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  • Day 24

    Auf nach La Paz

    August 1, 2019 in Bolivia ⋅ 🌙 8 °C

    Heute verlasse ich Uyuni wieder, zum Glück, denn hier gibt es nichts mehr zu tun für mich. Den gestrigen Tag konnte ich gut nutzen, heute freue ich mich nach La Paz zu kommen.

    In der Nacht habe ich hervorragend geschlafen, es war schön warm im Zimmer und leise, was auch nicht immer der Fall ist in Hotels in Südamerika. Um 8.00 stehe ich gemütlich auf und packe alles zusammen. Dann genieße ich das reichhaltige Frühstücksbuffet.

    Um 10.00 holt mich das Taxi ab und bringt mich zum nur 3 km entfernten Mini- Flughafen Uyunis. Um kurz vor 11.00 beginnt der Security Check. Man legt seine Sachen zwar in ein Kisterl, es gibt aber nichtmal ein Gerät, wo die Sachen durchgelassen werden und der Beamte öffnet das Handgepäck nicht mal. Er greift einmal von außen drauf und fertig ist der Security Check. So hab ich das auch noch nie erlebt 🤣.

    Pünktlich um 11.00 ist Boarding und um 11.25 heben wir ab. Diesmal fliege ich mit einer Bombardier Dash 8-200 Propellermaschine. Ich habe einen Fensterplatz und es ist ziemlich laut im Flugzeug. So ein Propeller erzeugt einen ganz schönen Lärm 😊.

    Die Aussicht beim Landeanflug auf die Berge ist sehr schön und genau 1 Stunde nachdem wir gestartet sind, landen wir am Internationalen Flughafen El Alto auf 4200 m. Damit ist dieser Flughafen der höchstgelegene internationale Flughafen weltweit.

    Mein bestelltes Taxi wartet schon mit Schildchen auf mich. Die Fahrt, fast 1000 Höhenmeter hinab, ist faszinierend. Als wir die erste Kurve bergab fahren eröffnet sich ein sensationeller Blick auf La Paz. Ich freue mich schon jetzt, ab morgen diese Stadt zu erkunden.

    Mein Hotel, das Stannum Boutique Hotel, liegt im 5. und 12. Stock eines Buisness- und Einkaufszentrum. Beim Betreten wird mir bewußt, welch luxuriöse Hotel ich hier gebucht habe. Die gesamte 5.Etage ist dem Rezeptionsbereich, dem Spa, einem Restaurant und einer Bar vorenthalten,im 12.Stock liegen die Zimmer.

    Da ich vor 14.00 ankomme, kann ich noch nicht sofort einchecken, wie mir der sehr freundliche Rezeptionist erklärt. Daher gehe ich erstmal im hoteleigenen Restaurant essen, mit der Erwartung, dass dies bestimmt ein teures Essen werden wird. Aber weit gefehlt: für ein dreigängiges Mittagsmenü (Suppe und Salat, Hauptspeise und Nachspeise) zahle ich gerade mal 65 Bolivianos (€8,4). In einem 5-Sterne Haus! Das ist echt unglaublich!

    Nach dem Essen zeigt mir der Rezeptionist dann mein Zimmer. Der Ausblick ist der Hammer!! Ich sitze einfach mal nur auf meinem Bett und schaue aus dem Fenster! Sehr genial! Um 16.00 habe ich mir noch eine Massage gebucht, heute ist Verwöhntag 😊.

    Nach der sehr entspannenden Massage beschließe ich noch meine erste Fahrt mit der berühmten Mi Teleferico zu machen. La Paz hat das größte Seilbahnnetz der Welt, gebaut von der österreichischen Firma Doppelmayr. Ich wähle die Linea Cilesta, die mich ins Zentrum von La Paz bringt. Da es schon kurz vorm Finster werden ist, bummle ich von der Station El Prado nur ein paar Blocks entlang zum Plaza San Pedro. Dort sehe ich zum ersten Mal das berühmt berüchtigte Gefängnis San Pedro.

    San Pedro ist einer der berüchtigtsten Massenknäste der Welt, eine Gefängnisstadt mit Marktständen, Restaurants und einer brutalen Hierachie. Mit einer österreichischen Strafanstalt hat San Pedro wenig gemein. Es gibt keine Gitterstäbe, keine Wächter, keine Uniformen. Um die 2000 Männer sitzen hier ungefähr ein. Gebaut wurde das Gefängnis für rund 300 Häftlinge. Die meisten von ihnen wurden wegen Drogenvergehen inhaftiert, andere wegen Mordes.

    In dem Gefängnis gibt es acht verschiedene Sektionen, kleine Viertel mit Höfen und Baracken. Wer Geld hat, lebt in den guten Vierteln, wo die Zellen manchmal mehrere Räume umfassen, wo es Fernseher, Gasherde, Kokain und Platz für die Familie gibt. Wo abends die Tore verriegelt werden. Wer kein Geld hat, endet in den armen Sektoren, wo die Gefangenen im Dreck schlafen, dort gibt es nichts außer Anarchie und dem, was bei der Kokainherstellung übrig bleibt, Crack.

    In vielen bolivianischen Strafanstalten ist es anscheinend üblich, dass die Häftlinge in so einem Gefängnisdorf leben. Das Wachpersonal hält sich meist außerhalb der Mauern auf. Die Regierung verkauft das als fortschrittliches, integratives System. Doch in der Realität sind die Haftanstalten im Land überfüllt. Das interne, eigenständige Verwaltungs- und Machtsystem der Häftlinge führt zu Bandenbildung, Drogenhandel und nicht selten zu Gewalt.

    Viel habe ich schon über dieses Gefängnis gelesen und jetzt stehe ich direkt davor, sehe Frauen und Kinder raus- und reingehen. Ein Gefangenentransport hält unmittelbar neben dem Eingang, scheinbar werden neue Gefangene gebracht. In Handschellen werden sie hineingeführt in das berüchtigste Gefängnis der Welt. Ich beobachte die Szenerie noch ein Weilchen, irgendwie fasziniert, dann mache ich mich wieder auf den Rückweg zur Station El Prado. 2 Stationen muss ich fahren, dann bin ich wieder in meinem Hotel. Von der Seilbahn aus kann man tolle Ausblicke über La Paz genießen und für 3 Bolivianos (40 Cent) ist eine Fahrt auch sehr erschwinglich.

    Im Hotel esse ich noch ein kleines Abendessen und gehe ins Bett. Anreise, Stadt erkunden und Massage machen müde. Ich werde noch ein wenig das Lichtermeer von La Paz aus dem Bett beobachten, dann geht es ins Land der Träume 😊
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