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  • Hari 30

    Cu Chi Tunnel - Ben Duoc

    29 April, Vietnam ⋅ ⛅ 38 °C

    Der Wecker war zwar gestellt aber irgendwie stimmte die Zeit nicht um die wir aufstehen wollten. Ganz so schlimm war es allerdings nicht. Ob wir unsere heutigen Ziele einhalten können, mal abwarten. Der Tag begann mit dem Frühstück in der Nachbargasse, in einem kleinen Restaurant, wo vor allem englische Speisen serviert wurden. Die Stärkung war auf jeden Fall notwendig, da wir 50 km (1,5h) ins Hinterland fahren würden. Wir hatten uns gegen eine Tour zu den Cu Chi Tunneln entschieden, weswegen wir uns einen Roller ausliehen. Es gibt zwei Orte, an den die Cu Chi Tunnel besichtigt werden können. Die meisten Touren fahren den nächstgelegenen und damit überlaufenen Spot an. Daher hatten wir uns bewusst für den anderen entschieden. Heute sollten wir der etwas dunkleren Geschichte in Vietnam auf die Spur gehen. Die Cu Chi Region stand früher mal für ein friedliches Leben auf dem Land, mit vielen Obstplantagen. Aufgrund des Krieges gegen Frankreich wurde ein Tunnelsystem etabliert, welches teilweise über drei Etagen verfügte. In der Hochzeit reichte das Netzwerk über 250km weit und beherbergte kleine Dörfer.

    Die Helme waren aufgesetzt und vor uns stieg ein englisches Pärchen aus dem Auto, was gleich zweimal hinschaute und danach ein paar spaßige Sprüche brachte. Denn viele Touristen fahren hier im Centrum nicht selbst, sondern lassen sich von den einheimischen Rollerfahrern eher mitnehmen. Google Maps aktiviert und mit vollem Tank ging es durch das von außen chaotisch wirkende Treiben. Wenn man jedoch mit der Welle mitschwimmt, seine Lücken nutzt und manchmal denen vorauseilt, machte es eher Spaß, als das es stressig war. Die erste Strecke führte uns durch das Centrum von Saigon, ehe wir auf eine große Schnellstraße abbogen. Diese unterteilte sich in zwei Spuren jeweils für beide Richtungen, welche nur von Autos befahren werden durften. Am Rand gab es nochmal zwei Spuren für jede Richtung, welche für die Motorradfahrer gedacht waren. So ging es eine ganze Weile geradeaus, nur gelegentliche Ampeln bremsten uns ein wenig ein. Wie viel ich gefahren bin konnte ich nur anhand von Google Maps nachvollziehen, denn die Tachonadel stand konsequent bei 20 km/h. Vielleicht ein kleiner Abriss zu den ausgeliehenen Motorrädern/ Rollern. Bei diesem funktionierte der Tacho nicht, bei anderen waren die Bremsen kaum vorhanden, das Zündschloss hat bei einem Roller permanent geklemmt und die Schlaufe der Helme waren manchmal nur mit einem Knoten fest gemacht, dass eine Anpassung nicht mehr möglich war. Also sicher war es eigentlich nie so richtig aber es funktioniert 😊 Der Rest der Strecke führte über ländliche Bereiche, vom Großstadttreiben weit entfernt.

    Die Sonne prasselte heute wieder stark von oben herab, sodass unsere Wasserflasche bei Ankunft so gut wie leer getrunken wurde. Auf dem Gelände schlängelte sich eine Straße an einer Pagode vorbei, die wir links liegen ließen. Anschließend kamen wir an einem Kletterpark vorbei, wo es auch zu einem Schießstand ging. Für rund zwei Euro der Schuss, konnten hier verschiedene Sturmgewehre ausprobiert werden. Schließlich erreichten wir den Eingang, wo alte Militärtechnik von den USA ausgestellt war. Diese waren sichtlich von den Vietnamesen abgeschossene Fahrzeuge und konnten bestaunt aber auch angefasst werden. So setzten wir uns in einen Helikopter, an welchen schon viele Teile fehlten. Viele Gewehre, welche im Vietnamkrieg zum Einsatz gekommen waren, wurden im Eingangsbereich des Tunnelgeländes in Vitrinen dargestellt. Die Sammlung verschaffte einen ersten Eindruck aber das sollte nur ein Bruchteil von dem sein, was alles zum Einsatz kam, wie wir später am Tag feststellen sollten. Ein Waldweg führte uns durch den Dschungel. Ein paar Lianen hingen von oben herab, wo man sich gelegentlich wegducken musste. Die ersten nachgebauten Lager, mit Figuren zur besseren Veranschaulichung, waren entlang des Weges ersichtlich, ehe wir zu einer großen offenen Holzhütte kamen. Von weitem hörten wir bereits einen Dokumentarfilm, welchen wir ebenfalls anschauten. Danach ging es nun zu den unterirdischen Gängen. Teilweise waren die über mehrere Etagen ausgehoben und nur durch kleine Tunnel miteinander verbunden. Der erste Eingang war für Touristen größer gestaltet, wo ein Raum mit einem Brunnen nachgebaut waren. Bei der nächsten Station sah das bereits anders aus, nun war der Eingang winzig und konnte durch ein kleines Brett so verschlossen werden, dass man von außen nicht erahnen könnte, dass dort ein Eingang wäre. Ich war skeptisch aber machte einen Satz tiefer. Das Loch war so eng, dass meine gesamte Hüfte ringsherum anlag. Der Betreuer der Station meinte, kein Problem und so versank ich im Tunnel. Nur mit nach oben ausgestreckten Armen war es mir möglich in die Tunnelwelt abzutauchen. Im Entengang circa 15 Meter weiter und ging es wieder raus. Ein weiterer und längerer Tunnel wartete auf uns. Eng, warm und dreckig krochen wir mehr oder weniger hindurch, zwischendurch gab es Abzweigungen und ging abermals nach unten. Das hier Menschen leben mussten, kann man sich nicht vorstellen aber eine Wahl gab es nicht. Mit im Preis war ein Essen inkludiert, was wohl die Vietnamesen im Krieg gegessen hatten. So richtig wissen wir nicht, wie es hieß und die lokalen Betreuer der Stationen waren nicht so gut in Englisch ausgebildet. Es hatte die Konsistenz von Kartoffeln, dazu gab es ein Nussmischung mit Zucker zum reintunken. Wir hatten den größten Teil des Geländes hinter uns gelassen. In Richtung des Ausganges wurden verschiedene Fallen aufgezeigt, welche die Vietkong-Soldaten damals genutzt hatten. Früher für Tiere entworfen, nun für die amerikanischen Soldaten genutzt.

