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- Feb 20, 2024, 11:30 AM
- ☀️ 20 °C
- Altitude: 24 m
United StatesTurner River Indian Reservation (historical)25°49’4” N 81°6’2” W
Alli-Alligatoah

Am Dienstag wachen wir erholt auf, obwohl wir ja recht spät schlafen gegangen sind. Gute Entscheidung, dass wir nicht noch weiter gefahren sind und beim Cracker Barrel "abgestiegen" sind. Der Nap am Abend war auch eine kluge Idee. Heute klingelt mein Telefon und ich halte einen richtig schönen Videoschnack mit Emma, Moritz und Jenny. Dafür, dass Emma (5) vor der Reise noch gesagt hat, dass wir garnicht telefonieren können, weil es bei uns dunkel ist, wenn es in Deutschland hell ist und andersrum, kriegen wir das bisher ganz schön gut hin. Aber auch für mich fühlt es sich komisch an, dass in Deutschland schon ein halber Tag vergangen ist und wir gerade noch muckelig im Bett liegen und ein ganzer neuer Tag auf uns wartet.
Während ich noch schnacke, hopst Christian aus dem Bett und geht eine Runde mit Bella. Ich videofoniere noch ein bisschen weiter und ziehe mich parallel an, baue das Bett um und tauche ins mini-Badezimmer ab, dass ich mir unter unserem Tisch einrichte, dort ist die Kosmetik-Schublade mit allem was ich so brauche. Ich habe mich mit Christian heute darüber unterhalten, dass sich Freddie, so klein er auch sein mag, je nach Aktivität und Funktion in vollkommen klar abgegrenzte Wohnungsbereiche einteilen lässt. Bad - unterm drehbaren Tisch auf dem Boden und natürlich auch am Waschbecken, Küche - beim Kochen die Küchenzeile, Esszimmer - ausziehbare Bank + Tisch, Schlafzimmer - Bett, Arbeitszimmer - Fahrerkabine...alles vorhanden, was wir so brauchen.
Als Christian und Bella wieder da sind, parken wir noch kurz in den Schatten um und organisieren uns ein wenig. Wir überlegen, wo wir den nächsten Tag übernachten möchten, stellen über Harvest Host eine Anfrage bei einer kleinen Farm weiter nördlich im Inland und besorgen uns noch einen Kaffee bei Starbucks. Dann rollen wir los in Richtung Everglades. Ich habe unterbewusst die Everglades geographisch irgendwo anders und bergig positioniert - momentan komme ich mit den Nationalparks noch ein wenig durcheinander, aber das wird sich ändern, sobald wir die Namen mit Erlebnissen und Bildern verknüpfen können, da bin ich mir sicher. Als ich eine Sprachnachricht von Mama bekomme hört man die Begeisterung und man merkt, dass Kindheits-/ Jugenderinnerungen bei meinen Eltern wach werden und sie die Everglades ganz fest mit Miami Vice und Flipper verknüpfen.
Wir machen uns also auf den Weg und planen uns sehr nördlich an die Everglades heranzupirschen. Unser Stellplatz für den Abend liegt im Big Cypress National Preserve, einem Landschaftschutzgebiet, das schon gar nicht mehr zu den Everglades gehört. Hier wird zwischen den verschiedensten Formen von Naturschutzgebieten unterschieden - Nationalparks, StateParks, National Preseves, National Forests. Hinzu kommt noch das Public Land und viel, viel mehr.
Wir sind beeindruckt, dass es hier einen solchen Fokus auf das ganze Thema gibt. Von Bundesebene gibt es sogar eine App, mit der man sich direkt Campgrounds in diesen Gebieten anzeigen lassen kann und bei Verfügbarkeit auch direkt buchen kann. Vielleicht kommt der Grad an Digitalisierung ja auch mal bei uns an.
In vielen bekannten touristischen Bereichen sind Hunde häufig verboten, genauso wie auf den meisten Ausflugsattraktionen und Wanderwegen. Wir stellen uns also im Vorhinein darauf ein, genau zu schauen und auf einige Sachen, die sich spannend anhören eventuell verzichten zu müssen, weil wir Bella auch einfach nicht ewig allein im Auto lassen wollen. Wir sehen es als "natürliche Selektion" an, die uns die Flut an Möglichkeiten ein wenig erleichtert. Und wo sich eine Tür geschlossen hat, stehen wir halt schon im nächsten Raum.
Zunächst fahren wir an den typischen Kanälen und Ausflugsbooten vorbei, die einen in die Marschlandschaft schippern, damit man die bestmögliche Aussicht auf die Tier- und Pflanzenwelt in den Everglades hat. Mit der Zeit tauchen am Straßenrand mehr und mehr Bäume auf. Es ist verrückt, denn aktuell haben die meisten Bäume und Sträucher nasse Füße, dies ist scheinbar ein Großteil des Jahres so. Als ich aus dem Beifahrerfenster schaue, sehe ich am Baumrand vom Kanal den ersten Alligator entspannt Sonne tanken. Christian ist zunächst enttäuscht und hat Angst etwas verpasst zu haben. Nachdem ich allerdings innerhalb der nächsten 10 Minuten 5 Alligatoren entdeckt habe und Christian weiß, in welche Richtung er schauen muss, wird uns klar, dass wir hier gar nicht ganz besonders aufmerksam schauen müssen und den Tag über noch einige drachenähnliche Anwohner treffen werden. Neben Alligatoren sehen wir ganz viele Vögel, hauptsächlich Fischreiher und Komorane. Überall säumen Zypressen und Palmen den Weg.
