alles zu sehen und zu erleben! Das eindrucksvolle Museum für zeitgenössische Kunst.  Die imposante Sammlung des ehemaligen polnischen Tennisspielers Fibak gehört zu den bedeutendsten des Landes und das sah man auch. Da waren die unzähligen hanseatischen Gassen, die Kaufmannshäuser, mal top-restauriert, mal am Rande des optischen Verfalls (aber immer mit intakter Baustruktur!). Da waren die imposante Ruine der Deutsch-Orden-Burg, die Kopernikus-Universität, das Strafgefängnis, das eher einer Burg denn einer Strafvollzugsanstalt gleicht, der alte Markt mit dem Kopernikus-Denkmal (Terrae Motor Solis caelique Stor Motord/Der die Erde bewegt und die Sonne und den Himmel anhält), da war das historische Puppentheater mit seiner Spieluhr, die die Puppen tanzen ließ, die kleine gemütliche Weinkneipe und das „Take Eat Easy“, das fürwahr keine einfache, sondern eine high-end-Küche bot und uns das Essen nicht nur leicht, sondern zum wahren Vergnügen machte. Und zum Schluss war da die Abendstunde am Ufer der Weichsel, im Liegestuhl und im warmen Licht der untergehenden Sonne.

    Anders formuliert: Es war heute eigentlich nicht viel los in Toruń, aber uns hat's vergnügt!
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  • Ankunft bei den Deutsch-Orden-Rittern

    14.–17. aug. 2024, Polen ⋅ 🌙 21 °C

    Die kurze, ca. 150 Kilometer lange Anfahrt führte uns durch eine jetzt auch attraktive polnische Landschaft, weil zunehmend hügelig und geprägt von Mischwäldern. Der WoMo-Platz in Malbork lässt kaum Wünsche offen. Wir stehen direkt, also mit Kühlerhaube und Frontscheibe, an einem kleinen See, linker Hand fließt die Nogat, die dereinst die Burggräben der Marienburg speiste, und über den Fluss hinweg haben wir einen Panoramablick auf die Marienburg, das größte backstein-gotische Gebäude dieses Planeten. Dazu morgen mehr.
    Kurzfristig wollten wir schon heute besichtigen und morgen nach Gdansk weiterreisen. Wir haben uns dagegen entschieden und sind schon jetzt mit dieser Entscheidung 'im Reinen'. Heute also nur ein gemütlicher Spaziergang um die gewaltige Burganlage. Vorbei an massiven Toranlagen, ging es zunächst zu einer imposanten Reiterstatue des polnischen Königs Kasimir IV, der zusammen mit dem preußischen Bund irgendwann Mitte des 15. Jahrhundert den Deutsch-Ritter-Orden kriegerisch und wirtschaftlich in die Knie zwang. Eine Statue des Hermann von Salza, des Begründers der Burg, sucht man allerdings vergebens. Der wird in Polen, obwohl sein Orden bedeutende zivilisatorische Errungenschaften dort einführte, ausschließlich als Besatzer gesehen. Dann weiter entlang der malerischen Flusslandschaft und zum Abschluss des Spaziergangs ein Piwo in der Außenanlage der Burgwirtschaft. Dort kamen wir in den Genuss einer hervorragenden polnischen Küche. Als veritabler Skeptiker, was Burg- und auch Rathausrestaurants betrifft, wurde ich hier eines Besseren belehrt. Das Restaurant, Mitglied einer Verbindung von Restaurants, die sich europaweit der Pflege der lokal-regionalen Küche verschrieben haben, wurde diesem Anspruch mehr als gerecht. Ich hatte eine frische, in Butter gebratene Forelle aus der Nogat, dazu geröstete Mandeln und gebratene Rote Bete. Monika freute sich über ein Gericht aus hausgemachten Nudeln, Sauerkraut und heimischen Pilzen. Alles Klassiker der hiesigen Küche und perfekt zubereitet. Jetzt sitzen wir in der Abendsonne, direkt am Wasser und lassen den Tag dahinstreichen. Einem Filmtitel folgend, könnte man sagen: "Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss."
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  • Day of Knights: Marienburg

