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  • Day 7

    In den Tiefen Roms

    March 12 in Italy ⋅ ☀️ 15 °C

    Meine letzte Exkursion führte mich wahrhaft durch das ewige Rom; sie war eine Reise zu Spuren aus 16 Jahrhunderten - und die fing tief im Keller der Geschichte an.

    In der Basilica San Clemente, ganz in der Nähe des Kolosseums, kann man zwei Kelleretagen hinabsteigen.
    Man gelangt in römische Wohnräume, die womöglich sogar das Elternhaus des heiligen Clemens darstellen.

    Clemens war der vierte Bischof von Rom (wenn man, wie offiziell, Petrus tatsächlich mitzählt) und es ist ziemlich sicher, dass er noch Paulus und Petrus persönlich kannte.
    Wer weiß also, ob nicht gar Petrus selbst einst in diesem Haus zu Gast war?
    Es gibt aber auch ander Erklärungen, bspw, dass Clemens als Sklave in Dosen Hause lebte und später, frei gelassen, den Namen seines ehemaligen Herrn annahm.

    Zumindest gilt als gesichert, dass jener Clemens der Verfasser der Clemensbriefe ist , die wohl in frühchristlicher Zeit zum biblischen Kanon gehörten und noch heute als aufschlussreiche Dokumente gelten.
    Sehr wahrscheinlich wird eben dieser unser Clemens auch im Philipperbrief (3, 4) erwähnt.
    Er wurde im Rahmen der Christenverfolgung zur Strafarbeit auf die Krim deportiert und starb dort der Legende nach den Märtyrertod.

    Die Slawenmissionare Kyrill und Method brachten die Gebeine nach Rom in sein legendäres Elternhaus.

    Im 1. Jh n. Chr. wurden diese Räume - archäologisch nachweisbar und für heutige Touristen zu besichtigen- , in den nächsten 100 Jahren zur Nutzung des recht verbreiteten Mithras-Kultes umfunktioniert.

    Entsprechende Kulträume sind heute zweifelsfrei erkennbar.

    Die Räume hatten sogar ziegelgepflasterte Fußböden, fliesenähnlich verzierte Wände und zumindest nach heutigem stand auch fließend Wasser, denn unmittelbar im. Unteren Kellergeschoss ist eine unterirdische Quelle zu finden.

    Da die Praxis der Mithras-Verehrung eher den Charakter eines strengen Geheimbundes hatte, fehlen der Forschung tatsächlich bis heute weitere stichhaltige Ansätze, um dieses religiöse Leben umfassend beschreiben zu können. Zu viel basiert hier auf Vermutungen, um sachlich korrekte Aussagen zu treffen. Allerdings bieten verschiedentliche Zeichnungen mit gleichen Inhalten/Darstellungen zuverlässige Quellen für erste Erklärungsversuche.

    Jedenfalls wurden bei der Erhebung des christlichen Glaubens unter Theodosius I alle anderen Religionen und Kulte verboten und so verschwand auch der Mithraskult innerhalb weniger Generationen.
    Tatsächlich wurden diese Räume verfüllt und die Räume im ersten Stockwerk dieser römischen Gebäude wurden zu Seitenschiffen verbunden.
    Der frühere Innenhof wurde als als Mittelschiff überdacht.
    Noch einmal 100 Jahre später kam eine Apsiserweiterung hinzu.

    Besondere Bedeutung erlangte diese frühchristliche Kirche durch die dort abgehaltenen Römischen Synoden von 417, 499 und 595.

    Als Method und Kyrill kurz nach der Überführung von Clemens' Gebeinen selbst in Rom verstarben, kamen ihre sterblichen Überreste auch in diese Kathedrale, wo sie noch heute, vor allem von bulgarisch-orthodoxen Christen verehrt werden.

    Im 12. Jh geschah noch einmal Ähnliches, wiederum wurde verfüllt und neu gebaut. Dieser Bau existiert in den Grundzügen bis heute, auch wenn vor allem barocke Ausstattungen und Erweiterungen folgten.
    Auch hier trafen wir wieder auf Kosmatenfußboden.
    Eine ganz besonders schöne mittelalterliche Ausgestaltung ist die Schola cantorum;
    ein umschrankter Bereich im Mittelschiff und Ort für Kleriker und Sängerchor während des Gottesdienstes.
    Das Material dazu stammt noch aus den Chorschranken der Unterkirche und trägt teilweise noch entsprechende Inschriften.

    Von diesem tiefgreifenden Einblick ins frühe Christentum gerührt machte ich mich auf den Rückweg.
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