Pura Vida Vibes

February - March 2024
Zwei Lateinamerika-Grünschnäbel auf der Suche nach u.a. Schnäbeln🦜 im Grünen🌴.
Plan: Einem Faultier Hallo sagen, Tukane treffen, um den Vulkan tanzen, nicht im Dschungel verlaufen. Vamos! 😎
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  • Day 1

    Sunrise con sonrisa

    February 16 in Switzerland ⋅ ☁️ 8 °C

    "Sonrisa" ist ja derzeit mein absolutes spanisches Lieblingswort.

    Es erinnert mich stark an sunrise - den Sonnenaufgang. Beschreibt aber nicht etwa das morgendliche "Hola!" der strahlenden Hauptdarstellerin in unserem Planetensystem, sondern das Hochziehen der Mundwinkel zu einem Lächeln. Ob die Wortähnlichkeit wohl Zufall ist?
    Hm. Die schnelle Gegenprobe zeigt leider: Das englische "smile" will nicht so recht zum spanischen "salida del sol" passen. Schade eigentlich!

    Während ich so tiefenphilosophisch über sprachliche Gereimt- und Ungereimtheiten sinniere, sitze ich übrigens mit einem breiten "sonrisa" im Flieger und genieße den grandiosen "sunrise", der sich auf den Punkt genau zu unserem Abflug in Berlin blicken lässt.
    Wir starten nämlich zu unserer zweiten Fernreise überhaupt! Sind nach Neuseeland auf den Geschmack gekommen und diesmal entfliehen wir dem deutschen Winter in Richtung Mittelamerika.

    Costa Rica soll es werden, die "reiche Küste". Aber nicht nur reich an Küste (Pazifik UND Karibik, here we go!), sondern auch reich an Flora, Fauna, Vulkanen, Wasserfällen, spannenden Straßen, noch spannenderen Krabbeltieren... und vielem mehr soll dieses kleine Land sein.

    Gerade mal so groß wie die Schweiz, aber ziemlich oho, liest man immer wieder. Inspiriert davon fliegen wir auch mit Swiss Air, in der Hoffnung, dass die schweizerische Pünktlichkeit die notorisch verplanten Berliner Verhältnisse am BER irgendwie wieder wett macht.
    Immerhin sind wir von erneuten Streiks verschont geblieben, und Zwischenstopp ist dann auch in Zürich, das lässt hoffen.

    Bislang ist das Reiseglück tatsächlich mit uns: Überpünktlich kommen wir in der Schweiz an, erhaschen noch einen schnellen Blick auf die Alpen (für einen validierbaren Flächenvergleich, ob die Schweiz wirklich ähnlich groß ist wie Costa Rica, fehlte dann doch etwas die Zeit), und bei frühlingshaften 15 Grad erhalten wir einen Hauch Vorgeschmack für die sommerlichen Verhältnisse im Mittelamerika.

    Nun denn, vamos a la(s) Costa Rica(s)!
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  • Day 1–3

    Erste Stolperschritte

    February 16 in Costa Rica ⋅ ☁️ 25 °C

    9406 Kilometer, 12 Stunden, 2 Filme und ein im Ganzen verschlungenes Buch später kommen wir bei muckeligen 30 Grad in San José an.

    Erster Eindruck: Man braucht Geduld. 1 Stunde warten für Immigration Prozess, dann nochmal eine halbe Stunde fürs Gepäck und auch der Verkehr in der Rush Hour entpuppt sich als seltsam Berlin-vertraut (45 Minuten für 7,4 Kilometer). Aber immerhin, Koffer sind da, wir sind da, und noch ist auch kein todeswilliger Rollerfahrer in den Shuttle genietet (was hier scheinbar eh nur eine Frage der Zeit ist).

    Wir fühlen uns durch den 31 Stunden- Tag leicht verschoben und sind mehr als dankbar angesichts des Shuttle-Services, den ich vor Ewigkeiten zu unserer ersten Unterkunft organisiert habe. Ab morgen geht es dann mit Mietwagen so richtig auf eigene Faust los, jetzt gerade kommt uns etwas organisierte Umsorgung aber sehr recht.

    Die nette Shuttle-Fahrerin gibt mir dabei einige Gelegenheiten, meine mühsam auf Duolingo erworbenen Spanisch-"skills" auf die Realität los zu lassen. Aber leider bietet mir mein übermüdeter Kopf nicht mehr an als ein paar absolut unbrauchbare Phrasen aus den letzten Lektionen, die ich wohl ne Nummer zu oft wiederholen musste (z.B. "Ich bin eine hingebungsvolle Mutter!" Oder "Wer ist der Mann, der in der Ecke sitzt?").
    Ergänzt wurde das Ganze noch durch eine wilde Auswahl russischer Brocken, die sich nach ca. 1,5 Dekaden absoluter Ungenutztheit wieder aus dem Dornröschenschlaf zurück kämpfen wollten (auch hier sowas nützliches wie "wir möchten spazieren, weil heute die Sonne scheint"🤷‍♀️WTF?!).

    Kurzum: Ich war die ersten Stunden aus Sicherheitsgründen eher stumm.
    An dieser Stelle kommen mir auch zum ersten Mal Zweifel, ob das Lernen einer Sprache nur über App wirklich so eine gute und effektive Idee war... nun, ich werde es die nächsten 3 Wochen heraus finden.

    Wir erreichen für heute jedenfalls erstmal einen Vorort von San José, genau gesagt Santa Ana.
    Bevor wir aber endlich ins Bett fallen können, haben wir uns noch fest das Projekt "lebensfähig werden" vorgenommen, das heißt 1) SIM-Karten für Handys holen und 2) Bargeld abheben. Was erledigt ist, ist erledigt...

    Zu 1)
    Schon am Flughafen zeigt sich dieses Unterfangen als schwieriger als gedacht, denn Anbieter Numero uno hat gerade technische Probleme und kann lediglich Flyer verteilen und ein anderer Anbieter scheint sehr tagesfüllend Siesta zu machen.