    15. august 2024, Polen ⋅ ☀️ 30 °C

    Day of Knights nicht etwa, weil ich mich, gewappnet, gegürtet und als Ritter gewandet, meiner Dame Monika gegenüber in höfischer Minne geübt hätte. Day of Knights deshalb, weil die polnischen Kinder, verkleidet als Burgfräulein und Ritter, in und um die Burg herum und voll Begeisterung ihr Mittelalter spielen. Auch wir sind begeistert, aber auf andere Weise. Denn nach dem Besuch der Marienburg muss ich meine persönliche Rangliste der europäischen Burganlagen neu sortieren. Bisher teilten sich der Palacio Real de Olite und die Festung von Carcassone den ersten Platz. Jetzt aber werden beide auf die Ränge verwiesen. Die Ordensburg der Deutschen Ritter in Marienburg/Malbork ist einzigartig. Schon von der Gesamtfläche ist sie noch vor der Prager Burg die größte Burganlage der Welt. Seit 1309 Hauptsitz des Ordens, entstanden über mehr als 100 Jahre hinweg die Vorburg, die Mittelburg und die Hochburg. Durch die mächtige Toranlage der Vorburg, die als letzte entstand, gelangt man in die Mittelburg. Sie ist nicht nur Festungsanlage, sondern als Sitz des Hochmeisters auch ein beeindruckender gotischer Palast. Der Rittersaaal, auch Remter genannt, beeindruckt durch grazile gotische Bögen und Säulen, ist stattliche 9 Meter hoch und über 35 Meter lang. Noch beeindruckender: Der sich anschließende Hochmeisterpalast. Er ist unter gotischen Bauten einzigartig. Er konnte, wohl wegen seiner meisterhaften Architektur und Statik, nie kopiert werden. Der Hauptsaal weist unzählige gotische Stützbögen auf, die alle von einer einzigen grazilen, mittig angelegten Säule aus schwarzem Marmor getragen werden. Das macht staunen. Die Feinde des Ordens unter Hochmeister Heinrich von Plauen versuchten damals, die im Remter versammelten Ordensritter zu vernichten, indem sie mit einer Kanonenkugel die tragende Säule zerstören wollten. Die Kugel ging fehl und schlug über dem Kamin ein, wo sie noch heute 'feststeckt'.
    Die Hochburg als ältester Teil der Anlage ist im Wesentlichen eine militärische Festung. Aber auch sie prunkt, weil sie die Festung eines Ritterordens ist, mit Kreuzgängen, mit der Marienkirche, die ein hochgotisches Kunstwerk ist, und mit dem Goldenen Tor, durch das die Ritter zum allmorgendlichen Gebet die Marienkirche betraten. Zudem sehenswert die Wirtschaftsräume: Mittelalterliche Mühle, Großküche, Heizöfen, die aus dem Keller heraus warme Luftströme erzeugen und den Hochmeisterpalast erwärmen, und, und ... .Wir lernten, dass die Ritter nur Met und Bier tranken... . Wir haben Stunden in der Burg verbracht, die wie im Fluge vergangen sind. Erwähnenswert auch: Der Audio-Guide nutzt GPS-Daten des Benutzers und gab uns, je nach Aufenthaltsort innerhalb der Burg, stets die passenden, aber auch angenehm kurz gehaltenen Informationen. Digitale Technik trifft auf imposante Historie und macht letztere verständlich. Toll!
    Danach mal wieder: Burgrestaurant und polnischer Bigos, ein Sauerkrauteintopf sowie Kartoffelkuchen mit saurem Gurkensalat und Roten Beten. Wir fangen an, die polnische Küche zu lieben, zumindest in der Variante dieses Restaurants.
    Der Abend dann an unserem See. Morgen Richtuing Gdansk.
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  • Gdańsk

