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  • Day 4

    Oberammergau Tag 3

    August 10, 2019 in Austria ⋅ ⛅ 21 °C

    Geschlafen hab ich schlecht und bin dann dementsprechend früh aufgewacht, obwohl wir Ausschlafen wollten, da ich nicht mehr liegen konnte. Die Nachwehen von gestern. Ab den ersten Bewegungen ging es aber erstaunlich gut, wahrscheinlich weil ich meinen protestierenden Körperzellen angedroht hatte, falls sie sich nicht etwas kooperativer zeigen sollten, werde ich das Pensum noch erhöhen. Na, geht doch! Also heute keine faule Haut, sondern rein in die Klamotten und Richtung Berg. Die Mehrseillängen Tour müssen wir abschreiben, heute soll es nass werden und wenn man aus dem Fenster sieht, hängen die Wolken schon in den Bergen, aber warm ist es. Wir planen den Aufstieg zum Laberkopf über die Schartensteine und ich liebäugel mit einem kniefreundlichen Abstieg via Seilbahn, mal sehen. Christians Idee mit dem Auto bis zur Talstation der Seilbahn zu fahren erweist sich zumindest als gute Ausgangssituation. Auf dem Parkplatz angekommen, fällt mir wieder eine Besonderheit dieses Landstriches auf, permanent läuten die Glocken, entweder die der Kühe oder die der Kirchen, oft beides. Ein leichter Nieselregen begleitete uns auf unserem Weg zum Gipfel, das bedeutet Regenkleidung und wiedermal schmoren im eigenen Saft. Über Serpentinenwege schrauben wir uns langsam in die Höhe, die an manchen Stellen Respekt und Achtsamkeit fordert, da es immer wieder glitschige Steine und Wurzeln gibt. Allein der Blick nach unten genügt, wenn mal ein Abhang nicht mit Bäumen gesäumt ist, sondern eine Wiese steil nach unten verläuft, weiß man das man da nicht abrutschen will. Kühe kreuzen unseren Weg, denen wir sicherheitshalber ausweichen, man weiß ja nie was eine Kuh so unter Umständen zum Tritt nach hinten bewegt. Während ich mich stetig einen Fuß vor den anderen aufwärts schiebe, fällt mir das bayrische Urgestein ein, dem wir gestern begegnet sind, auf unserem Weg ins Tal. Krummbeinig mit kleinen Schritten, in der Hand den Wurzelstock, auf dem Rücken ein kleiner Rucksack, Papier auf der Nase gegen die Sonne, Sonnenbrille und Schlapphut bewegte er sich stetig abwärts. Da ich mir zwischen durch meine Zehen bepflastern musste, hat er uns sogar zwei mal überholt. Er läuft sicher, kein Rutschen, kein Straucheln, obwohl der Weg recht steil ist. Ich stell mir vor das er das jeden Tag macht, rauf und runter, bis er eines Tages immer langsamer wird, an einer besonders schönen Stelle mit weitem Blick ins Tal stehen bleibt, Wurzeln schlägt und zu einem knorrigen Baum wird. Er passt einfach hier her. Je weiter wir nach oben kommen, um so mehr hüllt sich der Berg in Wolken, der Regen wird vom Nebel abgelöst, so das wir oben auf die viel gepriesene Aussicht zur Zugspitze und zum wilden Kaiser verzichten müssen. Trotzdem, eine außerordentlich schöne Tour mit kleinen Miniklettereien und Gratwegen und bei weitem schwieriger als wir dachten. Die alte Seilbahn ist erreicht, wir genehmigen uns den Weg nach unten. Wenn jetzt die Wolken für einen kurzen Moment aufreißen würden, hätten wir einen gigantischen Blick ins Tal, aber alles kann man ja bekanntlich nicht haben.Read more