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  • Day 19

    Nach Asowo in den Deutschen Kreis

    July 31, 2019 in Russia ⋅ ☁️ 20 °C

    Tag 19
    Unser Frühstück in der Tour-Basa ist landestypisch und zwar so sehr, wie wir es auf dieser Reise noch nicht hatten. Im Speisesaal, der ausschließlich für uns eingedeckt ist, gibt es Butterbrot - ohne Butter, einen Teller mit Buchweizengrütze, einen Teller mit 2 Spiegeleiern, einem Würstchen, Ketchup und Gurkenscheiben und Tomatenstückchen. Und Brot natürlich. Dazu wahlweise Nescafe oder Tee.
    Es sind relativ junge Leute, die dieses Lager als „Bisiness“ betreiben. Selbst im Winter müssten sie nicht schließen, weil hier auch viele Familienfeiern stattfinden. Aber auch Wintersport wird im Umfeld betrieben. Natürlich muss ein Abschiedsfoto für die Reklame-Wand gemacht werden und wir versprechen wieder zu kommen.
    So wie ich vorausgesagt hatte, ist nach der trockenen Nacht und dem leichten Wind der Feldweg zurück kein Problem. Die Pfützen sind fast weg. Wie sagt Egon doch immer: Mache dir Gedanken um Probleme erst dann, wenn sie wirklich auftauchen.
    Bei klarem Himmel geht es auf die „Autobahn“ in Richtung Omsk. Seitdem Kasachstan eigenständig wurde, ist diese Strecke die Hauptroute. Sie ist in den letzten Jahren grundlegend ausgebaut worden und in einem guten Zustand. Keine Baustelle behindert den Verkehr auf der heutigen Etappe. Die Temperaturen steigen langsam von angenehmen 20° C zu Beginn des Reisetages auf 30 Grad am späten Nachmittag.
    Wir fahren wieder in Kleingruppen und treffen uns sich entlang der Strecke an verabredeten Plätzen zu einem Kaffee, zum Tanken. Verfahren kann man sich nicht, denn auf der heutigen Streckenlänge von 400 km gibt es nur zwei Abzweigungen. Unfälle sehen wir glücklicherweise nicht. Dafür aber Motorräder, die uns entgegenkommen und an einer Raststätte einen Motorradwanderer mit seiner 125er. Eine unserer BMWs gibt verdächtige Geräusche von sich. Mal sehen, was das werden soll.
    Unterwegs kann ich endlich noch telefonisch einige Erfolgsmeldungen verzeichnen. Dank Darias Hilfe aus Moskau bekommen wir ein Programm am Zielort. In Asowo, dem Ziel der heutigen Reise, machen wir uns mit weiteren Eigenheiten des Landes, insbesondere auf den Dörfern, vertraut. Wir belegen sämtliche neun Zimmer des zum Verkauf stehenden Hotels, so müssen auch die, die Einzelzimmer gebucht hatten, sich mit einem anderen ein Doppelzimmer teilen. Abendbrot gibt es erst um 21.00 Uhr, wenn nämlich alle Küchenkräfte vom Feld zurück sind. Um 20.00 Uhr werden wir zu einem Museumsbesuch abgeholt. Im Hotel gibt es nur einige Flaschen Bier und auch nur 8 Biergläser. Zum Glück ist schräg gegenüber eine Brauerei, aus der Egon und ich 12 Flaschen Bier holen, à 1,5 Liter.
    Marina ist die Leiterin des örtlichen Heimatkunde-Museums, in dem die Geschichte der Russlanddeutschen zusammengetragen ist. Er kennt die attraktive Blondine bereits aus dem Vorjahr. Sie stellt uns auch ihren achtjährigen Enkel vor, obwohl sie selbst glatt als Endvierzigerin geschätzt wird. Das Museum ist eine Heimatstube mit viel Bezug zum Dorf Asowo, so dass wir nach viel über die Geschichte der Deutschen in der Region und in Russland erklären müssen. 13.000 Einwohner hat Asowo heute, aber nur eine ganz geringe Anzahl von ihnen sind Deutsche. Als es die Möglichkeit gab sind etwa 8.000 von ihnen nach Deutschland ausgewandert. Man hatte die Nase voll, über 40 Jahren als einzige Nationalität eingesperrt zu sein, Repressionen zu erleiden und die Muttersprache, die deutschen Sprache bei Strafe nicht sprechen zu dürfen. Inzwischen sind die Bauernstellen im Dorf überwiegend von Kasachen und Russen eingenommen worden. Überall sind die Spuren dieses Exodus zu erkennen: Häuser wurden nicht fertig gebaut, Straßen enden im Nirgendwo, Plätze mit Geschäften zeigen viel Leerstand. In der kurzen Blütezeit in den 80/90-iger Jahren sammelte man sich in dieser Region, in der alten Heimat, in der bis 1942 sehr viele Deutsche als freie Bauern gelebt hatten, und gründete einen deutschen Nationalkreis.
    Dann ist es Zeit fürs Abendbrot. Die Kartoffelspalten schwimmen in Butter, das Stück Fleisch ist deftig und alles ist mit grünen Kräutern und Knoblauch gut gewürzt. Wir sind eben in Sibirien, wo man deftiges Essen liebt, dazu noch in einer ehemals deutschen Gegend!
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