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  • Day 4

    Heute Vormittag habe ich mich nochmal (nach Gamarra - da kommen auch so gut wie keine Touristen hin) abseits der touristischen Pfade Limas bewegt. Mit Haku Tours, einem Touranbieter, der 60% seiner Einnahmen in soziale Projekte steckt, habe ich eine Shanty Town Tour gemacht.

    Jonathan, mein Guide, der ebenfalls in einer Shanty Town mit 4 Brüdern und 1 Schwester aufgewachsen ist, erzählt mir schon während der Fahrt sehr viel über die Armenviertel Limas. Knapp 80% der Bevölkerung Limas leben in Shanty Towns, viele immer noch ohne Zugang zu fließend Wasser oder "legalem" Strom. Alle Shanty Towns sind auf Hügeln gebaut und je weiter oben man lebt, umso ärmer ist man.

    Wir passieren ein riesiges Containerkrankenhaus, das einzige in der Umgebung (für knapp 1,1 Millionen Menschen), in dem Dauerbetrieb herrscht. Die Behandlungen sind hier billig, es wird auch operiert, aber Zimmer, um stationär aufgenommen zu werden, gibt es nicht. Für uns eigentlich unvorstellbar!

    Unser erster Stopp führt uns zu einem local market. Dort kaufen wir Obst und Gemüse für ältere Menschen in der Community, die wir besuchen. Für diese Personen ist der steile Ab-und Aufstieg von und zu ihren "Häusern" kaum noch bewältigbar und somit der Einkauf eine mühsame Angelegenheit.

    Nachdem wir den Markt erkundet haben und ein paar Leckereien im Gepäck haben, treffen wir uns mit Juanita, der ansässigen "Chefin". Jede Community hat eine "Chefin", die bei diversen Angelegenheiten hilft,Versammlungen macht etc. Ohne Juanita dürften wir die Shanty Town nicht besuchen.

    Juanita ist eine äußerst freundliche und liebenswerte Person. Sie zeigt uns, was baulich in letzter Zeit gemacht wurde, erzählt Geschichten aus dem Alltag in der Community und lädt uns dann noch zu sich nach Hause ein.
    Schon ein Wahnsinn, mit wie wenig diese Leute hier auskommen. Die meisten Häuser sind nicht vollständig fertig gebaut (dadurch muss man keine Steuern zahlen), heißt es gibt zb einen Abstand zwischen Dach und Hausmauern, durch die es im Winter ziemlich kalt reinziehen kann.
    Wir sitzen im Wohnzimmer, in dem 4 Sessel, ein Tisch, ein Miniregal und ein Minifernseher aus dem Jahre Schnee stehen. Ziemlich trostlos das ganze, aber vermutlich besser, als kein Dach über dem Kopf zu haben. Juanita mixt uns aus Früchten (Lucumas), die wir mitgebracht haben, einen leckeren Saft und erzählt Geschichten aus ihrem Leben. Ihr Mann, den sie mit 39 heiratete, arbeitet in Cusco und kommt nur einmal pro Monat nach Hause und ist dann sehr eifersüchtig. Sie erzählt, dass sie vor 4 Jahren bei einer Versammlung zur Communitychefin gewählt wurde, völlig unvorbereitet und sie zitterte, weil sie keine Ahnung hatte, was zu tun sei.
    Das Leben in der Shanty Town ist hart. Nichtsdestotrotz ist Juanita eine sehr lustige, hilfsbereite und gastfreundliche Frau.

    Nach knapp einer halben Stunde bei Juanita verlassen wir ihr Haus wieder und machen noch einen Rundgang durch die Community. Viele Hunde begleiten uns, es scheint, als gäbe es hier 1000e. Juanita zeigt mir noch die Kindertagesstätte, die Suppenküche und abschließend darf ich noch den ungepflasterten, sehr steilen Weg runtergehen, den viele Leute täglich mit Einkäufen und Kindern im Tragetuch bewältigen müssen und der besonders im Winter, wenn es ab und an regnet (also gut, ob man die paar Tröpfchen als Österreicher als Regen bezeichnen würde bezweifle ich, der Boden wird trotzdem matschig) zur ständigen Herausforderung wird.

    Es war wirklich eine augenöffnende Erfahrung, die mir wieder mal gezeigt hat, wie gut es uns daheim geht.
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