    16.–18. aug. 2024, Polen ⋅ ☁️ 27 °C

    Bevor wir irgendetwas von Danzig sahen, machte uns zunächst der Campingplatz sprachlos. "Dank" des langen Wochenendes mit Mariä Himmelfahrt war die Stellplatzsuche am Freitag alles andere als eine schöne Himmelfahrt, eher ein Himmelfahrtskommando. Nur die Reservierung verschaffte uns ein kleines Stell-Plätzchen, das uns immerhin die Platzierung der Stühle neben dem WoMo ermöglichte. Neben einigen Holländern und Deutschen sind die Polen in Überzahl. Sie sind weniger wegen Danzig, sondern eher wegen des nah gelegenen Ostsee-Strandes (mit Blick auf Werft und Hafen) hier. Und der war noch voller als der Campingplatz. Eine kurze Stippvisite gestern hat uns gereicht!
    Dann aber endlich Danzig, diese Hansestadt, die in der frühen Neuzeit ebenso wie im 20. Jahrhundert einen festen und bedeutenden Platz in der europäischen Geschichte beanspruchen kann. Mitte des 17. Jahrhunderts war sie die größte Stadt zwischen Moskau und Amsterdam, dominierte den Ostseehandel, war Dreh- und Angelpunkt des europäischen Bernstein-Handels und zudem die größte deutschsprachige Stadt dieser Zeit. Dann im 20. Jhdt. der deutsche Angriff auf die Danziger Westerplatte, mit dem am 1. September 1939 das Elend des zweiten Weltkriegs begann. Und schließlich 1980/81 der Aufstand der Gewerkschaft Solidarność (Solidarität), ohne den die friedliche Revolution in der DDR 1989 kaum möglich geworden wäre.
    Die Westerplatte haben wir nicht besucht.
    Aber das historische Danzig mit Rechtstadt (Główne Miasto), Altstadt (Stare Miasto) und Speicherinsel (Wyspa Spichrzów) und die alten Hafengebiete der Mottlau haben wir erwandert. Und wir haben das alles nicht nur erwandert, sondern auch genossen: Die Straßen und Gassen mit ihren schmalen hohen Bürgerhäusern und deren kunstvoll verzierten Giebeln und 'Beischlägen', den terrassenähnlichen Vorbauten. Die Flaniermeile der Długa/Langgasse mit ihren Brunnen, ihren prunkvollen Kaufmannspalästen. Das Goldene und das Grüne Tor. Den historisierenden Auftritt der Georgsbruderschaft vorm Zeughaus. Den Stockturm, in dessen Peinkeller Monika in Fesseln gelegt wurde. Das alte Hafengebiet, in dem es vor Freizeitbooten nur so wimmelte. Und dann den Straßenmarkt mit seinem Kunsthandwerk, die Bernsteinboutiquen- Danzig nenntsich die 'Stadt des Bernsteins-, die gemütlichen Cafés und das Danziger Jopenbier, das seit dem 15. Jahrhundert hier gebraut wird. Ich denke, wir haben in den zwei Tagen wenig ausgelassen. Unsere Füße waren nach den etlichen Kilometern zwar wund, aber das war es uns mehr als wert! Ich denke, die Bilder werden etwas davon zeigen können.
    Dann waren wir natürlich am Eingang der Danziger Werft, haben dort das Denkmal der gefallenen Werftarbeiter besichtigt und waren im hypermodernen europäischen Zentrum für Solidarität, das sich allerdings, von der EU finanziert, für meinen Geschmack etwas zu 'schick', nämlich hyperschick gibt. Der Museumsshop mit seinen unzähligen Wałęsa-Figuren ist ein herrliches Beispiel dafür, wie Geschichte zur finanzträchtigen Folklore werden kann. Am eindrücklichsten für Monika und mich: Der alte Versammlungssaal, in dem Lech Wałęsa das Abkommen unterzeichnete, in dem die polnische Regierung der Gewerkschaft den Zugang zu den Massenmedien und das Streikrecht zuerkennen musste. Die Zeit unmittelbar danach und das polnische Kriegsrecht habe ich bei meinen Besuchen der Uni Łodz in den frühen 80er Jahren recht hautnah erlebt. In dem kleinen Café, in dem damals die Gewerkschaftler ab und an zusammenkamen, haben Monika und ich, wie das Foto zeigt, heute auch zusammengehockt.
    Jetzt, nach zwei ereignisreichen Tagen, sitzen wir müde, aber zufrieden und glücklich auf unseren Stühlen, dicht ans WoMO gerückt, und pflegen die wunden Füße mit einem Glas Riesling und Grauburgunder.
    Morgen auf nach Masuren!
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  • Welcome to paradise