    Kein Thema, dann halt in Santa Ana, ist hier ja noch früh am Tag, denken wir uns.
    An unserer Unterkunft angekommen wird uns dann allerdings erklärt, dass wir gerne direkt SIM Karten von Anbieter Numero uno (der mit den Flyern) haben können, diese uns aber derzeit nichts nützen werden, da das "technische Problem " nichts anderes als ein nationaler Hackerangriff ist. Und man weiß nicht, wann alles wieder läuft. Hmm... Empfehlung da: Wir sollten lieber direkt auf eine eSIM ausweichen.

    Klingt gut, das machen wir doch gleich! Ganz im Sinne der schnellen Problemlösung wird eine eSIM im Internet gekauft ...und fest gestellt, dass mein Handy nicht eSIM kompatibel ist, weil ich sinngemäß ein "zu altes, unfancy Abwrack-Modell" besitze. Frechheit!

    Leise abfällig schnaubend nimmt halt mein bester Gatte den Kauf in Anspruch (in seinem Weltbild geht nix über iPhone), aktiviert in 10 Sekunden das, was mir in 15 Minuten nicht gelingen wollte und so haben wir Punkt 1 zur Hälfte erledigt und zur anderen Hälfte auf "mañana" verschoben.

    Zu 2)
    Punkt 2 hört sich eigentlich auch simpel an, aber Spoiler: War es nicht so ganz und wir stehen aktuell noch ohne Bargeld da.

    Beim Bargeld abheben muss man nämlich 1, 2 Kleinigkeiten beachten.

    a) man sollte immer 2 Währungen (Colon und US-Dollar) auf dem Schirm haben samt Umrechnungskurs

    b) man sollte auf die Art der Bank achten, denn die staatlichen Banken haben nicht selten ein Ausgabelimit von gerade mal 100 Dollar pro Abhebung

    c) man sollte dann noch eine Kreditkarte haben, die von wählerischen Bankautomaten akzeptiert wird (ausgerechnet meine von der DKB zickt in Costa Rica wohl gerne mal herum - mal geht's, mal nicht)

    d) der Automat sollte noch genug Bargeld zur Verfügung haben, die er ausspucken kann.

    Bei uns scheiterte es an Punkt d), nachdem wir uns sorgfältig durch die Punkte a) bis c) gearbeitet haben. Der einzige Bankautomat der einzigen Bank im Ort, die man hier nutzen sollte, kann uns nämlich nur 20 USD anbieten. Das überzeugt uns nicht so ganz, müssen wir auch hier wieder "mañana" ran.

    Für heute geht es nur noch unter die Dusche und ins Bett - aber nicht, bevor Christian noch heldenhaft das Zimmer auf Krabbelzeugs gecheckt hat. (Das Thema beschäftigt ihn intensiv, seiner Vorstellung nach werden wir hier jede Nacht wahlweise von heimtückischen Spinnen, Schlangen oder Skorpionen überwältigt. Ich lasse ihn lieber noch eine Nacht in dem Glauben, bis er realisieren wird, dass Mücken in Costa Rica die eigentlichen Stars der Hinterhältigkeits Parade sind, hehe... )

    In diesem Sinne: buenas noches!
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  • Day 2

    Waterfall Gardens

    February 17 in Costa Rica ⋅ ☁️ 23 °C

    Der Tag startet Jetlag-bedingt sehr früh, ab 03.40 Uhr war nicht mehr an Schlaf zu denken. Wenigstens Christians Biorhythmus ist ignorant genug gegenüber Zeitverschiebungen und schlummert weiter vor sich her. Um 6 Uhr klingelt dann endlich der Wecker und wir trotten zunächst ein weiteres Mal zum Bankautomaten, in der Hoffnung, den Tag mit einem kleinen Sieg über die Technik starten zu können, aber... es klappt nur halb, Colon kriegen wir, Dollar nicht. Ein Rätsel. Man muss doch auch nur 5 Auswahlen treffen?

    Wir sind ratlos und tun das, was bei Ratlosigkeit oft am Naheliegendsten ist: Erstmal was futtern.
    Nach einem leckeren und ausgiebigen Frühstück lernen wir dann Volker kennen, den Chef der Unterkunft, der zugleich eine Reiseagentur betreibt und nebenher noch zig Reiseführer über Mittelamerika schreibt. Ein viel beschäftigter Mann also. Über ihn haben wir übrigens auch unseren Mietwagen gefunden und noch 1, 2 gute Tipps und Unterkünfte für unsere eigene Rundreise.

    Er hört sich geduldig unsere Bankautomat-Story an, meint nur gleichmütig "Ach, da habt ihr bestimmt eine falsche Eingabe gemacht, ich komm mal einfach mit" und so kommt's, dass wir bei so etwas Profanem wie Geld abheben an die Hand genommen werden müssen. Auch eine neue Erfahrung.

    Und wie sollte es anders sein, wenn Volker daneben steht, salutiert dieses Biest von Geldautomat doch fast schon und spuckt brav die gewünschten Dolares aus. Wie unangenehm. Man muss zu unserer Ehrenrettung aber auch sagen, dass man wirklich oft hätte falsch abbiegen können - sogar die Sprachauswahl zu Englisch konnte angeblich schon eine der Ursachen gewesen sein.

    Hauptsache ist, wir sind jetzt halbwegs flüssig unterwegs, um meine SIM- Karte kümmern wir uns später.
    Wir nehmen den Mietwagen in Empfang und da inzwischen der Morgen schon weit voran geschritten ist, bleibt auch nicht mehr so viel Zeit für allzu tagesfüllende Ausflüge - bis 17 Uhr sollte man definitiv wieder zurück sein, um das Fahren in der Dunkelheit zu vermeiden.

