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- Day 100
- Sunday, April 10, 2022
- ☁️ 4 °C
- Altitude: 493 m
GermanyBalver Wald51°20’42” N 7°49’52” E
Der Sturm
April 10, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 4 °C
Das laute Regengeprassel auf meinem Zelt weckte mich mitten in der Nach und die Hunde waren unruhig. Eine starke Windböe später, gingen mir 1000 Gedanken durch den Kopf. Warum sind die Hunde nervös? Regen kennen sie gut. Blitz und Donner, worauf sie ängstlich reagieren, gab es keinen. War vielleicht etwas oder jemand an meinem Zelt? Die Regengeräusche sorgen jedenfalls dafür, dass ich mir einbilde überall Schritte zu hören. Was ist mit dem Wind? Sahen die Bäume um mich herum stabil aus? Hingen lose Äste in den Baumkronen, die runterfallen könnten? Hält das Zelt bei dem Regen? Die Gedanken in meinem Kopf werden immer lauter, während ich verkrampft in den Regen horche. Dann, ein helles Licht und ein lauter Knall, der mir den Atem stockte. Da schlug irgendwo in der Nähe wohl ein Blitz ein. Die Hunde rannten mit Tunnelblick durchs Zelt und wollten raus. Auch mir schlägt das Herz bis zum Hals.
Erstmal eine rauchen, die Stirnlampe suchen und Gedanken beruhigen. Während des rauchens bemerkte ich, dass es echt kalt geworden ist. Der Blick auf das Handy zeigte -2 Grad und Sturmwarnung an. Der nächste laute Knall und wieder eine echt starke Windböe. Dazu das permanente laute prasseln des Regens und die vorwurfsvollen Blicke meiner Hunde. Diese Nacht mache ich kein Auge mehr zu und versuche, mit meinen Ängsten und Sorgen klar zu kommen. In den Morgenstunden ließ der Regen nach und mir fielen, nachdem ich mich mit der Situation mehr oder weniger abgefunden hatte, die Augen zu.
Klar hätte ich rausgehen können um zumindest die Baumkronen abzuleuchten. Aber da ich die Umgebung kannte und wusste, dass ich das Zelt ohnehin nicht umstellen konnte, hätte es mir nur Gewissheit gebracht und mich vermutlich völlig irre gemacht zu wissen, dass dort ein loser Ast hängt.
Gegen 10 Uhr weckte mich dann Maeve, als sie sehr tief und warnend anfing zu knurren! Ich riss die Augen auf, kam kurz zu mir und hörte noch, wie jemand während dem telefonieren sagte: " Hier steht n Zelt am See! ... ... ... Ja klar, ich geh weiter und schau auf dem Rückweg nochmal vorbei!"
"FUCK! Der Förster!", schoss es mir durch den Kopf und so schnell wach und in meiner Hose, wie in dem Moment, war ich schon echt lange nicht mehr. Die Gedanken rasten mirdurch den Kopf und mein Puls war auf 180.
Ich verließ das Zelt und rief dem Mann nach, dass er sich gerne setzten dürfe und bot ihm auch vorschnell an, sich wegen des noch leichten Regens in mein Vorzelt zu setzten. Dadurch das ich mir viele Videos und Erfahrungsberichte zum Thema "Im Wald übernachten" angesehen und gelesen habe entschied ich für mich, dass es besser ist in so einer Situation proaktiv auf Personen zu zugehen. Der Mann drehte sich um, lief auf mich zu und legte währenddessen auf.. Als ich dem Mann nachgerufen habe und dadurch, dass ich fast schon panisch aus dem Zelt gestürmt bin, fing Maeve an zu bellen und wollte auch unbedingt raus. Aus Sorge um mein Zelt habe ich sie an einen Baum davor angebunden. Der Mann kam auf uns zu, ließ sich von Maeve 0 beeindrucken und streichelte sie einfach... Natürlich nach vorn übergebeugt, angrinsend und so mit der Hand wild zwischen den Ohren kraulend, dass sie kaum noch was sehen konnte. Sowas kann sie ja echt leiden und für nen kurzen Moment dachte ich wirklich "Jetzt ist die Hand ab!". So habe ich Maeve echt noch nie erlebt! Kurzerhand und ohne groß nachzudenken, nahm ich den Mann in den Arm, gab ihm ein Küsschen links und eins rechts, streichelte ihm über den Kopf und tat so, als hätte man sich ewig nicht mehr gesehen. Dann legte ich noch meine Hände an seine Wangen und habe ihm einen Luftkuss zugehaucht, bevor er meine Arme wegschlug und angewidert zurückwich. Ich sagte, dass er nun wisse,bwie sich der Hund grade gefühlt hat und fragte, ob er der Meinung sei, dass das ok von ihm gewesen sei. Man kam dann überraschenderweise in ein verständissvolles Gespräch, aber ich brauchte eine ganze Weile, bis sich mein Puls wieder beruhigte.
Es stellte sich schnell heraus, dass es kein Förster war, sondern nur ein Spaziergänger, der wegen des Sturms nach seinem Garten in der Nähe gesehen hat. Leider driftet das Gespräch dann schnell in wirre Theorien über "die da oben" und den Ukrainekrieg ab und mir wurde mal wieder klar, dass Maeve nicht ohne Grund während der Unterhaltung dauerhaft gebellt hat. Ich sollte lernen besser auf sie zu hören. Hunde haben die bessere Menschenkenntnis. Glücklicherweise ließ die Verabschiedung nicht lange auf sich warten...
Zeit fürs Frühstück!
Die Hunde markierten noch die Gegend und schnupperten alles ab, während ich mich nochmal im See frisch machte und mein Geschirr abwusch.
Der Regen wurde wieder stärker und ich entschied mich, nachdem ich die Bäume gründlich untersucht habe, dazu, den Tag nochmal neu anzufangen, den wenigen Schlaf der Nacht auszugleichen und für heute hier zu bleiben.
Genug Stress für heute! Erneuter Besuch blieb uns glücklicherweise auch erspart.Read more






