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  • Day 13

    Torrent de Pareis

    September 21, 2023 in Spain ⋅ ☁️ 25 °C

    Endlich ist es soweit - mein persönliches Highlight dieses Urlaubs steht an.
    Die Tour durch die Schlucht Torrent de Pareis gilt als das Spektakulärste, aber auch als das Anstrengendste und Schwerste, was Mallorca so zu bieten hat.

    Und das erkennt man: Jährlich gab es hier zuletzt 70 Rettungseinsätze. Ungeübten wird wärmstens ein Guide für die Wanderung empfohlen. Klettererfahrung soll von Vorteil sein, sicherheitshalber am besten ein Seil mitnehmen und wenn man einmal drin ist, gibt es kein Zurück mehr. 5 Stunden One-way kraxeln, klettern, rutschen, hüpfen und vor allem Weg suchen.
    Naja, wer uns kennt, weiß: Genau sowas lässt Cathi-Augen ja leuchten.😅
    Schon auf Korsika haben wir Schluchtenwanderungen mit Canyoning- und Klettereinlagen auf eigene Faust gemacht und das waren mit die genialsten Touren, die wir außerhalb der Alpen hatten. Also kann das hier ja nur mindestens genauso toll werden...?!

    Bedeutet aber nicht, dass wir uns blindlings in so eine Unternehmung hinein stürzen. Vorbereitung muss sein.
    Nach Analyse diverser Beschreibungen und detaillierter Youtube-Videos wird klar: Sieht wohl machbar aus.
    Zudem haben wir tatsächlich für den Notfall ein Seil, Gurt und ein paar Karabiner mit. Sicher ist sicher, denn wir sind heute wieder nicht alleine unterwegs.
    Unser Kumpel Max begleitet uns und mit ihm auch sein Papa und dessen Freundin. Der Plan für die gemeinsame Tour stand schon länger, sodass wir extra noch ein paar Tage auf ihre Ankunft auf Mallorca gewartet haben.

    Das Einzige, was da jetzt noch dazwischen kommen könnte, ist unser Timing mit dem Wetter. Sonst ist die Schlucht im September ja mangels Niederschlag optimal begehbar, jedoch gab es ausgerechnet vorgestern Nacht ein Unwetter mit Starkregen. Dieser soll aber eher im Süden der Insel runter gekommen sein, also in einer anderen Ecke. Die letzte Information zum Zustand in der Schlucht ist 3 Tage alt und lautet: Jo, ist begehbar.

    Hmmm... nach kurzer Beratung wollen wir es wagen. Probieren geht über Studieren. Wenn nicht, müssen wir wohl doch wieder zurück klettern.

    Und so starten wir auf einem Parkplatz an einem Bergsattel den einstündigen Abstieg zur Schlucht. Dieser erinnert uns stark an unsere Tour vom Sonntag, denn wir sehen den Puig Roig und die Polizeikaserne im Nirgendwo, der Weg hat zudem die gleiche Beschaffenheit wie vor ein paar Tagen: hohes und scharfes Trockengras, alles verwachsen und schlecht erkennbar. Zudem ordentlich steil. Hach, was haben wir es vermisst! Die Beine kriegen wieder frische Schrammen, wie schön.

    Die Schlucht ist bald von Weitem zu sehen und macht schon von dort einen imposanten Eindruck. Wow.
    Dieser bestätigt sich dann auch. Rechts und links türmen sich die Wände bis zu 200 Meter hoch, in der Mitte sieht es aus, als hätte ein Riese eine Packung Monster- Murmeln ausgekippt. Steine über Steine und dazwischen ein paar Pfützen. Wir sind begeistert!
    Der Weg macht richtig Spaß. Noch müssen wir nicht wirklich den Weg suchen, der Fels ist trocken und super griffig, die Kletterstellen interessant, trotzdem noch harmlos.
    Auffällig nur, dass die Pfützen immer größer und tiefer werden. Hmmm...

    Irgendwann kommt uns eine Gruppe entgegen und spricht uns an. Es ist ein Guide mit Klienten. Er musste leider umdrehen. Zuviel Wasser, es ist eher eine Canyoning Tour und für manche Stellen braucht man heute ein 30 Meter Seil (unseres ist zu kurz). Wir können noch 10 Minuten weiter laufen, aber dann ist Schluß, meint der Guide. Er rät uns dringend davon ab, weiter zu gehen.
    Später sollen wir erfahren, dass der Regen gestern so stark war, dass Palma teils überschwemmt wurde. Es wurden mehrere Rekorde bei der Niederschlagsmenge gebrochen.

    Och nö. Was für ein Käse.
    Wir befolgen seinen Rat und laufen noch ein paar Minuten weiter. Hier sieht man dann das Übel. Man klettert einen großen Block ab und würde nur schwimmend eine Gumpe queren können. Der weitere Weg ist nass, sprich komplett unter Wasser.
    Wir hätten zwar grds. auch Badesachen dabei, aber man weiß ja nie, wann es doch zu schwierig wird und ob dann noch eine Rückkehr möglich ist.

    Es hilft alles nichts. Seufz. Wir machen eine Mittagspause und trösten uns mit Käsebrot und Nüssen, bevor wir kehrt machen müssen.
    Es warten 500 Hm Aufstieg auf uns, das dämliche Schneidegras winkt uns schon freudig zu. Doppelseufz.

    Nachdem wir wieder oben angekommen sind, holen wir noch das zweite Auto ab, was am eigentlichen Ziel, der Bucht Sa Calobra steht. Erreichbar nur über eine Serpentinenstraße, die genauso eindrucksvoll wie übervölkert ist. Stau inklusive, weil ein Reisebus stecken geblieben ist.

    Sa Calobra selbst ist wieder so ein absoluter Insta-Spot. Hunderte Menschen in teils wilden Outfits, gefühlt 20 Cafes, ein Kieselstrand. Wir trinken noch einen Kaffee und schauen uns den Ausgang der Schlucht an. Hier wären wir raus gekommen, wenn alles geklappt hätte.
    Tatsächlich kommen uns 3 klitschnasse Männer entgegen. Wir sprechen sie an.
    Die wussten es nicht besser und sind weiter gegangen. Mussten dann aber mehr schwimmen als alles andere. Zwei von denen sind versierte Kletterer und fanden die Klettereinlagen "ganz angenehm". Bevor ich jetzt aber neidisch werde: Sie hatten zu dritt nur einen kleinen Kulturbeutel als Ausrüstung bei sich, entsprechend kein Wasser und Essen dabei. Ein Handy ist bei dem Wagnis auch kaputt gegangen.

    Also alles richtig gemacht. Immerhin haben wir jetzt einen Eindruck. Und dieser war bereits so gut, dass ich sagen kann: Mallorca, wir kommen wieder. Alleine um diese Schlucht komplett zu besuchen.
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