    Wir entscheiden uns pragmatisch für die Attraktion, die man ohne Vorab-Reservierung und mit vergleichsweise schnellster Anfahrt erreichen kann und landen beim Wasserfallgarten "La Paz" (der Frieden). Sehr touristisch und bei ganz und gar nicht friedlichen Eintrittspreisen kann man über viele Treppenstufen und Aussichtsplattformen 4 Wasserfälle besichtigen, die sich direkt hintereinander weg den Berg herunter laufen lassen.
    Eingebettet ist das Ganze dann noch in eine Art Park, der eine Mischung aus botanischem Garten und Zoo sein soll.

    Die Wasserfälle sind dann sehr nett und spritzig-erfrischend, aber ehrlich gesagt auch allesamt sehr ähnlich in Gestalt und Größe. Vielleicht haben wir schon zu viele Wasserfälle in unserem Leben gesehen, vielleicht spielt auch das aufkommende Gewitter eine Rolle, aber wir sind eher so semi-beeindruckt.

    Anders ergeht es uns mit den Tieren, denen wir begegnen. Wir sehen begeistert ein Dutzend Kolibris (so klein!), riesige Schmetterlinge und einen ziemlich großen Nager, der aber ziemlich schnell weg huscht.
    Dazu kommen noch ein paar Begegnungen mit den Zootieren, die leider aus mehreren Gründen unfreiwillig hinter Gittern leben, denn die allermeisten wurden aus illegalem Privatbesitz und schlechten Haltungsbedingungen konfisziert und würden in der Wildnis nicht mehr überleben.

    Hier treffen wir dann auch unsere ersten Faultiere und Tukane in Costa Rica! Angesichts der großen Käfige überall lassen wir die Sichtung aber nur so halb gelten, da hoffen wir noch auf "wildere" Begegnungen. Trotzdem cool - gerade die Tukane haben es mir ja angetan.
    Der Regen und die kalkulierte Fahrzeit für die Rückfahrt (2h für 40 Km dank Rush Hour! ...und müssen ja an die Deadline 17 Uhr denken) zwingen uns dann bald zur Umkehr und so geht es durch feinste Nebelsuppe zurück zu unserer Posada.

    Pünktlich um 20 Uhr holt uns dann der Jetlag ein und ein ereignisreicher erster Tag geht damit relativ früh zu Ende.
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  • Day 3

    Arenal Observatory Lodge

    February 18 in Costa Rica ⋅ ☁️ 24 °C

    Heute verlassen wir das Zentraltal und fahren weiter Richtung Norden zum Vulkan Arenal, um den wir - zumindest theoretisch - einmal herum tanzen wollen.

    Vorher wird aber erstmal noch eine SIM-Karte besorgt, so ganz ohne Internet unterwegs fühle ich mich seit 2 Tagen seltsam... nackig. Stimmt einen schon nachdenklich, wie dolle man sich im Alltag auf Google und Co. Verlässt. Damals, als ich noch jung war 😜, gab es nur Karte, Kompass und maximal nen Tamagotchi und die Leute haben trotzdem überlebt!☝️😅

    Nun denn, einmal in die überdimensionierte Multiplaza-Shoppingmall gedüst, Handy Reise-ready gemacht und vor uns liegen schnuckelige 140 Km Wegstrecke, für die wir ebenso schnuckelige 4 Stunden Fahrzeit benötigen. Das ist tatsächlich ein normaler Schnitt, muss man in Costa Rica doch mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40km/h auf den Straßen kalkulieren.

    Unser Ziel für die nächsten Tage ist die Observatory Lodge in Arenal. Direkt am Fuße des Vulkans im Regenwald gelegen, schön ruhig und mit vielen Wanderwegen drum herum hat uns allein die Lage schnell überzeugt. Ganz nebenbei sparen wir uns noch den benachbarten Nationalpark, der genauso Trails anbietet und einen Blick auf den Vulkan, aber (wie übrigens jeder Nationalpark in Costa Rica) mit 15 Dollar Eintritt/ Person zu Buche schlägt. Wir Füchse!
    Als Sahnehäubchen ist hier zudem täglich noch eine einstündige geführte Tour inkludiert, d.h. jeden Morgen könnten wir den weisen Worten eines Guides zur Flora und Fauna vor Ort lauschen. Ein sehr überzeugendes Konzept.

    Der Vulkan ist heute zwar wie so oft in den Wolken versteckt, aber sonst ist schon die Anfahrt zur Lodge vielversprechend. Über ruckeligen Waldweg zuckeln wir uns zur Einfahrt und direkt hinter dem Tor warten links und rechts der Fahrbahn ein paar Nasenbären auf uns. Fast erwarte ich schon, dass einer von ihnen zur Begrüßung winkt, so abgestimmt sieht es aus.

    Bei unserer Casona angekommen geht es dann weiter: Vor uns liegt malerisch der Arenalsee, total traumhaft und mit Aussichtsplattform direkt vor der Tür. Aber noch bevor wir allein diesen Anblick verarbeiten können, flattern zwei Tukane ins Bild, mehrere große Laufvögel sowie ein Aguti und ein Nasenbär wackeln über den Rasen, vier Kolibris und eine Vielzahl von kleineren bunten Vögeln surfen auch noch vorbei. Wow!

    Es hat schon bisschen was von einer dieser kitschigen Szenen in Disney-Filmen, wenn es nicht in dem Moment ordentlich zu regnen angefangen hätte - zack, alle Tiere wieder weg.
    Hinzu kommt, dass die Magnetkarte für unsere Unterkunft defekt ist, sodass wir erst mal im Regen vor verschlossener Tür stehen - na bitte, das fühlt sich doch gleich wieder realistisch für uns an!

    Nachdem nach einer ganzen Weile jemand von der Lodge kommt und die Eingangstür bearbeitet, können wir endlich leicht angefeuchtet unser Zimmer beziehen und die Sachen auspacken - nur um zu bemerken, dass unsere Reisepässe immer noch beim Check-In im Hauptgebäude liegen.

