Satellite
Show on map
  • Day 13

    Banja Luka

    August 23, 2022 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☁️ 20 °C

    Die polnische Übersetzerin Calina hilft mir eine Flasche Wein zu trinken. Am nächsten Tag hitchhiken wir gemeinsam nach Banja Luka, ein bosnischer LKW-Fahrer aus Gmunden nimmt uns mit, er ist sehr freundlich. Trotz traumhaft schöner Landschaft am Vrbas-Fluss wird mir durch viele Kurven und beängstigende Überholmanöver etwas schlecht.
    Banja Luka ist die Hauptstadt der Republika Srpska, ich wollte hierhin, u.a. um mein Bild von bosnischen Serben zu verbessern. „Good luck“ sagt Calina.
    Am ersten Abend empfinde ich die grauen Plätze, die mehrspurigen Straßen, die lauten, herumlungernden Jugendlichen unangenehm. Mit der lebendigen Dänin Ragnhild finde ich am nächsten Tag Gefallen an der untouristischen, recht uncharmanten Stadt, in der mir nicht nur viele Wörter, sondern auch die Buchstaben fremd sind. In der orthodoxen Kirche im Zentrum küssen gläubige Besucher die Tür und einige bunt funkelnde Ikonen. Das große Kastell wurde anscheinend von den Römern bis zum 2. Weltkrieg genutzt, jetzt erobert die Natur die Ruine ungehindert zurück, ein wunderbarer Anblick. Für die 3% Katholiken gibt es eine moderne Kirche die viel Beton zeigt. „Kaputt“ sagt die Nonne, als wir fragen ob wir auf den Kirchturm steigen können. Nicht nur wegen der Kriege sind viele Bauwerke relativ neu. 1969 zerstörte ein Erdbeben die halbe Stadt und machte 50.000 Menschen obdachlos. Enes in Jajce hatte den schnellen Wiederaufbau als Beispiel für das gut funktionierende Jugoslawien gebracht. Wir sehen auch eine schöne Moschee, aber Muezine hört man hier keine singen. Ragnhild und ich machen eine ausgedehnte Mittagspause mit Blick auf das srpska Open Tennistournier.
    Im Museum der Republika Srpska ist ein Trakt den Verbrechen der kroatischen Ustascha gegen die Serben und andere Minderheiten im 2. Weltkrieg gewidmet, speziell den zehntausenden Toten im KZ Jasenovac. Wie wenig ich davon weiß… Es ist barbarisch, unaushaltbar, unglaublich wozu Menschen fähig sind und wie diese Dynamik des Absprechens menschlicher Würde immer wieder passiert. Der Rest des Museums behandelt die Geschichte der Republik von der Steinzeit bis 1945. schade dass es hier endet…
    Ein Spaziergang den Vrbas-Fluss entlang tut uns gut. Nach einer Stunde kommen wir zu einem Highlight am Stadtrand: In kleinen Becken direkt am Fluss baden wir in warmen leicht schwefeligen Wasser, wollen gar nicht mehr raus. Wir unterhalten uns gut mit einem lustigen Mann, der hier regelmäßig herkommt, er zeigt uns die besten Becken. Ich bin froh, dass ich einen sehr feinen und herzlichen Bewohner der Stadt kennen gelernt hab.
    Read more