• Leider heute allein unterwegs

    December 4 in Chile ⋅ ☀️ 12 °C

    Caro hatte sich heute geopfert und wollte das Gewicht der Backpacks ein wenig optimieren. Als erstes mussten eine ganze Reihe Taschentücher dran glauben, was Sie mit einer roten Nase im späteren Tagesverlauf unter Beweis stellte. Auch die Medizintasche sollte ihre Daseinsberechtigung bekommen, daher war Caro heute im Schlaf-Lese-Rhythmus gefangen.

    Das Frühstück hatten wir für halb neun geordert und es war sehr lecker. In einer kleinen Pfanne, total verbeult, gab es Rührei mit Schinken und Käse, dazu ein selbstgebackenes Brötchen und leckeren Kaffee. Das war schonmal ein guter Start in den Tag, mit schönem Ausblick auf das benachbarte Bergmassiv. Die geplante Tour verlief im benachbarten Tal und führte über eine Route von circa 18km und 1000Hm zu einem kleinen Gletschersee. Bei der Hitze und Caros Zustand wäre das für den Genesungsprozess nicht wirklich förderlich gewesen.

    Daher ging es für mich heute alleine in die Berge. Ob es bereits zu spät war, würde sich zeigen, denn ich kam erst 10:15Uhr los. Um in das Nachbartal zu kommen, musste ich wieder den Stadtflizer über die Offroadstrecke quälen, was er ein weiteres Mal gut hinnahm. Zum Glück war es diesmal nur die Hälfte der Distanz. Beim Abzweig ins Nachbartal und über den Tag wurde mir nochmal klar, wie massiv die Gefährdung durch einen Steinschlag in diesem Gebiet ist. Überall liegen diese großen Brocken, die sich mit der Zeit vom Felsmassiv gelöst haben. Die Leitplanke war quasi nicht mehr vorhanden, teilweise standen nur noch die Pfeiler, an denen diese montiert war oder sie war arg deformiert. Auch heute auf der Wanderung waren immer wieder das Scheppern und Donnern zu hören aber zum Glück in gewisser Entfernung.

    Ich war an der Schranke zum Nationalpark angekommen. Nach kurzer Rücksprache mit dem Park Ranger (der zum Glück Englisch konnte) ließ ich das Auto dort stehen und startete meine Wanderung von da. Mit drei Litern Wasser, einen Apfel und zwei Riegeln ging es los. Meine Drohne hatte ich auch dabei und die Erlaubnis vom Park Ranger war eingeholt. Die erste Strecke ließ die Höhenmeter etwas schwinden aber war ansonsten unattraktiv. Der Weg führte gerade nach oben und umging die Serpentinen, welche die Autos nehmen mussten. So kreuzte ich die Straße um das ein oder andere Mal und war froh, als der Teil hinter mir lag. Nun führte ein Schotterweg stetig nach oben und bot die ersten Eindrücke vom umliegenden Felsmassiv, welches in den verschiedensten Farben zur Geltung kam, ocker, grün, braunrot, sind nur ein paar. Der nächste Abschnitt war sehr gediegen, leichte Steigung bei einem guten Weg, ließ die Wegstrecke dahinschmelzen. Das Tal, in dem ich lief war etwas breiter und ein Bach brauste von den oberen Schneefeldern nach unten. Ein paar wilde Pferde standen auf der Wiese und schauten mich verdutzt an, denn andere Leute suchte man vergebens. Die ersten sah ich erst viel später und außer der Gruppe war ich immer allein unterwegs. Die Pferde scheinen hier auch eine beliebte Alternative zum Auto zu sein. Bereits gestern fuhren wir an ein paar Reitern vorbei und als wir gestern von der Unterkunft zum Auto liefen, verliesen gerade drei Leute ein Lokal auf ihrem Pferd. Ich versuchte mein Tempo zu halten, denn die Info vom Park Ranger war, dass der Nationalpark zwischen 18Uhr und 19Uhr geschlossen wird. Nachdem die sachte Passage sich dem Ende näherte und das Tal in einer leichten Rechtskurve die ersten Blicke auf die schneebedeckten Gipfel freigab, wurde das Terrain steiniger und unbequemer. Die Steigung nahm zu und permanent drückte die Sonne von oben. Man hatte ja den ersten Sonnenbrand aber an was hatte man nicht gedacht, ein Langarmshirt oder vielleicht eine Sonnenbrille? Zudem gab es weit und breit keinen Schatten, erst weiter oben nutzte ich einen größeren Felsbrocken als Schattenspender. Die ersten Schneefelder lagen hinter mir und der Abschlussanstieg, welcher nochmal ein paar Höhenmeter abverlangte, war geschafft, auch wenn das Tempo sehr darunter gelitten hatte. Vor mir erstreckte sich nun der Gletschersee und der Gletscher selbst hing weiter oben zwischen zwei Bergspitzen. Ein paar Wasserfälle schossen nach unten und das umliegende Bergpanorama war sehr beeindruckend. Viel Zeit zum Genießen gönnte ich mir nicht, denn ich wollte zeitnah aus der Sonne raus und zum anderen noch Zeit mit Caro verbringen.

    Der Rückweg zog sich aber war keine Herausforderung mehr, nur das Wasser wurde langsam knapp und rationierte ich mir nach Teilabschnitten. Am Auto angekommen (16:40Uhr), unterhielt ich mich noch kurz mit dem Park Ranger, ehe ich den Rückweg antrat.

    In der Unterkunft angekommen und eine Dusche später, liefen wir noch eine kleine Strecke durch den Ort, ehe wir abermals ein leckeres Abendbrot von Eduardo serviert bekamen. Anschließend ging es noch mit einem Getränk auf die Terrasse, wo ich den Tag niederschrieb und Caro sich den Tolino schnappte.
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