    Hat man uns nicht wieder gegeben und wir waren noch so von dem Nasenbär-Empfang ergriffen, dass wir sie nicht mal vermisst haben (vielleicht ist es ja eine abgekartete Masche: süße Tiere lenken Touris ab, damit die ihre Wertsachen freiwillig an der Rezeption liegen lassen... raffiniert!).

    Also nochmal im immer stärker werdenden Regen zurück zur Rezeption, die Reisepässe eingesackt und dann können wir endlich die Lodge erkun... - Ach ne, ist inzwischen dunkel (17 Uhr und so).

    Na gut, morgen ist ja auch noch ein Tag!
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  • Day 4

    It's raining....Man!

    February 19 in Costa Rica ⋅ ☁️ 24 °C

    "Cathi, reicht eine Regenjacke oder soll ich lieber noch die Regenhose und Schirm einpacken?"

    "Ja, nö, so viel wird es nicht regnen, Regenjacke reicht. Ist doch Trockenzeit... da kommt höchstens mal 'ne Husche runter. Lass mal bisschen Platz im Gepäck sparen."

    "Ok! Dann lass ich den Rest hier..."

    An diese Konversation beim Reisetasche packen in Berlin werde ich mich heute noch ein paar Mal zurück erinnern.

    Das erste Mal war, als wir morgens um 8 Uhr im strömenden Dauerregen unsere 1- stündige Tour machen. Im Minutentakt wechselt es von Niesel- zu Platzregen und wieder zu feucht- fröhlichen Sturmböen. Die Regenjacke und auch der Rest sind da schnell durchgewaschen. Hach ja, jetzt ein Regenschirm, das wäre was...
    Christian schaut mich mit einem stirnrunzelnden "Hab ich dir doch gesagt" - Blick an, ich schmeiße ein schiefes "Upsi, wer konnte DAS denn ahnen"- Lächeln entschuldigend zurück.

    Es hat die ganze Nacht durch geregnet und ein Blick auf die Wettervorhersage lässt nichts Gutes erahnen: Es soll bis Mitte der Woche nicht mehr aufhören mit dem Niederschlag. Länger als wir hier sind. Also ne Regenwald- Husche ist das definitiv nicht!

    Unsere Tagesplanung geht damit fast wörtlich den Bach runter, denn eigentlich wollten wir heute die ganzen Trails der Lodge abwandern.
    Für den Moment laufen wir aber erstmal mit Emilio, unserem Guide, durch den nassen Sekundär-Regenwald.
    Da sich bei dem Wetter selbst die Vögel nicht blicken lassen wollen, begnügen wir uns mit interessanten Infos zu Pflanzen und Bäumen. Zwei Frösche waren als Highlights auch noch mit drin. Als der Platzregen besonders stark auf uns eindrischt, sucht unsere Gruppe dann doch noch einen Unterstellplatz auf, von dem aus wir uns 10 Minuten lang Informationen über den nicht endemischen Eukalyptus Baum anhören dürfen (weil es das einzig Erkennbare ist, was in dem Moment vor unserer Nase steht).
    Applaus dafür an Emilio - ich bin mir sicher, selbst wenn wir nicht mal mehr den Baum gesehen hätten, hätte er uns wie ein wandelndes Lexikon mit 100 Infos zur Geschichte des Unterstellplatzes, unter dem wir gerade hocken, beballern können. Sehr beeindruckend, der Mann.
    Aber letztendlich bestätigt auch er uns: Diese Wetterlage ist schon sehr speziell für diese Jahreszeit.

    Ein bisschen tröstet mich das ja - doch nicht total versagt bei der Recherche!
    ... und hat uns nicht gerade vorgestern Volker in Santa Ana noch erzählt, dass sie ziemliche Probleme mit der Trockenheit haben und jeden Regen begrüßen...?
    Vielleicht sind wir ja die inoffiziellen Götter des Regens, denn seit unserer Ankunft gab es jeden Tag mal mehr, mal weniger Niederschlag. Also dann: Bitte, gern geschehen, lieber Volker!😉

    Wie dem auch sei, unser Plan B für heute (Hängebrückenpark im Regen besuchen) und auch Plan C (vulkanische Thermen im Regen durchschwimmen) überzeugen uns nicht so recht, und so machen wir uns auf nach La Fortuna, um wenigstens ein paar praktische Dinge zu erledigen (u.a. tanken und einen Regenschirm kaufen).
    Das Ganze verbinden wir dann noch mit einem kleinen "Stadtrundgang" und dem Besuch einiger Läden, danach suchen wir uns eine Soda zum Lunch. Eine Soda ist ein Einheimischenlokal, irgendwas zwischen Restaurant und Imbissbude. Faustregel: Je fragwürdiger die Soda von außen anmutet und je mehr Einheimische dort sitzen, desto besser ist das Essen!
    Bald werden wir fündig und versuchen uns an einem typisch costa-ricanischem "Casado" - wörtlich übersetzt verheiratet und beinhaltet i.d.R. eine gemischte Platte aus Reis, Bohnen und irgendwas dazu; bei uns war es die fleischlose Variante mit gebratener Kochbanane, Salat und Gemüse. Sehr lecker!

    Die Lebensmittelpreise hier in Costa Rica (und das hohe Preisniveau im Allgemeinen) haben uns übrigens richtig umgehauen.
    Für eine Flasche Wasser bezahlt man umgerechnet ab 1,80 Euro, für das 350g- Glas Nutella 6,50 Euro, das gleiche für Käse (nicht der komisch-wabbelige Einheimischenkäse, der aussieht wie getrockneter Jogurt und auch so schmeckt). Da kommt schnell was zusammen!
    Dafür ist Benzin mit 1,25 Euro/ Liter um einiges günstiger als in Deutschland. In der Schlussfolgerung werden wir fortan mehr tanken, weniger essen. 😉

    Weniger Regen wäre für einen Moment auch nicht schlecht, aber keine Chance - es schifft ohne Unterbrechung.
    Wir fahren also zurück zur Lodge, beobachten das Wetter (und doch noch ein paar Tiere) mal von unserer Terrasse, mal vom Zimmer, mal bei einem Kaffee von der Cafe- Bar aus und ruhen uns den restlichen Tag ausgiebig aus.
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  • Day 5

    Mit allen Wassern gewaschen

    February 20 in Costa Rica ⋅ 🌧 24 °C

    ... so fühlen wir uns nach dem heutigen Tag. Es war von allem was dabei: Duschwasser, Chlorwasser und ganz besonders viel Regenwasser.

