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  • Day 116

    Silvester in Hongkong

    December 29, 2019 in Hong Kong ⋅ ☁️ 20 °C

    Nach einem Zwischenstopp in Deutschland über Weihnachten, ging es Ende Dezember wieder los und wir flogen nach Hongkong.

    Völlig übermüdet nach der langen Reise und mit 7 Stunden Zeitdifferenz kamen wir am riesengroßen Flughafen an und fanden zu unserer eigenen Verwunderung in einem Wirrwarr an Verkehrsverbindungen direkt den Bus, den wir benötigten, um zu unserer Unterkunft zu kommen. Ohne Internet, nur mit Screenshots der Straßen, schätzten wir so ungefähr ab, wo wir aussteigen müssten und wo unsere Bleibe lag. Auch hier fanden wir alles erstaunlich problemlos- so konnte es weitergehen... Unser winziges Zimmer lag in einem normalen Wohnhaus und nach einem kurzen Rundgang im Viertel inklusive sehr gewöhnungsbedürftigem Essen (mit dem wir uns auch in den nächsten Tagen nicht anfreunden konnten) fielen wir totmüde ins Bett.

    Am nächsten Tag konnten wir uns erst am Mittag aus dem Bett quälen- willkommen, Jetlag! Wir machten uns dennoch auf und erkundeten die Stadt. Das gut ausgebaute Straßenbahn- und Busnetz dieser 7,5mio Einwohner Metropole brachte uns an den Hafen und zu den Piers, wo wir eine Recht erschwingliche Fahrt im Riesenrad unternahmen. Im Sonnenuntergang bekamen wir spektakuläre Ausblicke auf die Skyline dieser riesigen Stadt.

    Wir beschlossen am darauffolgenden Tag
    und nach eher jetlaggeprägter Nacht und ungewöhnlichen Geschmackskombinationen beim Frühstück, einen geführten Stadtrundgang zu machen, der auch die von Armut und Wohnungsnot geprägten Teile der Stadt zeigen sollte. Zusammen mit unserem chinesischen Fremdenführer "Michael" und einem koreanischen Fernsehteam gingen wir 3 1/2 in einer Gruppe durch die Stadt und bekamen einen authentischen Einblick in die enorm hohen Miet- und Kaufpreise der Stadt (eine 50 Quadratmeter Wohnung am Rande des Zentrums kostet gerne schon Mal fast 1 Mio Euro) und die absolute Wohnungsknappheit dieser Millionenmetropole. Nicht umsonst werden die Wohnungen oft als Schuhkartons beschrieben, nicht zu Unrecht, denn eine 12 Quadratmeter- Wohnung in einem stickigen Zwischengeschoss teilen sich oft 2-4 Personen, deren ganzes Hab und Gut in ein vergittertes Bett, in dem die Bewohner natürlich auch noch schlafen, gestopft wird. Trotz dieser menschenunwürdigen Bedingungen, können sich viele Einwohner keine anderen Bleiben leisten.
    Nach diesem einprägsamen Rundgang, fuhren wir in das In- Viertel Soho, was durch die vielen westlichen Bars und Restaurants und kleine Gassen charakterisiert wird. Aufgrund unser eher schwierigen Erfahrungen mit dem chinesischen Essen, beschossen wir, am Silvesterabend lieber europäisch zu essen und zu trinken. Um einige Euro leichter und gut angeheitert, kauften wir noch schnell Sekt und Wein im altbekannten 7- Eleven und machten uns auf zu den Piers. Hier warteten wir mit wunderschönem 2020- Haarschmuck auf das neue Jahr und stießen mit dem zuvor Gekauften an. Aufgrund der Unruhen in Hongkong wurde das ganz große Feuerwerk zwar leider abgesagt, die Szenerie war trotzdem schön und ungewöhnlich.

    Für den nächsten Tag waren in unserem Stadtviertel und im Prinzip direkt vor unserer Haustür große Proteste angekündigt. Wir guckten vom Rand aus kurz zu und waren stark bewegt von der Masse an Protestierenden, die laut Fernsehberichten bei 1 Mio Menschen lag und ihrem Willen, etwas an der Politik zu verändern. Menschen jeder Altersklasse, vor allem aber junge Leute gingen in schwarz gekleidet auf die Straßen und demonstrierten unter anderem für demokratische Wahlen in ihrem Land. Unglaublich zu sehen, dass in anderen Teilen der Welt Menschen in Kauf nehmen für Demokratie verhaftet, verletzt oder im schlimmsten Fall getötet zu werden und in Deutschland und Europa die demokratiefeindlichen Parteien immer mehr Zuspruch erhalten. Wir dachten darüber nach, wir gut wir es in vielen Bereichen in Europa haben und dass medizinische Versorgung, soziale Zuwendungen und freie Wahlen bei weitem nicht überall selbstverständlich sind und wir diese Privilegien nicht mir Füßen treten sollten. Antidemokratische Systeme haben in keinem Land, in dem wir bisher waren das Leben der Bevölkerung verbessert- ganz im Gegenteil...
    Im Fernsehen wurde von Ausschreitungen und Festnahmen berichtet, wir bekamen davon zum Glück nichts mit. Den Großteil des Tages verbrachten wir jedoch auch in einem anderen Teil der Stadt und fuhren den höchsten Wolkenkratzer der Stadt hoch, um einen 360° Blick auf Hongkong zu bestaunen. Bei einem Gratiswein (unglaublich, dass der gut runterging) sahen wir erneut den Sonnenuntergang über der Stadt.
    Wir schlenderten noch über einen viel zu engen Markt und kauften ein paar Souvenirs und kehrten mit einigen Schwierigkeiten wegen des durch die Demonstrationen gestörten Verkehrsnetzes zurück ins Hotel. Von Jetlag geplagt konnten wir beide nicht schlafen und gingen so Mitten in der Nacht doch nochmal raus und ließen den Abend in einer Bar in unserem Viertel ausklingen.

    Am letzten Tag unseres Aufenthaltes mussten wir noch etwas Zeit totschlagen bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machten und ein 10- Stunden Flug (inklusive nerviger Sitznachbarn) nach Melbourne vor uns lag...
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