• Antarktis 🧊 - unser 7. Kontinent

    Dec 1–11, Bransfieldstraße ⋅ ☀️ -2 °C

    Vom Hafen in Ushuaia startete unsere Reise zur Antarktis am Nachmittag. Hier hatten sich bereits einige Luxus-Kreuzfahrtschiffe versammelt, an denen wir getrost vorbeilaufen konnten, denn unser Schiff wartete am Ende des Docks auf uns – die MV Ushuaia. Im Gegensatz zu den anderen Schiffen ist die MV Ushuaia deutlich kleiner und auf das „Nötigste“ reduziert. Hier finden knapp 80 Passagiere und 40 Crew-Mitglieder Platz. Neben dem günstigeren Preis haben wir uns bewusst für ein kleines Schiff entschieden, da wir so eine „echtere“ Erfahrung ohne Ablenkung erleben wollten.

    Am Schiff bezogen wir zuerst unser Zimmer für die nächsten elf Tage, bevor es eine Vorstellung des Expeditionsteams sowie einige Sicherheitsanweisungen gab. Kurz darauf begann unsere Expedition und wir verließen den Hafen.

    Die ersten beiden Tage passierten wir die berüchtigte Drake-Passage. Die Bedingungen sind in diesem Abschnitt so rau, dass das Schiff permanent von einer Seite zur anderen schaukelt. Die Ärztin an Bord verteilt daher Tabletten gegen Seekrankheit und wird liebevoll „Candy-Man“ genannt. Das Schiff wankte so stark, dass sogar das Duschen untersagt war und alle Gegenstände fest verstaut werden mussten. Zu unserem Glück hatten wir – glaubt man der Crew – eine vergleichsweise ruhige Überfahrt. Viele Passagiere hatten dennoch stark zu kämpfen, und auch Antra war in den ersten beiden Tagen nicht richtig fit. Die Zeit der Durchquerung verbrachten wir mit Essen und gelegentlichen Vorlesungen des Teams über die Antarktis, ihre Bedeutung und die verschiedenen Wale, Robben und Pinguine, die wir hier antreffen können.

    Am dritten Tag hatten wir unser Ziel, die Antarktis, endlich erreicht – und das eigentliche Abenteuer konnte beginnen. Der Ablauf der folgenden sechs Tage sah dabei sehr ähnlich aus:

    07:00 Uhr – Frühstück
    08:30 Uhr – Landing: Besuch verschiedener Inseln oder des Festlands der Antarktis mit kleinen Speedbooten (Zodiacs)
    12:00 Uhr – Mittagessen
    15:00 Uhr – Zweiter Landgang
    19:00 Uhr – Abendessen
    20:30 Uhr – Vorlesung, Filme oder gemeinsame Abende

    Ehrlich gesagt hatten wir keine richtige Vorstellung davon, wie unsere Zeit hier werden würde und was wir erleben könnten. Die fünf Tage, die wir hier verbringen durften, gehören aber mit Sicherheit zu den schönsten Reiseerfahrungen, die wir bisher gemacht haben. Gleichzeitig ist es sehr schwer zu beschreiben, was wir erleben durften. Die Ausmaße der Antarktis mit ihren Eisbergen und Gletschern sind einfach gigantisch – hier gilt wirklich: „Man muss es selbst gesehen haben.“ Das Wetter ist unberechenbar; wir hatten alles von sonnigen Tagen bis zu starkem Schneefall.