    Auch heute beginnt es mit Starkregen. Schon beeindruckend, mit welcher Wucht und Ausdauer die Wolken seit fast 48 Stunden ihre Fracht abladen - es will einfach nicht aufhören und ich bin neugierig, was hier eigentlich in der REGENzeit los sein muss. Vielleicht werden die so viel beworbenen Wandertrails dann ja zu Riverrafting-Flüssen umfunktioniert und man wird beim Eingang mit einem Schlauchboot abgeholt? Und statt Vogelbeobachtung gibt's bestimmt ne Angeltour mit Fischbestimmung. Oder so.

    Nun denn, zum Frühstück zog es kurz ein wenig auf und wir haben 5 hoffnungsvolle Minuten, dass die Wettervorhersage vielleicht doch stimmen könnte (die ist in Costa Rica übrigens genauso nutzlos wie Google Maps) und es heute etwas besser sein wird.
    Tatsächlich erhaschen wir ein paar Blicke auf den Arenal-See, danach erinnert sich das Wetter, dass ja Trockenzeit ist, und hüllt entsprechend schnell alles wieder in ein graues Nass.

    Von diesem kurzen Lichtblick dennoch beflügelt drehen wir eine kleine Runde auf den völlig aufgeweichten Trails und wenden unsere gestern erlernten Froschfinde-Skills an. Erfolgreich können wir so zwei Rotaugenlaubfrösche beim Frühstücks-Nap stören - sie starren uns grimmig-verpennt aus ihren roten Augen an. Fühle ich ja irgendwie!

    Außerdem sehen wir sehr viele Nasenbären auf dem Gelände herumstromern. Waren wir vorgestern noch hellauf begeistert ("uiiiii, guck mal, wie putzig!"), haben sie inzwischen den Charme von sehr aufdringlichen "Straßenfeger"- Verkäufern in den Berliner Öffis.
    Die gar nicht mal so doofen Tiere haben nämlich mitbekommen, dass die manchmal doch sehr doofen Touris sie total süüüüüüüß finden und dann gerne füttern.

    Das führt dazu, dass sie nun häufig am Straßenrand sitzen, besonders unschuldig gucken und niedlich mit ihrer Nase wackeln, um so Autos zum Anhalten zu bewegen.
    Sollte sich doch jemand dieser plumpen Anmache entziehen, wird Stufe 2 geschaltet: Entweder wird der noch niedlichere Nachwuchs aus dem Gebüsch gezaubert oder - echt wahr, haben wir mehrmals beobachtet- humpelnd so getan, als wenn die Pfote weh tut und man ganz dringend Mitleid und Zuwendung in Form von Menschenfutter braucht.... nur um dann dem Auto empört hinterher zu laufen (Wunderheilung!), sollte diese Masche auch nicht klappen. Der Mensch von der Rezeption hatte schon Recht mit seiner Einschätzung: "Cute, but devils!"

    Für den Nachmittag reaktivieren wir unseren Plan B von gestern und fahren zu einem Hängebrückenpark.
    Idee dahinter: Im Regen laufen ist besser als nix tun und dann kann man es ja auch noch aufpeppen, indem man sich über paar schaukelige Brücken schwingt.

    Es ist erstaunlicherweise (*hust*) nicht so spaßig wie gedacht. Der Regen hat nochmal eine Schippe drauf gelegt, gerade als wir den Rundgang starten. Die superteuren Outdoor- Regenjacken kapitulieren da nach stundenlangem Einsatz bald und kleben an uns wie Frischhaltefolie.
    Auch die Kamera hat keinen Spaß, irgendwann bekommt sie 3 Regentropfen ab und zieht sich beleidigt in ihr Gehäuse zurück.

    Triefend und Tropfend laufen und "swingen" wir uns so 2 Stunden lang über mehrere sehr hohe und lange Hängebrücken, durch Dschungel und an einem Wasserfall vorbei und fragen uns, was DAS jetzt wieder für eine dämliche Idee von uns war.
    Aber im Ergebnis haben wir was erlebt und wenigstens eine Lach- und Sachgeschichte für später... versuchen wir uns zu trösten.

    Viel tröstender war dann das Essen.
    Wir haben schnell gelernt, dass man in Costa Rica viel Geld spart, wenn man in Sodas essen geht statt im Supermarkt einzukaufen. Und so gönnen wir uns zwei große, leckere Mahlzeiten + Getränke für insgesamt 17 Euro.

    Und als absoluten Obertrost entdecken wir dann noch den Lodge-eigenen Jacuzzi und lassen uns ausgiebig beblubbern. Nass waren wir ja schon, da lag's nahe. Und wenn man bedenkt, dass man bei den ganzen Termalitas in der Umgebung zwischen 35 und 80 Euro für einen Tagespass hinlegen darf, nur um im Grunde ebenfalls im heißen Wasser zu relaxen... na, jetzt fühlen wir uns wieder etwas weniger dämlich.

    Und damit geht es aufgewärmt, durchgeweicht und mehrmals geduscht früh ins Bett.
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  • Day 6

    I follow rivers...and bread!