    18. august 2024, Polen ⋅ ☁️ 24 °C

    Paradies ist zwar kein Ort, sondern ein Zustand. Dennoch kann ich sagen: Wir haben einen kleinen Platz an einem der masurischen Seen gefunden, der den besagten Zustand zumindest kräftig befördert.
    Aber von Anfang an: Recht früh morgens sind wir vom Platz bei Danzig aufgebrochen. Wir wollten den ersten Stau, den auf dem Platz, dringend vermeiden. Gelungen! Dann Richtung Ermland und zum oberländischen Kanal. Und schon die erste Verwirrung: Der Zielort, der lt. Internet ein attraktives Plätzchen zur Besichtigung des alternativen Schiff-Transportes dort böte, war eine Ansiedlung von drei, sehr arm anmutenden Häusern und einem Marien-Kapellchen, mehr allerdings nicht. Die Fahrt dahin war so abenteuerlich, dass wir schon früh einige Zweifel hatten. Und diese Zweifel waren berechtigt. Dann aber, nach weiteren 45 Minuten über schmale Straßen und durch das arme und ländliche Polen, endlich der oberländische Kanal mit seiner so spektakulären Schiffshebewerk-Alternative. Denn hier, in der Welt fast einmalig, fahren die Schiffe auf einen im Wasser versenkten Transportwagen auf, werden verzurrt und dann mit dem Wagen und dank eines raffinierten Seilwerks über Land und die hier so häufigen kleinen Hügel zur Kanal-Fortsetzung jenseits des Hügels transportiert: Ein Werk preußischen Erfindergeistes. Wir hatten Glück und konnten, da ein Schiff gerade heranglitt, die gesamte Prozedur 'live' besichtigen. Eindrucksvoll!
    Danach dann Richtung Masuren zur 'ruska Wieś, einem Tipp von WoMo-Nachbarn in Thorn. Der Platz liegt unweit der russischen Grenze. Auch dorthin, das war wohl heute unser Schicksal, eine Art Odyssee. Denn Google Maps war dem Straßen-Neubau in einem der östlichsten Teile der Masuren nicht gewachsen und leitete uns derart in die Irre, dass wir uns, was den Staßenzustand betraf, wieder im östlichsten Balkan wähnten. Aber mit viel Mühe und einer zusätzlich investierten Stunde fanden wir die 'russische Wiese'. Und die hat Format: Zur Begrüßung drehte ein Adlerpärchen seine Runden über dem See. Der Platz selbst ist klein, in Terrassen angelegt und liegt unmittelbar an einem großen See. Zwar ziemlich abseits von allem, aber dafür ruhig, mit malerischem Blick über das Wasser, ausgestattet mit Paddel- und Ruderbooten, einem kleinen Sandstrand und - morgens - einem Brötchenservice. Soviel Zivilisation muss sein. Nach knapp 330 Kilometern Fahrt auf kleinen Landstraßen hängen wir hier ab, sind ein wenig über den See gerudert, ein wenig geschwommen und haben uns zum ersten Mal auf dieser Tour das Abendmahl selbst zubereitet. All das zusammengenommen, hat uns an diesem versteckten Ort der Masuren dem Zustand nahe gebracht, den man als fast paradiesisch bezeichnen könnte.
    Zur Nacht hin Wetterleuchten über dem See. Die Schwüle und die Unwetter, die NRW vor Tagen heimgesucht haben, erreichen uns jetzt in abgeschwächter Form hier. Kein Unwetter, aber ein optisches Spektakel.
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  • Kleine Landpartie ans Wasser