Ab 13 Uhr dürfen wir auf den Campingplatz, wir sind gut in der Zeit und sehen kurz vorher ein Schild, das eine Loop Road ausschildert, an deren Beginn eine Toilette ausgeschildert ist. Die nehmen wir gern mit. An dem kleinen Rastplatz am Rand einer Gravel-Road stehen ein paar Info Schilder, die den 21 Meilen Rundweg für Autos bewerben als eine Straße, an der man die einheimische Tierwelt im natürlichen Habitat beobachten kann. Klingt Perfekt für uns, so dass wir auch ein wenig von der Natur im State Park mitbekommen, ohne Bella allein lassen zu müssen. Wir hoppeln also los und das Hoppeln ist hier wortwörtlich gemeint. Riesige Schlaglöcher auf einer Safari-ähnlichen Straße lassen uns mit durchschnittlichen 16 km/h durch die Gegend wackeln. Wie gut, dass wir noch All Terrain Reifen haben aufziehen lassen, bevor wir Freddie verschifft haben.
Das Tempo ist perfekt, um ganz viel mitzubekommen. Beim ersten Alligator, der sofort am Wegrand liegt und den wir recht spät sehen, quieken wir beide ein wenig los 😂. Ab dem Zeitpunkt fühlen wir uns beide wirklich so, als würden wir in einer anderen Welt auf Safari sein. Fehlen nur noch diese Sonnenhüte in schickem beige und ein Fernglas, wobei wir das nicht brauchen, weil wir die Alligatoren in ein bis fünf Meter Entfernung passieren. Die meisten liegen recht starr herum und genießen ein Sonnenbad. Manche platschen schnell ins Wasser sobald Freddies Brummen sich bemerkbar macht. Zwischendurch halten wir und Christian klettert nach hinten und besorgt uns einen Apfel und bringt meine Spiegelreflexkamera mit nach vorne. Gute zwei Stündchen verbringen wir auf dem Weg, bleiben zwischendurch stehen und halten mit Fotos und Videos diese andere Welt für unsere Zukunft fest. Das werden wir bestimmt nicht vergessen. Immer wieder passieren wir Grundstücke von Anwohnern, die entlang der LoopRoad wohnen. Richtig beseelt freuen wir uns danach darauf unseren Platz für die Nacht anzusteuern.
Hier angekommen begrüßt uns ein netter Mann, der scheinbar für die Organisation des Platzes um den Burns Lake verantwortlich ist. Er selbst wohnt auch hier auf dem Platz und checkt Reservierung etc.. Er zeigt uns unseren Platz mit Picknicktisch und Feuerring. Außerdem gibt es Mülleimer und Toiletten und sonst nichts. Alles ist sehr offen und luftig angelegt, es ist herrlich ruhig. Außer uns sind vielleicht noch 5 andere Gäste hier, es ist also wenig los. Die Plätze sind rund um einen See angelegt. Bella und ich watscheln ein paar Meter los, während Christian an Freddie mit unserem Host schnackt. Ich höre wie er zu Christian sagt, dass er mir am besten weitergeben soll, dass Bella nicht auf der Seite des Wegs, die am Wasser liegt, gehen sollte, da natürlich Alligatoren im See wohnen, denen jedes Jahr ein paar Haustiere zum Opfer fallen. Ich bin dankbar für meine gut funktionierenden Ohren und nehme Bella ziemlich schnell auf die andere Seite.
Wir kommen an und ich mache uns erstmal essen. Müsli für Christian und Salat für mich. Danach plätschert der Nachmittag vor sich hin und wir genießen die unglaubliche Ruhe. Es ist zauberhaft. Als es dämmert gehen wir eine Runde um den See und treffen Sandy und Monika aus Kanada, mit denen wir uns verquatschen. Die beiden sind vier Wochen unterwegs und fliehen vor dem bitterkalten Winter im Norden. Wieder bei Freddie angekommen sind wir ein wenig traurig, dass wir kein Feuerholz dabei haben. In Florida darf übrigens nur floridianisches Feuerholz verbrannt werden, es steht unter Strafe, aus anderen Staaten Holz einzuführen. Vor einigen Jahren wurde wohl ein Parasit eingeführt , dem ganz viele Pinien zum Opfer gefallen sind. Dadurch, dass wir kein Feuer machen können, sind wir den Mosquitos ausgeliefert, die um die Tageszeit aus dem Dunst aufsteigen und verziehen uns in Freddie.
Christian verzieht sich ins Arbeitszimmer und werkelt an unserer Wasserstandsanzeige und anderen Dingen herum und ich schreibe den Beitrag zu Ende, den Christian gestern Nacht beim Cracker Barrel noch angefangen hat. Später snacken wir noch ein paar Warps die Christian zaubert und kuscheln uns ins Bett, genießen einen Whisky und schauen eine Folge The Crown.
Was man an so einem Tag, an dem man plant nur ein wenig durch die Everglades zu rollen und beim Campingplatz anzukommen, alles so erlebt lässt uns mal wieder vor Dankbarkeit fast platzen. Was ist das Leben gerade gut zu uns.Read more
Traveler
Da schwimmt übrigens ein Alligator 🐊
Traveler
Hm ganz schön gruselig 😀
Traveler
😊