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  • Day 51

    In bunt-gestreiften Höhen

    March 30, 2023 in Peru ⋅ 🌧 4 °C

    Dem Fahrer ist man immer ausgeliefert: Seinen Fahrkünsten, seinem Temperament und seinem Musikgeschmack. Auf unserer Fahrt heute zu den Regenbogen Bergen konnten die ersten beiden Kompetenzen mit „gut“ bewertet werden. Die musikalische Untermalung unserer Fahrt punktete auf den oberen Rängen „Blutiges Ohr“ und „Weichgedudelte Birne“. Das Genre ist Ramba-Zamba-Folklore-Gejaule auf Speed, immer mit viel corazón. Tortourismus pur.

    Wir verlassen Cusco um 6:00 Richtung Süden. Auf beiden Seiten des weiten Tals Berge, wie mit dunkelgrünem Samt bezogen, der viele Falten wirft.
    Nach einer Stunde machen wir einen Frühstücksstopp.
    Entlang der Straße reihen sich einfache Orte, die sich alle auf jeweils ein „Gewerbe“ spezialisiert zu haben scheinen, dessen Waren sie am Straßenrand anbieten.
    Da gibt es das Örtchen für alles, was man mit einem Grill und Meerschweinchen machen kann.
    Die Bäckerortschaft, speziell für runde Brote.
    Ein Städtchen präsentiert ein umfassendes Baumarkt-Sortiment.
    Und ganz beliebt: San Antonio, anscheinend Monopolist für gebratene Schweinehaut en Gros. Ruben muss hier natürlich halten und uns große Mengen Kostproben kaufen. Unsere Bewertungen liegen zwischen sehr lecker (R.) und ekelhaft (C.).

    Wir biegen von der Straße in ein wild-romantisches Hochtal ab. Fruchtbare Felder, die sich weit die terrassierten Hänge hinaufziehen, die Morgensonne bescheint wärmend kleine Lehmhäuser und Steinmauern, geschmückt mit bunten Blumen. Ein Gletscherbach springt über Felsen und auf moosgrünen Weiden grasen Kühe, Pferde, Alpakas.
    Frisch gescheitelte Schulkinder in ihren roten Uniformen kommen uns entgegen.
    Hinter dieser Idylle verbirgt sich jedoch harte Arbeit, ein sehr einfaches entbehrungsreiches Leben, oftmals Armut.

    Die unbefestigte Piste endet eine Dreiviertelstunde später auf 4400 m an einem Parkplatz.
    Ab hier muss gelaufen werden oder man kann sich von einem der Quechua Pferde bis etwas unterhalb des Gipfels hinaufreiten lassen.
    Wir stapfen los. Sehr langsam. Bloß keine all zu große Sauerstoffschuld aufbauen.
    Unser Guide Ruben singt und pfeift etwas gemein und enervierend Helene Fischer Lieder, „Atemlos“…
    Die letzten hundert Meter sind dann richtig steil und wir setzten unsere Schritte in Zeitlupe. Und keuchen trotzdem wie die Dampflok. Sehr anstrengend.
    Dann haben wir den Gipfel bei 5036 m erreicht. So hoch waren wir noch nie! Gratulation!

    Alleine sind wir allerdings hier oben nicht. Was tun junge Menschen nicht alles für ein Instagram Foto. Wir knipsen auch, diesmal jedoch ohne das Gepose, dafür fehlen uns die Luft und das Talent.

    Die Vinikunka Berge sind dann wirklich surreal. Ein bisschen wie gestreifte Lollies. Einfach abgefahren.
    Bis vor gut 20 Jahren waren sie noch mit Schnee und Eis bedeckt, erst als diese abgeschmolzen waren, kamen farblich geschichtete Berge zum Vorschein, hervorgerufen durch sieben unterschiedliche Mineralienschichten. Durch Plattentektonik wurden sie von waagrecht auf fast senkrecht gestellt.

    Der Abstieg geht dann federleicht, wie von selbst. Alle Anstrengungen sind vergessen. Regen kommt auf.

    Auf der Rückfahrt kehren wir zu einem späten Mittagessen mit Produkten der Region ein und wieder begegnen uns Kinder in Uniform. Schule aus, wir gehen nach Haus.
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