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  • Day 31

    Expanded City Tour & Cholita Wrestling

    August 8, 2019 in Bolivia ⋅ 🌙 0 °C

    Heute geht es mir zum Glück wieder besser. Ich konnte gut schlafen und mein Magen hat sich auch wieder beruhigt. Juhuuu!! Nichtsdestotrotz lasse ich den Tag gaaanz gemütlich angehen. Ich stehe erst gegen halb 9 auf, wasche mir die Haare, packe für meine morgige Tour zur Death Road das wichtigste zusammen und gehe erst gegen 10.15 frühstücken. Da ich meinen Magen noch nicht überfordern möchte, entscheide ich mich für ein Granola- Joghurt und einen Kamillentee.

    Nach dem Frühstück verlasse ich erst gegen 12.00 gemütlich das Hotel. Ich möchte am Hexenmarkt noch ein paar kleine Souvenirs kaufen, bevor meine Extended Walking Tour um 14.00 beginnt.

    Um kurz vor 2 treffe ich, nachdem ich noch ein paar kleine Souvenirs gekauft und ein wenig in der Sonne am Plaza San Pedro gesessen bin, im Sol y Luna ein, von wo aus meine heutige Tour startet. Die Gruppe ist relativ groß, die Guides sind wieder Daniel und Denise. Es gibt eine kurze Einführung, was uns erwarten wird. Dann starten wir los. Zuerst gehen wir runter zur Hauptstraße, wo wir einen Minibus schnappen, der uns zum Cementario Central bringt. Denise erklärt uns während der Fahrt, wie das Busfahren hier in La Paz funktioniert. Klingt logisch, ich durchschaue es aber immer noch nicht ganz. Eine Fahrt im Minibus ist günstig, kostet gerade mal 2 Bolivianos. Feste Haltestellen und Fahrpläne gibt es nicht, man stellt sich einfach an die Strasse, winkt den gewünschten Bus heran (Direktion des Busses steht immer an der Windschutzscheibe) und hüpft rein. Bezahlt wird beim Aussteigen. Man sagt dem Busfahrer einfach, wo man raus will und schon bleibt der Bus stehen und man kann wieder raushüpfen. Dass so ein Verfahren zu Verkehrschaos führt, kann man täglich in La Paz erleben 🤣.

    Unser erster Stopp ist, wie schon erwähnt, der Zentralfriedhof von La Paz. Diese Ruhestätte für die Paceños ist mit einem österreichischen Friedhof nicht zu vergleichen. Fast wie eine kleine Stadt inmitten von La Paz wirkt dieser Ort. Mehrstöckige Bauten reihen sich hier aneinander, in denen Verstorbene ihre Ruhe finden. 

    Der Friedhof hat schon etwas Beeindruckendes, zugleich aber auch ein wenig Beängstigendes. Hier reihen sich Massen von Gräbern an- und übereinander. Damit Angehörige die höchstgelegenen Grabstätten erreichen, werden Leitern verliehen.

    Vor den meisten Gräbern innerhalb dieser Bauten sind Glasscheiben, um die Gaben an die Toten vor Wind und Wetter zu schützen. Angehörige und Freunde lassen den Verstorbenen ihre liebsten Dinge aus Lebzeiten da. Hinter dem Glas findet man wie in einem Schaufenster ausgestellte Coca Cola, Spielsachen, Blumen, Zigaretten, Fotos, Bier ... all das, was der Verstorbene mochte und was man ihm mit ins Jenseits geben möchte. 

    Insgesamt wirkt dieser Friedhof viel belebter als in Österreich. Es herrscht ein Kommen und Gehen, die Anlage ist sehr schön gestaltet und grün und seit einigen Jahren ist der Friedhof auch Platform für Grafittikünstler aus aller Welt. Irgendwie befremdlich quasi eine Kunstgalarie auf einem Friedhof zu finden. Die meisten Grafittis sind aber wirklich toll.

    Denise und Daniel erzählen viel über Rituale und Gepflogenheiten der Bolivianer was den Tod betrifft. Manche Stories sind ganz schön verrückt, zB.die Tradition bzw. das Ritual der Ñatitas.