    February 21 in Costa Rica ⋅ ☁️ 23 °C

    Nach 72 Stunden Dauerregen verlassen wir den Arenal-Vulkan, ohne ihn einmal gesehen zu haben. Ein sehr schüchterner Bursche! Aber das, was wir von der Region mit bekommen haben, reicht aus, um zu erkennen: Ist schon sehr schön hier, bei besserem Wetter muss es einen glatt umhauen.
    Mit vielen feucht-fröhlichen Erinnerungen im ebenfalls noch leicht klammen Gepäck ziehen wir also weiter und wählen die etwas längere Strecke direkt am Arenal-See entlang. Wasser soll nämlich auch heute unser Thema bleiben.

    Und wie es so oft in Costa Rica ist, wird man immer mal wieder überrascht unterwegs:
    "German bakery" springt uns auf offiziellen Verkehrsschildern alle paar Kilometer entgegen. So, als wäre es eine eigene Ortschaft. Hm...etwa ein deutsches Bäckerdorf?
    Als gute deutsche Kartoffeln legen wir sofort unbewusst einen Zahn zu und pilgern erwartungsfroh zu "Tom's Bäckerei". Mir drängt sich irgendwie das Bild von Eseln auf, denen eine Karotte vor die Nase gebunden wird, aber was soll's: Es geht schließlich um Brot! (Nicht, dass wir nach nicht mal einer Woche außerhalb Europas schon Entzugserscheinungen hätten, aber neugierig sind wir schon).

    Und genau in dem Moment, wo wir ankommen, zieht der Himmel auf, ein paar Sonnenstrahlen (Sonne!😯) fallen direkt auf die Bäckerei und es fehlt nur noch himmlischer Engelsgesang aus dem Off, um diese Szenerie abzurunden.

    Stattdessen werden wir vom "Hey guys, how are you!" der kalifornischen Bedienung schnell wieder zurück in die Realität geholt. Na, ähm... wir hätten dann gerne ein Baguette (ziemlich gut).
    Und ne Brezel (ja, kommt ran!).
    Ach ja, und wenn wir schon mal da sind, dann noch eine Zimtschnecke (eher wie Plunder-Pudding- Teilchen, aber auch sehr lecker).

    Mit deutschem Brot bewaffnet fühlen wir uns gewappnet für unser nächstes Ziel. Es geht in den Nationalpark Tenorio, wo man nach vielen Stufen den Rio Celeste bestaunen kann. Ist ein großer, schöner Wasserfall wie so viele große, schöne Wasserfälle hier, dieser ist durch seine unrealistisch schlumpfblaue Farbe und seine Lage aber doch etwas Besonderes.
    Das finden auch gefühlt Millionen andere Touris, mit denen wir uns karawanenartig durch den Dschungel bewegen. Tapire, die hier ebenfalls herum stromern sollen, sind da wohl kaum in der Nähe.
    Wir lösen die Situation auf, indem wir einfach noch den Abzweig über noch mehr Stufen und viel Matsch runter zu einer Lagune nehmen. Hier haben wir das Wasser fast ganz für uns allein. Es liegt ein schwefeliger Geruch in der Luft, der auf nahe geothermische Aktivität schließen lässt.
    Die Farbe kommt übrigens von Sedimenten vom nahe gelegene Vulkan Tenorio (der -typisch Vulkan- nicht zu sehen ist).

    Nachdem wir uns satt geguckt haben, geht es den ganzen Weg fast alleine wieder zurück zum Parkplatz, denn der Park schließt bereits um 16 Uhr.
    Ein kurzer Stopp für ein frühes Dinner in einer Soda war auch noch drin, dann werden für den Rest des Tages die Füße hoch gelegt.
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  • Day 7

    Pazifik, wir kommen

    February 22 in Costa Rica ⋅ ☀️ 31 °C

    Costa Rica ist ein so beliebtes Reiseziel, weil es mit vielfältigen Landschaften und Klimazonen auf engstem Raum aufwarten kann: Bergketten bis 3.800 Meter, Vulkane, Dschungel, Trockenwald, Nebelwald, 2 Küsten mit Traumstränden... kaum etwas, was es hier nicht gibt. Daraus resultiert dann auch, dass sich auf einer Fläche von ungefähr Niedersachsens ca. 4-5% aller Tierarten weltweit tummeln - ein unfassbarer Wert!

    Wir kriegen heute von dieser landschaftlichen Vielfalt schon mal eine kleine Ahnung - Es steht nämlich ein Reisetag an, wir verlassen das Landesinnere und machen uns auf zur Halbinsel Nicoya an die Pazifikseite des Landes.
    Gestartet wird bei 19 Grad in der Region Tenorio und gerade mal 30 Kilometer weiter wandelt sich die Umgebung von saftigem, bergigen Grün zu flachem, heiß-trockenen Gelb. Was für ein Kontrast nach den letzten Tagen! Bei plötzlich 35 Grad müssen wir sogar die Klima im Auto einschalten...so schnell kann's gehen.

    Da kommt Abkühlung in Form eines Wasserfalls (was sonst) ganz gut.
    Vor ein paar Jahren noch als absoluter Geheimtipp gehandelt, sind die Llanos de Cortes inzwischen auch dem Tourismus zum Opfer gefallen - mit Eintritt, sanitären Einrichtungen, Duschen, Verkaufsständen usw.
    Alternativ wird man gleich bei der Abfahrt von der Autobahn von Männern abgefangen, die einem den nicht-offiziellen, dennoch bewachten Parkplatz ohne Pipapo für einen Rabatt von 3 Dollar/ Person schmackhaft machen wollen.

    Da wir uns total als leicht dümmliche, Pipapo-liebende westliche Touris identifizieren, wählen wir lieber den offiziellen Zugang. Sicher ist sicher, denn in Costa Rica haben wir schon einiges gelernt:
    1) alles, wirklich ALLES kostet ordentlich Eintritt und wird touristisch vermarktet
    2) niemals irgendwas im Auto liegen lassen und nur auf bewachten Parkplätzen parken.
    Je touristisch aufbereiteter (siehe Punkt 1), desto besser bewacht ist es.
    Die Parkgebühr beinhaltet also auch immer eine kleine Schutzgebühr fürs Auto.