    Während unserer Landgänge konnten wir verschiedene Pinguinarten ungestört beobachten und zusehen, wie sie miteinander kommunizieren, ihre Pinguinstraßen nutzen (um schneller voranzukommen), Steine für ihre Nester sammeln oder Eier ausbrüten. Zur gleichen Zeit kreisten riesige Sturmvögel und Albatrosse (mit bis zu über 3 m Spannweite) am Himmel auf der Suche nach Nahrung. Auf dem Eis oder auf Eisschollen ruhten sich große Robben aus, um sich zu erholen und aufzuwärmen. Auch einen aktiven Vulkan auf einer unwirklich wirkenden Insel konnten wir besuchen. Von nahezu jedem Aussichtspunkt oder vom Boot aus konnte man Wale – meist Buckelwale – an der Oberfläche beobachten. Die Beobachtungen sind übrigens rund um die Uhr möglich, da es während der Sommermonate nie dunkel wird und man ohne Uhr nicht wüsste, wie spät es ist. Außerdem besuchten wir eine argentinische Forschungsstation und konnten auf einer anderen Insel ein riesiges Walskelett anschauen. Die Temperaturen lagen meistens so bei -5 bis +3 Grad. Auch die Wassertemperatur liegt Nahe am Gefrierpunkt. Bei Schnee konnten wir zuschauen, wie dieser auf der Wasseroberfläche direkt zu Eis wurde und sich innerhalb Minuten eine dünne Eisschicht bildete. An einem der sonnigen Tage fuhren wir mit den Zodiacs an einen kleinen Strand, um das erste Mal „baden“ zu gehen. Und das Wasser ist wirklich eiskalt!!!🥶 Aber zum Glück wartete am Schiff eine warme Dusche auf uns.

    Ein weiteres Highlight war die Durchsage unseres Expeditionsleiters Lucas gegen 06:00 Uhr morgens, dass sich rund um unser Schiff Orcas versammelt hatten. Also ging es schnell in die Expeditionskleidung und hinaus an Deck. Von hier konnten wir eine Gruppe von etwa 14 Orcas – darunter auch Jungtiere – über eine Stunde lang beobachten. Sie kamen sehr nah an das Schiff. Ein unvergesslicher Augenblick und Tiere, die ich schon lange sehen wollte.

    Ein weiterer unvergesslicher Moment war unsere Verlobung. Nach einem Aufstieg auf einen schneebedeckten Berg hatten wir eine traumhafte Aussicht auf die umliegenden Eisberge und die Antarktis. Hier fühlte sich alles richtig an – und ich stellte Antra die Frage, ob sie mich heiraten wolle. Nach kurzem Überlegen und einem Telefonat mit ihrer Mom sagte sie Ja. 💍

    Neben diesen vielen tollen Momenten konnten wir auch wunderbare Menschen an Bord kennenlernen. Die meisten Tische im Essensraum sind für vier Personen ausgelegt, sodass man fast immer mit anderen zusammensitzt und viele spannende Geschichten hört. So trafen wir Roul und Mike, zwei homosexuelle Ärzte aus den Niederlanden, die seit fünf Jahren in einem über eine Million Euro teuren Wohnmobil auf Reisen sind. Oder Steve, der leider an Krebs erkrankt ist und noch so viel wie möglich erleben möchte.

    Der komplette Trip hat sich wirklich gelohnt, und wir sind sehr dankbar, dass wir uns nach langem Überlegen für die Antarktisreise entschieden haben. Die Reise ist zwar nicht günstig, aber wir haben am Ende mehr bekommen, als wir erwartet hätten. Einen großen Anteil hatte auch das großartige Team, das schon nach wenigen Stunden unsere Namen kannte und unglaublich fürsorglich war. Antra, beim Essen etwas wählerisch, hat sich mit der Chef-Kellnerin Carla angefreundet und bekam immer ein eigenes Gericht, das meistens nicht auf dem Menü stand. Der Barkeeper Fabian legte während der Talent-Show mehrere (leider) unvergessliche Tanzauftritte hin. 🕺

    Am neunten Tag ging es für uns dann wieder durch die Drake-Passage zurück nach Ushuaia. Bevor wir dort ankamen, gab es am letzten Tag nochmal ein Rückblick der Crew auf die vergangenen Tage und ein paar Abschiedsgeschenke samt eines Antarktis-Zertifikats. Nun geht es weiter nach Buenos Aires.

    DANKE, Antarktis, für diese unfassbare Zeit!
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