    19. august 2024, Polen ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach zwei/drei Morgenstunden am See ging es in einer kleinen Landpartie (50 Kilometer) durch die masurischen Wälder zum Hafenstädtchen Mikolajki. Auf dem Weg ein kurzer Stopp in Wojnovo. Dort lebt bis heute eine kleine strenggläubig-orthodoxe Gemeinde, die einstmals das zaristische Russland verlassen musste. Sie waren nicht bereit, den Zaren als Oberhaupt ihrer Kirche anzuerkennen. Der Große Fritz hat ihnen dann in Masuren, dem damaligen Preußen, 'Asyl' gewährt. Bedingung: Teile der unwirtlichen und wilden Wälder Masurens urbar machen. Das haben sie auch getan. Und bis heute hat diese inzwischen kleine Glaubensgemeinschaft ihre alte Kultur bewahrt und lebt sehr abgeschirmt ihr sehr eigenes und selbstbestimmtes Leben. Zugang zu Kirche, zu Kloster und zu den Wohnstätten wird nicht gewährt.
    Dann auf dem Weg nach Mikolajki sehen wir an den zahllosen kleinen Flüssen, die die Seen verbinden, Kanu-Vermieter: Ein offensichtlich lohnendes Gewerbe.
    Mikolajki ist eine zwischen Moderne, Tourismus und Althergebrachtem, zwischen neuem Reichtum und Armut schwankende Hafenstadt, die, obwohl im Binnenland gelegen, fast die Atmosphäre eines Seehafens vermittelt. Am Yachthafen modernste Hotels, eines sogar mit fünf Sternen, eine Unmenge an großen und kleinen Yachten, Charterboote und natürlich auch die übliche Tourismus-Meile. Im Hinterland des Ortes dann eher traditionelles, z.T. auch armes Polen. Wir haben das alles in einem ersten abendlichen Bummel ein wenig kennengelernt und uns danach in einem sehr guten Restaurant mit traditionell-polnischer Küche verwöhnen lassen: Masurische Fischsuppe und slawische Pierogi mit Sauerrahm für mich, Himbeer-Suppe und Wildbraten vom masurischen Wildschwein, serviert mit Roten Beten, für Monika. Lecker! Morgen geht's da noch mal hin. Das war soooo gut! Und deshalb gilt morgen für uns: Never change a good restaurant.
    Der Campingplatz liegt fußläufig zum Hafen. Wir haben, dank Reservierung, einen schönen großen Platz. Heute zum späten Abend ist ein 'Rollendes Hotel' hier eingetroffen. Ein Bus mit ca. 25 Sitzplätzen und ebenso vielen, ich würde sagen, Schlaf-Schubladen. Skurril!
    Morgen wollen wir, wenn das Wetter mitspielt, per Rad an und um die hiesigen Seen. Schon jetzt ist 'sure': Masuren was surely a good choice.
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  • See- und Waldeslust