    Es werden zwar in Costa Rica selten bis nie Autos geklaut, aber mit Vorliebe geknackt.
    Selbst ein olles Paar ranzig-müffelige Wanderschuhe sollte man tunlichst immer mit nehmen, haben wir uns sagen lassen.
    Was für uns ein baldiger Fall für die Entsorgung ist, bedeutet für einen Tico nämlich fast ein ganzes Monatsgehalt (besonders wenn noch halb abgekratzt und verblichen ein Markenlogo zu erkennen ist).
    Da kann man genauso gut auch nen Geldschein offen im Auto liegen lassen.
    Wenn man sowas hört, fühlt man sich erst recht wie ein dümmlicher, westlicher und vor allem sehr, sehr verwöhnter Tourist.

    Wir ziehen also brav unsere ranzig-müffeligen Wanderschuhe an, holen alles aus dem Auto und machen uns auf zum Wasserfall. Schön liegt er da, wie ein breiter Fächer.
    Baden kann man hier auch, wir begnügen uns aber mit einer knietiefen Kneippkur und einer misslungenen Fotosession (bei Selfies fliegen entweder die Haare ins Gesicht oder es sind im Hintergrund immer irgendwelche knappen Bikinioberteile direkt zwischen unseren Gesichtern zu sehen - sehr vorteilhaft.😄).
    Bald müssen wir aufbrechen, es wartet noch etwas Strecke auf uns. Nach weiteren 2,5 Stunden Fahrzeit erreichen wir so ziemlich durchgeröstet Samara und die Pazifikküste. Endlich Meer.

    Aber zunächst sind noch wichtigere Dinge dran: Wäsche waschen, Eis essen und Melone kaufen.
    Samara ist ein netter Küstenort, der direkt an einer malerischen Bucht liegt. Hier leben auch viele Expats aus den USA und Europa, aber noch in einem halbwegs annehmbaren Verhältnis zu den Einheimischen (ein paar Orte weiter die Küste hoch kann man das nicht mehr behaupten).
    Dennoch ist auch hier alles sehr auf westliche Touristen ausgerichtet.

    Wir freuen uns erstmal über den Sandstrand und die Palmen um die Ecke und beenden den Tag mit Wassermelone und einem Mondaufgang.
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  • Day 8

    Vamos a la playa

    February 23 in Costa Rica ⋅ ☀️ 30 °C

    "Du sag mal...kennen wir die nicht?"

    "Hm...nee...oder doch? Aber nein, das ist viel zu unwahrschei..."

    In dem Moment kommen uns Ralf und Gabi schon lachend und mit großen Hallo entgegen.
    Nein, das gibt's doch nicht!
    Wir stehen an einem bilderbuchartigen Traumstrand am westlichen Ende des Landes und treffen das nette Pärchen aus Köln wieder, welches wir vor knapp einer Woche in der ersten Unterkunft in San José kennen gelernt haben.
    Sie sind nicht nur zufällig gerade in der gleichen Ecke, sondern auch noch am gleichen Strand und, um es besonders verrückt zu machen, sie sitzen 20 Meter weiter direkt neben uns.
    Also ich war ja nie die Granate in Wahrscheinlichkeitsrechnung, aber bei so viel Zufall sollten wir wohl mal Lotto spielen!

    Wir tauschen uns aufgeregt schnatternd eine ganze Weile aus und bekommen darüber vom Strand nicht mehr so viel mit. Bald müssen wir auch los, haben noch eine Tour am Nachmittag gebucht... Gabi und Ralf zeigen sich sehr interessiert und so kommt es, dass wir die beiden kurzerhand noch dazu buchen und aus einem erst geplanten Absacker am Abend gleich ein tagesfüllendes gemeinsames Programm wird.

    Die Tour ist dabei nicht irgendeine, sondern ein lang gehegter Wunsch von mir - einmal eine Reittour machen. Teils soll es per Pedes durch Trockenwald zur Tierbeobachtung gehen, teils aber auch hoch zu Ross und als besonderes Highlight mit den Pferden an den Strand.
    Einmal im anfängerfreundlichen Schritt durch den Sand hoppeln... hach, der absolute Wendy-Traum einer jeden 11-jährigen wird wahr.
    Und wir können mein Geburtstagsgeschenk von vor 3 Jahren einlösen! (Danke nochmal, Christian😘)

    Nachmittags holen wir Ralf und Gabi von ihrer Lodge ab, die - natürlich - ganz in der Nähe zu unserem Hotel liegt, und fahren zu "Horse Jungle".
    Wir sind alle absolut reitunerfahren, und beim Anblick der Pferde ist bei den Männern inzwischen auch eine leise Skepsis zu spüren... tun da nicht irgendwann die Hintern (und andere Körperteile) weh?
    Den begeisterten Frauen zuliebe ziehen sie aber ganz tapfer mit.

    Dann die Überraschung: Bei der Tour ist doch keine Kombi aus Hike&Ride vorgesehen. Obwohl so gebucht, hat man uns wohl mit einer weiteren Gruppe zusammen gesteckt, die eine andere Touroption gewählt haben.
    Oha...das heißt, wir reiten 2,5 Stunden nonstop durch, was für Untrainierte schon recht ambitioniert ist. Die Frage nach dem schmerzenden Hintern können wir damit schon von vorneherein klären (jup, werden wir sehr wahrscheinlich merken!).

    Aber erstmal haben wir einen tollen Ausritt mit den Vierbeinern Plume, Baboush, Shakira und Tipi durch Dschungel, Flüsse und über Felder zum Strand.
    Wobei man sagen muss, dass die Pferde eher mit uns reiten als wir mit ihnen. Die kriegen schnell mit, ob man einen Plan hat oder nicht, und je nach Charakter nutzen sie das gerne auch mal aus.