    Bei den ñatitas („ñato“ ~ Flachnase/Stumpfnase) handelt es sich um menschliche Totenschädel, die das Jahr über in einem Schrein oder einer Nische in den Häusern der Gläubigen stehen und zur Feier Anfang November mit Blumengirlanden, -kränzen, Wattebäuschen, Mützen und Sonnenbrillen geschmückt werden.  
    Mal sind sie Jahrhunderte alt, seit vielen Generationen in der Familie weitergegeben, mal sind sie geschenkt oder gekauft. Mal sind es verstorbene Verwandte, mal kommen die Schädel aus aufgelösten Gräbern oder waren zuvor Anschauungsmaterial im Medizinstudium. Eines haben sie gemein: Die Seelen der Verstorbenen wohnen ihnen inne und es besteht eine enge Bindung zwischen dem Besitzer und den ñatitas. 

    Bei der Fiesta de las Ñatitas werden Totenköpfe geschmückt und auf dem Cementerio General de La Paz gefeiert, denn sie bringen den Lebenden Glück. Die Tradition stammt aus dem indigenen Volk der Aymara, das in Bolivien etwa 30-40 Prozent der Bevölkerung ausmacht.

    Nachdem wir so viel über den Friedhof und die Rituale der Bolivianer bezüglich Tod erfahren haben, verlassen wir diese gar nicht so leise Ruhestätte und fahren mit der roten Seilbahn hinauf nach El Alto. Dort findet, wie jeden Donnerstag und Sonntag, heute der größte Flohmarkt Südamerikas statt. Dieser erstreckt sich über 400 Häuserblocks und man kann hier alles, wirklich alles, finden, was der Mensch so braucht oder auch nicht. Sollte einem in La Paz oder El Alto jemals was abhanden kommen/gestohlen werden, hier am Flohmarkt in El Alto findet es man mit etwas Suche bestimmt wieder 🤣

    Wenn wir schon in so luftigen Höhen sind, die uns nicht ganz schwindelfrei bleiben lässt (El Alto liegt immerhin auf über 4000 Höhenmetern), dann doch bitte richtig schwindelig; und zwar vor Ungläubigkeit! Denn DAS Spektakel von El Alto schlechthin sind die „Kämpfenden Cholitas“: indigene Frauen, die in traditioneller  bolivianischer Kleidung gegeneinander wrestlen. Und da diese Kämpfe, genauso wie der Flohmarkt, immer Donnerstags und Samstags stattfinden, möchte ich mir das nicht entgehen lassen.

    Das Ticket ist in meiner Extended Walking Tour bereits inkludiert und Daniel teilt diese aus, kurz bevor er uns verlässt und uns einem neuen "Guide" übergibt. Das Ticket sollte man unbedingt aufbewahren, da man diverse abtrennbare Schnipsel auf ihm hat (1x Snack / 2x Toilette / 1x Bustransport).

    In der Halle angekommen, konnte es sich die Touristenhorde dann auf den aufgestellten Plastikstühlen bequem machen. Der erste Kampf war schon voll im Gange und ich kann kaum glauben, was ich da sehe. Eine sehr bizarre Vorstellung, nichtsdestotrotz liefern die Ladies eine Show, die keinen auf den Stühlen bzw. Rängen ruhig sitzen läßt. Wie im Wrestling üblich, gibt es natürlich immer ein Good Girl und ein Bad Girl, beide mit phänomenalem Intro. 

    Nach insgesamt 4 Kämpfen, einer bizarrer wie der andere, ist das Spektakel gegen 19.00 dann auch wieder vorbei. In Bussen werden wir zurück zu unseren Hotels gebracht.

    Müde falle ich ins Bett, immer noch unsicher, was ich vom Cholita Wrestling halten soll. So bizarr es auch sein mag, gesehen haben sollte man es trotzdem, denn wo auf der Welt kann man sonst Cholitas beim Wrestling zusehen. Und jeder kann sich dann sein eigenes Urteil zu dieser Show, die einen trotz allem in seinen Bann zieht, bilden 😊
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