    Wir waren schon ganz schön geschlaucht von der Hitze und vom kriechen, sodass wir uns schnell auf den Roller schwangen. Von der Geschichte hatten wir jedoch noch nicht genug, sodass wir das Kriegsmuseum in Saigon aufsuchten. Von der Sonne getrocknet, gab es bei der Ankunft erstmal einen Liter Tee für jeden. Ein Teil der Kriegsmaschinen, welche wir bei den Tunneln zerstört vorgefunden hatten, konnten wir nun im guten Zustand betrachten. Der Außenbereich war voll von Kriegsmaschinerie, unter anderen gab es eine extra Ausstellung über die Gefängnisse und die Bedingungen. Den Audio Guide holten wir uns im Hauptgebäude und ließen uns die Geschichte Vietnams nach und nach anhand des Audio Guides, der vielen Bilder, Dokumente, sowie der Ausstellungsstücke erklären. Es war erstaunlich aber auch erschreckend was diesem Land widerfahren ist. Einst von Frankreich besetzt, im zweiten Weltkrieg für unabhängig erklärt, dann marschierten die Franzosen wieder ein und wollten ihre Kolonialherrschaft zurück. Schließlich konnten die Franzosen zurückgeschlagen werden, was die USA nicht akzeptierten und eine Kriegswelle über Vietnam losließ, die seines gleichen sucht. Es gibt keinen Krieg, in welchen die USA mehr investiert hat. Insgesamt verbrannten sie 676 Billionen US-Dollar. Warfen insgesamt (teilweise in kurzer Zeit) einen Bombenteppich von 14.300.000 Tonnen ab. Das sind im Vergleich zum zweiten Weltkrieg (von den USA abgeworfen) dreimal so viele Bomben. Hinzu kommen noch die Giftgaseinsätze von Agent Orange. Die meisten Gebiete wurden zwei bis drei Mal getroffen andere bis zu 10 Mal. Vietnam war eine Spielewiese der amerikanischen Waffeningenieure, mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung. Trotzdem waren es nach 17 Jahren nicht die Amerikaner, sondern die Vietnamesen welche siegten. Wir hatten gerade mal zwei Stunden, da die Türen bereits 17:30 Uhr geschlossen wurden. Wir hatten uns viel anhören können, aber das hat uns beiden auch gereicht, da das Thema doch sehr bedrückend ist. Dankbar, dass wir uns davon ein wenig distanzieren konnten, hatte Vietnam noch Jahre nach dem Krieg damit zu kämpfen?. Sei es durch Genmutationen durch die Giftgasanschläge (über Generationen hinweg) oder die 6,1 Millionen Hektar durch Bomben verseuchtes Gebiet.

    Folglich schnappten wir unseren Roller das letzte Mal und fuhren zum Verleih zurück. Erstmal duschen, den Akku ein wenig aufladen und die Planung für den morgigen Transfer nach Indonesien planen. Ja, die Zeit in Vietnam ist wie nichts verflogen. Das Problem was wir hatten, morgen würden unsere Sim-Karten in Indonesien bereits auslaufen (eigentlich 30 Tage), sodass wir sämtliche Daten vorher auf dem Handy speicherten und bereits die Ankunft in Indonesien planten. Als Abschluss gönnten wir uns ein riesiges Banh Mi und es war wirklich riesig. Wir holten gleich vier Stück, da haben wir gleich etwas für das Frühstück. Da wir bereits halb vier morgens raus mussten, verschwanden wir danach gleich im Bett.
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