• Erste Stolperschritte

    16 februari 2024, Costa Rica ⋅ ☁️ 25 °C

    9406 Kilometer, 12 Stunden, 2 Filme und ein im Ganzen verschlungenes Buch später kommen wir bei muckeligen Temperaturen in San José an.

    Erster Eindruck: Man braucht Geduld.
    Eine Stunde warten für Immigration Prozess, dann nochmal eine halbe Stunde fürs Gepäck und auch der Verkehr in der Rush Hour entpuppt sich als seltsam Berlin-vertraut (45 Minuten für 7,4 Kilometer). Aber immerhin, Koffer sind da, wir sind da, und noch ist auch kein todeswilliger Rollerfahrer in den Shuttle genietet (was hier scheinbar eh nur eine Frage der Zeit ist).

    Wir fühlen uns durch den 31 h - Tag leicht verschoben und sind mehr als dankbar angesichts des Transport-Services, den ich vor Ewigkeiten zu unserer ersten Unterkunft gebucht habe. Ab morgen geht es dann mit Mietwagen so richtig auf eigene Faust los.

    Die nette Shuttle-Fahrerin gibt mir dabei einige Gelegenheiten, meine mühsam auf Duolingo erworbenen Spanisch-"skills" auf die Realität los zu lassen. Aber leider bietet mir mein übermüdeter Kopf nicht mehr an als ein paar absolut unbrauchbare Phrasen aus den letzten Lektionen, die ich wohl 'ne Nummer zu oft wiederholen musste (z.B. "Ich bin eine hingebungsvolle Mutter!"🫠).
    Ergänzt wurde das Ganze noch durch eine wilde Auswahl russischer Brocken, die sich nach ca. 1,5 Dekaden Ungenutztheit wieder aus dem Dornröschenschlaf zurück kämpfen wollten.

    Kurzum: Ich war die ersten Stunden aus Sicherheitsgründen eher stumm.
    An dieser Stelle kommen mir auch zum ersten Mal Zweifel, ob das Lernen einer Sprache nur über App wirklich so eine gute und effektive Idee war... Nun, ich werde es die nächsten 3 Wochen heraus finden.

    Wir erreichen irgendwann das Städtchen Santa Ana, unser Ziel für heute.
    Bevor wir in der Unterkunft aber endlich ins Bett fallen können, haben wir uns noch fest das Projekt "lebensfähig werden" vorgenommen, das heißt 1) SIM-Karten für Handys holen und 2) Bargeld abheben. Was erledigt ist, ist erledigt...

    Zu 1)
    Schon am Flughafen zeigt sich dieses Unterfangen als schwieriger als gedacht, denn Anbieter Numero uno hat gerade technische Probleme und kann lediglich Flyer verteilen. Ein anderer Anbieter scheint sehr tagesfüllend Siesta zu machen.

    Kein Thema, dann halt in Santa Ana, ist hier ja noch früh am Tag, denken wir uns.
    An unserer Unterkunft angekommen wird uns allerdings schnell erklärt, dass uns SIM Karten von Anbieter Numero uno (der mit den Flyern) derzeit nichts nützen würden, da das "technische Problem" nichts anderes als ein nationaler Hackerangriff ist. Und man weiß nicht, wann alles wieder läuft. Oha. Empfehlung da: Wir sollten lieber direkt auf eine eSIM ausweichen.

    Klingt gut, das machen wir doch gleich! Ganz im Sinne der schnellen Problemlösung wird also eine eSIM im Internet gekauft ...und fest gestellt, dass mein Handy nicht eSIM kompatibel ist, weil ich sinngemäß ein "zu altes, unfancy Abwrack-Modell" besitze. Frechheit!

    Leise abfällig schnaubend nimmt halt mein bester Gatte den Kauf in Anspruch (in seinem Weltbild geht nix über iPhone), aktiviert in 10 Sekunden das, was mir in 15 Minuten nicht gelingen wollte und so haben wir Punkt 1 zur Hälfte erledigt und zur anderen Hälfte auf "mañana" verschoben.

    Zu 2)
    Punkt 2 hört sich eigentlich auch simpel an, aber Spoiler: War es nicht so ganz und wir stehen aktuell noch ohne Bargeld da.

    Beim Bargeld abheben muss man nämlich ein, zwei Kleinigkeiten beachten.

    a) man sollte immer 2 Währungen (Colon und US-Dollar) auf dem Schirm haben samt Umrechnungskurs

    b) man sollte auf die Art der Bank achten, denn die staatlichen Banken haben nicht selten ein Ausgabelimit von gerade mal 100 Dollar pro Abhebung

    c) man sollte dann noch eine Kreditkarte haben, die von wählerischen Bankautomaten akzeptiert wird

    d) der Automat sollte noch genug Bargeld zur Verfügung haben, die er ausspucken kann.

    Bei uns scheiterte es an Punkt d), nachdem wir uns sorgfältig durch die Punkte a) bis c) gearbeitet haben. Der einzige Bankautomat der einzigen Bank im Ort, die man hier nutzen sollte, kann uns nämlich nur 20 USD anbieten. Das überzeugt uns nicht so ganz, müssen wir auch hier wieder "mañana" ran.

    Für heute geht es nur noch unter die Dusche und ins Bett - aber nicht, bevor Christian noch heldenhaft das Zimmer auf Krabbelzeugs gecheckt hat. (Das Thema beschäftigt ihn intensiv, seiner Vorstellung nach werden wir hier jede Nacht wahlweise von heimtückischen Spinnen, Schlangen oder Skorpionen überwältigt. Ich lasse ihn lieber noch eine Nacht in dem Glauben, bis er realisieren wird, dass Mücken in Costa Rica die eigentlichen Stars der Hinterhältigkeits-Parade sind, hehe... )

    In diesem Sinne: buenas noches!
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