    21. august 2024, Polen ⋅ ☁️ 18 °C

    Während ich diese Zeilen schreibe, erleben wir doch tatsächlich den ersten richtigen Regen unserer Polenreise. Vorgestern und gestern war das Wetter fast mediterran, gestern Abend sogar begleitet von einem veritablen Zikaden-Orchester.
    Dienstag, also gestern, war eine Radtour angesagt. Zunächst auf anforderungsreichen Sandwegen - denn Polen ist auf Sand gebaut: das ist wörtlich und nicht metaphorisch gesagt - und durch die dichten und fast menschenleeren masurischen Wälder bis zu einer kleinen Seil-getriebenen Fähre, mit der wir den Jezioro Mikołajski querten. Weiter ging es auf bewaldeter Strecke mit Zwischenstation an mehreren malerischen Buchten und dann schließlich zum Ufer des Jezioro Sniardrwy, dem größten See hier bei Mikolajki, etwa 34 Quadratkilometer größer als der Chiemsee. Dieser und die anderen Seen beherbergen Aale, Zander, Welse, Plötze (karpfenähnlich) u.a. In den Buchten tummeln sich viele kleine und größere Motor- und Segelyachten, vereinzelt auch von Clubs sportlich bewegte Ruderboote. In den Häfen außerhalb des 'mondänen' Mikołajki liegen einfache Boote, manchmal direkt neben dem Schilf, die Gastronomie, wenn es denn eine gibt, ähnelt eher einem Imbiss und Wasser gibt es manchmal nur aus einer altertümlichen Wasserpumpe. Während die Boote auf dem Wasser schaukeln, werden selbst gesuchte Steinpilze in der Sonne getrocknet oder frisch geerntete Cranberries zum Verzehr angeboten: Freizeitkultur, sehr einfach, sehr entspannt. Auf der Fahrt durch die Wälder dann mehrfach Schilder mit der Aufschrift: Vorsicht - gefährliche Pferde. Kein Scherz, sondern der Hinweis darauf, dass hier Wildpferde gezüchtet werden, unmittelbare Nachkommen der Tarpans, die die einstmals so gefürchteten mongolischen Krieger fast durch ganz Europa getragen haben. Am Ufer des Śniardwy-Sees fanden wir einen Pferdehof und auf dessen Weiden einige dieser Tiere, die mit ihrem Aalstrich sehr an die westfälischen Wildpferde in Dülmen erinnern. Nach 45 Kilometern Radstrecke in unserem Heimathafen angekommen, verbrachten wir dort einige schöne Abendstunden in fast südlicher Atmosphäre.
    Wer hier im Mikolajki segelt, sonstwie Boot fährt oder an den Ufern radelt, muss nicht Meer/mehr sehen. Die vier Seen, die vom Hafen aus direkt erreichbar sind, bieten Meer/mehr als genug.
    Heute dann ein ausgedehnter Spaziergang an den Seeufern von Mikołajki, mit Rast in zwei gemütlich- luxuriösen Bars, in denen wir die Zeit verstreichen ließen, den Flaneuren, den jungen und weniger jungen Anglern und dem Spiel der zahllosen Boote zusahen. Auf dem Rückweg hat Monika, wie ein Foto zeigt, einen Satz grätenloser Fische aufgetan. Wie küchentauglich die sind, werden wir allerdings nicht ausprobieren.
    Nun lassen wir die Zeit in Masuren in einem letzten Abend ausklingen.
    Noch erwähnenswert: Wir haben hier auf dem Platz ein uns sehr beeindruckendes Elternpaar kennengelernt. Sie sind mit ihrem sehr schwer behinderten und an den Rollstuhl gefesselten Sohn Felix in Polen und Ungarn unterwegs. Ihr WoMo ist ein 18 Tonner von Phönix, den er, Ingenieur, behindertengerecht umgebaut hat. Wir waren und sind fasziniert von der lebensbejahenden Art, in der diese Eltern ihr familiäres Schicksal nicht nur tragen, sondern positiv leben. Ob auf Kanutour, beim abendlichen Essen, beim Spaziergang oder hier auf dem Platz: Der Junge ist stets vollwertiges Mitglied der kleinen Familie, der Umgang mit ihm ist liebevoll, fürsorglich, aber immer auch konsequent. Diese Familie hat bei uns Eindruck hinterlassen!
    Morgen Warschau!
    P.S.: Gestern Abend ist hier eine für mich neue Art von Zeltbus eingetroffen. Ein geländegängiger LKW mit 15 Sitzplätzen und ebensovielen Zeltschlafplätzen auf dem Dach. Mit dem Gefährt geht es, so die Auskunft bei Nachfrage, über abseitige Wege direkt an die Ufer der Seen. Das alles als Pauschalangebot. Die Stehplätze an den Seen sind von der hiesigen Tourismusbehörde genehmigt.
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