    Tipi zum Beispiel ist der Clown der Truppe und bringt durch seine Faxen gerade seinen Reiter Ralf immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Er ärgert gerne andere Pferde und frisst mit Vorliebe halb vergorene Mangos, wovon er aber tunlichst abgehalten werden sollte (weil sonst ziemliche Pferde-Bauchschmerzen und irgendwann auch ein Alkoholproblem warten... vielleicht kann Tipi den Touristentransport aber auch nur so noch ertragen? Wer weiß...).

    Dann gibt es noch den sehr hübschen und großen Plume. Der weiß, was er will (Wasser trinken) und vor allem, was er nicht will (ausreiten und mir gehorchen).
    Er wirkte schon von Anfang an etwas lustlos und seine ausgiebigen Trinkpausen, die mehrmals die ganze Gruppe aufgehalten haben, muteten irgendwann mehr wie ein Akt der Prokrastrination an denn als echter Durst. Ein Pferd kann bis zu 60 Liter am Tag trinken, heute war dann wohl die doppelte Füllmenge drin.

    Christian war erst der Skeptischste in unserer Gruppe und hat dafür das bravste Pferd bekommen, nämlich Baboush.
    Super gefolgsam machte sie alles mit, was er so im Sinn hatte. Beflügelt von diesen Erfolgserlebnissen fühlte er sich schon fast als Pferdeflüsterer (oder mindestens als hartgesottener Gaucho nach 20 Jahren Erfahrung) und gab uns lieb gemeinte Tipps, die unsere Pferde aber sofort Mähne schüttelnd verweigerten.

    Es hat auf jeden Fall riesen Spaß gemacht und ich kann mir vorstellen, in Zukunft nochmal so etwas in der Richtung zu starten, vielleicht sogar mit der ein oder anderen Reitstunde im Gepäck.
    Wir haben nebenbei auch ein bisschen was zur Natur gelernt, sogar Brüllaffen gesehen und es gab zur Erfrischung noch eine Kokosnuss für jeden (vom Mensch getrunken, der Rest wurde vom Pferd geknabbert).

    Trotzdem sind wir nach insgesamt 3 Stunden Tour (hatten Verspätung, zu viele Trinkpausen, s.o.) ganz froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und die Knie wieder ausstrecken zu können.
    Erschöpft, aber sehr zufrieden lassen wir den gemeinsamen Absacker aus- und uns dafür früh ins Bett fallen.
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  • Day 9

    Pura Vida!💃🌴🦋

    February 24 in Costa Rica ⋅ ☀️ 31 °C

    Nachdem wir wieder früh vom Gebrüll der Brüllaffen geweckt werden, steht erst mal ein Gliedmaßen-Check an: Alles noch bewegbar nach dem langen Ritt gestern? Muskelkater? Verspannungen? Sattelabdruck?

    Laut Prophezeiungen unseres Guides sollen wir uns auf einiges gefasst machen (er meinte, wir werden bestimmt 2 Tage lang noch was merken), aber...welch Wunder, da ist fast nix! Christian spürt minimal die Hüfte, bei mir ist alles tutti. Ich habe scheinbar von Natur aus die optimale Pferderücken-Polsterung - endlich mal ein Vorteil, hehe.

    Super Voraussetzungen also für unsere Tagesplanung: Süßes Nichts-Tun, am Strand von gestern entspannen, ein Buch lesen, in der Sonne grillen. Pura Vida halt.

    Pura Vida (das reine Leben) ist ja das Lebensmotto der Ticos. Es wird sehr universell eingesetzt, kann von "Hi" über "Wie läuft's" bis hin zu "Ok" und "Tschüsschen" alles bedeuten. Man könnte also theoretisch nur mit diesen zwei Worten eine vollwertige Konversation führen. Und ich Depp lerne fleißig spanisch... völlig unnütz!
    (Naja, nicht so ganz. Hier wird zwar viel Englisch gesprochen, aber man kriegt schon ein Extra-"Sonrisa", wenn man sich mit ein paar Brocken Spanisch dürftig durchzuschlagen versucht. Und falls man totalen Murks zusammen schwadroniert: Im Zweifel einfach lächeln, "Pura Vida!" rufen und Costa Rica lächelt zurück 😊).

    Zunächst decken wir uns auf dem bunten Wochenmarkt mit ein paar Snacks für den Strandbesuch ein. Hier bekommt man von halben Hammelbeinen (oder irgendwas in der Richtung, es sah zumindest spannend aus) über Kleidung, Obst, Käsekuchen und Schmuck bis hin zu Live-Musik alles, was für ein pures Leben so benötigt wird.
    Wir hingegen begnügen uns mit einer Mini-Empanada und einer halben Melone. Wassermelone ist hier eh fast zu unserem Grundnahrungsmittel mutiert. Sehr praktisch: Man zieht sich im Grunde zwar auch die volle (Frucht)zuckerdröhnung rein, aber hat dennoch die schöne Illusion, sich ja ganz, ganz gesund zu ernähren... So viel Obst und Saft wie hier habe ich jedenfalls noch nie in derart kurzer Zeit in mich hinein geschüttet!

    Melone schlürfend und Kerne herum spuckend vergehen so gemütlich die Stunden unter Palmen.
    Für die ultimative Action an diesem Tag sorgt dann lediglich noch der Ortswechsel vom Strand in die hoteleigene Hängematte und an den Pool.

    Unsere Bilanz dieses Tages:

    Eine halbe Melone, 2 Pizzen, ein Sonnenbrand (ups!), ein sehr sandiger Bikini, ein ausgelesenes Buch, 1 Eis, ein vermutlich rekordverdächtiger Blutzuckerspiegel und ein bildhübscher Sonnenuntergang, vor dem ganz klischeehaft...Pelikane vorbeifliegen.

    Und damit geht ein sehr zufriedenes, grüßendes "pura Vida" nach Deutschland!🤗🤗🤗
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