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  • Day 7

    Die Mutter aller Kirchen

    March 12 in Italy ⋅ ☀️ 17 °C

    Nein, es ist nicht der Petersdom, den Petrus angeblich zum Bischofssitz von Rom machte (dort, weit vor den Mauern Roms, war ein Zirkus, in dem er wohl von Nero gekreuzigt und in der Nähe auch bestattet wurde), sondern es war ein Gelände in der Stadt, das einst der Familie Laterani gehört haben soll. Dort entstand eine der ersten Kirchen der jungen Christenheit.
    Die Forschung ergab hier keine eindeutige Ergebnisse - möglicherweise wurde das Gelände schon ab 313 n. Chr. bischöflich genutzt.
    Das wäre also unter dem 32. Papst gewesen - und da gab es Petrus längst nicht mehr.
    Jedenfalls ist und war es die erste und einzige Bischofskirche von Rom und trägt bis heute den mehrfach am Gebäude postulierten Ehrentitel:
    Omnium urbis et orbis ecclesiarum mater et caput. =
    Mutter und Haupt aller Kirchen, der Stadt Rom und des Erdkreises.

    "Der offizielle Name lautet
    Erzbasilika des allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten im Lateran"

    Durch Residenzen im Vatikan und in Avignon verlor die Lateranbasilika zwar an Interesse, jedoch änderte sich das im. 16. Jh wieder.

    Der theologische Lehrstuhl des Papstes steht also hier vor einer mit wundervollen Mosaiken geschmückten Apsis (die berühmte, von Bernini geschaffene cathedra Petri im Petersdom hat ausschließlich liturgischen bzw. reliquiaren Charakter), der benachbarte Lateranpalast ist bis heute der offizielle Amtssitz des Papstes .

    Der Titel des Ehrenkanonikers der Lateranbasilika steht seit 1604, der Konversion des französischen Königs Heinrich IV, dem Staatsoberhaupt Frankreichs, also heute dem franz. Präsidenten zu.
    Damit verbunden ist tatsächlich bis heute das Recht, zu Pferde in die Kirche einzureiten.
    Was man bei einer Reise nicht alles erfährt.

    Die Bedeutung der Kirche kommt auch ganz bestimmt in Ihrem Bau und der Ausstattung zum Ausdruck:

    Wiederum mit Papstaltar und Ziborium ausgestattet, beinhaltet jenes hier in luftiger Höhe zwei Figuren und Schreine mit den Häuptern der Apostel Petrus und Paulus, die durch das gotische Gitter erkennbar sind.

    In der Confessio unter dem Papstaltar ruhen die Gebeine von Martin V, jenem Papst, mit dessen Wahl auf dem Konstanzer Konzil und Inthronisation in Rom 1417 das abendländische Schisma (zeitgleich Päpste in Rom und Avignon, später sogar noch in Pisa) beendet wurde.
    Seine zentrale Grablege in der Kathedrale von Rom war also vor allem ein Statement.

    Noch 7 weitere Päpste sind hier bekanntermaßen bestattet, einigen wurden wiederum prächtige Grabmäler geschaffen. Zahlreiche andere Papstgräber sind verloren gegangen.

    Zu jeder Papstbasilika gehört auch eine Heilige Tür, diese hier ist nach außen hin mit einem wundervollen, eher modernen Relief und einer Kreuzigungsszene ausgestattet.

    Die große mittlere Pforte begeistert ganz besonders, sie entstammt der ehemaligen Curie des Forum Romanums (Versammlungsort des Senats), ist also noch in vorchristlichen Zeiten gefertigt worden.
    Die äußere Bronzebeplankung ist wohl aus jüngerer Zeit, wie die Symbolik und Fertigungstechnik erahnen lassen.
    Von innen ist ihr Alter eher erkennbar und lässt vor soviel Geschichte und alter Handwerkskunst erschaudern.

    Die reiche, monumentale Figurenausstattung beginnt schon mit dem eindrucksvollen Portikus, den über 6 m hohe Statuen von Christus, den beiden Johanni und Kirchenlehrern krönen.

    Im Inneren sind die massiven Säulen mit riesigen Ädikulen (Nischen) und ebenso großen, eindrucksvoll in Marmor gehauenen Figuren der 12 Apostel (Paulus statt Judas) ausgestattet.

    Der Fußboden im Mittelschiff ist älter und ganzflächig im wundervollen Kosmatenstil gestaltet, die Seitenschiffe, die bei der Barockisierung durch Borrumini komplett erneuert wurden sind mit marmornen Fußböden ausgestattet, die der Meister mit raffinierten optischen Täuschungen entwarf.

    Man weiß wirklich nicht, wohin man vor Kunstfertigkeit und Pracht zu erst hinschauen soll, allein die Kasssettendecke ist in ihren plastischen, vergoldeten Darstellungen von Passionsattributen (unter anderen dem Hahn) stundenlange Betrachtungen wert...

    Am einprägsamsten ist aber tatsächlich die Gestaltung des Mittelschiffs in ihrer Gesamtheit, mit ihrer Figurengalerie, die mit den Säulen farblich und gestaltetrisch ein sehr harmonisches, homogenes Erscheinungsbild abgibt.

    Im angrenzenden Kreuzgang waren wir recht lange. Dort ist ein wundervoller Ort, der zudem noch recht eindrückliche, archäologische Funde zeigt und insbesondere mit großartig gedrehten und mit Mosaiken ausgestatteteten Säulen erstaunt.

    Die kleine Schatzkammer war geschlossen; dafür haben wir aber Petri Schlüssel günstig im Shop erwerben können.
    Angesichts Ihrer Bedeutung ein ganz annehmbares Angebot.

    Gnocci nahm sie an sich und ließ sich zum Papst erheben.
    Vielleicht wird dann die Welt ein bisschen friedlicher, wenn ein Häschen die Führung übernimmt.

    Nach diesen tollen Eindrücken saß ich mit ihm noch in Roms Frühlingssonne eine Weile auf der Bank vor der Kirche - über uns der in Stein gehauene Salvatore vorm azurblauen Himmel.
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