• Von rot zu weiß aka von warm zu kalt

    14.–15. huhtik. 2024, Yhdysvallat ⋅ ⛅ 15 °C

    Sonntagmorgen, nach der zweiten Nacht an diesem heimeligen Plätzchen und nachdem gestern Abend das erste Mal die Standheizung unseren Freddie und uns gewärmt hat, wachen wir gemütlich auf. Heute wollen wir auf jeden Fall so langsam los düsen, da wir gestern einen Campingplatz im Zion National Park gebucht haben. Von Dienstag auf Mittwoch wollen wir dort schlafen. Vor dem Zion steht auf unserer „Möchten-wir-sehen-Liste“ der Scenic-Byway No. 12, ein knapp 200 km langer und nach Erzählungen sehr spektakulärer Highway und außerdem der Bryce Canyon (der praktischerweise am Scenic Byway liegt) 😊.

    Insgesamt ist das in zweieinhalb Tagen wirklich entspannt und stressfrei machbar. Bis zum Start des Scenic Byways haben wir noch ein wenig zu fahren, aber wir planen einfach zu schauen wie viel Fahren heute in uns steckt. Morgen würden wir gern den Bryce Canyon mitnehmen; selbst wenn es erst am Dienstag was mit dem Bryce werden sollte und wir dann erst spät abends im Zion am Campground ankämen (vom Bryce zum Zion National Park fährt man knapp 2 Stunden) wäre das fein. Wir haben also einiges an Luft eingeplant.

    Wir sind wirklich richtig entschleunigt im Moment. Zwischendurch hatten wir ein bisschen Sorge, dass wir so viel Zeit in den USA „vertrödeln“, dass wir es in Kanada bereuen würden, weil dort dann evtl. weniger Zeit wäre als zu Beginn eingeplant. Allerdings haben wir durchgespielt, was wir noch alles hier in den USA sehen möchten (Vieles haben wir auf spätere Reisen verlegt und das auch nicht leichten Herzens – beispielsweise den Yellowstone National Park, Grand Teton National Park, die Westküste in ausführlichster Form, einige Großstädte und ganz schön viele andere Teile der USA, die bestimmt noch atemberaubend schön sind. Alles, was jetzt noch in der Planung übrig ist, sollte eigentlich gut in die letzten 4 Wochen USA passen, sogar mit der ein oder anderen Doppel-Übernachtung. Ich habe auch einfach gar keine Lust mich an ganz fixe Pläne zu halten, die uns unterschwellig stressen könnten. Alles genau durchzutakten überfordert mich, von daher bin ich doppelt happy, dass wir es aktuell so gut schaffen, zwar einen groben Plan zu haben, aber den ein oder anderen Tagesplan spontan zu überdenken und evtl. sogar über den Haufen zu werfen, ohne dass es uns unter Druck setzt. Ich denke, dass wir am Ende Nichts bereuen werden, wenn wir mal den einen oder anderen Tag länger an einem Ort geblieben sind, der uns ein wohliges Gefühl gegeben hat und uns beim Entschleunigen geholfen hat.

    Mit dem Gefühl der Entschleunigung und dass wir uns nicht stressen müssen, starten wir auch heute in den Tag. So ist es dann auch schon 10:30 Uhr, als ich mich mit Bella auf den Weg zu einer Gassi Runde mache, während Christian nach der Standheizungsaction von gestern, die Fahrerkabine auf Vordermann bringen möchte und sich um den Kaffee kümmert. Los geht’s also auf ein 2,5 km Ründchen mit Bella. Die Raketenwurst genießt es total, seit mittlerweile 6 Gassi Runden ganz ohne Leine laufen zu dürfen. Wir haben zwar immer eine Leine dabei und sind uns auch durchaus bewusst, dass es hier Tiere aller Art gibt, allerdings hört Queen B in letzter Zeit super, die Landschaft ist sehr einsichtig und von daher klappt das richtig gut. Wir lassen uns über Feldwege treiben, Bella schnüffelt wie eine Wilde und markiert ordentlich die ihr mittlerweile schon bekannte Hood. Wir laufen bis zu einem Bach, der durch die Schneeschmelze mitten über den Weg führt und drehen dann um und machen uns auf den Rückweg. Ich komme immer noch nicht so ganz auf die Schönheit dieses Ortes klar. Die schneebedeckten Berge, die diese Weite einkesseln, die leichten grün-gelblich bewachsenen Hügel, vereinzelte Bäume, die aussehen, wie übergroße Brokkoli-Röschen und Kakteen, die sich auf der Wiese verstecken.

    Zurück bei Freddie hat Christian schon ordentlich geordnet, sortiert und aufgeräumt. Auf dem Tischchen in Freddie stehen duftender Kaffee und der Rest des Sellerie-Salats, den wir zum Frühstück genießen werden (yum, ein ganz schön gesunder Einstieg in den Tag). Hierzu gibt es noch den Rest der Folge Outlander, die ich gestern aufgrund von akuter Müdigkeit nicht ganz geschafft habe.

    Dann geht’s aber um viertel nach eins auch endgültig los. Freddie ist fertig gemacht für die Fahrt, alle Schubladen sind abgespannt, die Trinkflaschen sind gefüllt und der Abfall der letzten Tage ist in Tüten verpackt und fährt im Fahrerhaus mit, um dann an einer Raststätte entsorgt werden zu können.

    Wir beide haben richtig Lust gemütlich in Freddie die nächsten Stunden über die Pisten zu huckeln. Es hat was ganz schön Gemütliches, wohlig eingemummelt aus dem Fenster heraus Autos, Kleinstädtchen, Dörfer und Landschaften zu bestaunen. Parallel dazu werden Sprachnachrichten abgehört, einem Hörbuch oder Musik gelauscht und geschnackt. Faszinierend, dass einem nicht die Themen ausgehen, wenn man so lange Zeit nur zu zweit (also ich lasse hier Bella mal außen vor, weil sie zu Gesprächen nicht ganz so viel beiträgt) verbringt.

    In Torrey (dem Startpunkt des Scenic Byways No. 12) angekommen, fahren wir noch nicht sofort auf den Scenic Byway sondern halten uns, nach einer Tankfüllung, noch kurz geradeaus und biegen dann zum Capitol Reef National Park ab. Einer der 5 Nationalparks Utahs. Ich hatte diesen tatsächlich so gar nicht auf dem Schirm, Christian schon. Er stand aber nicht auf unserer must-see- Liste, bis wir im Flyer zum Scenic Byway No. 12, den wir netterweise von den Kongs vererbt bekommen haben, von ihm gelesen haben. Naja, was soll ich sagen, was auf dem Weg liegt nehmen wir doch gern mit. Der Capitol Reef National Park ist hauptsächlich für die sogenannte Waterpocket Fold bekannt. Dies ist eine 150 km lange (sich durch den gesamten Park ziehende) geologische Formation, bei der die ursprünglich horizontalen Bodenschichten aus verschiedensten Sedimenten, bei der Anhebung des Colorado Plateaus leicht geneigt und gebogen wurden. Hierdurch entstand eine Art Falte, die markante Trennlinien zwischen den Gesteins- und Sedimentschichten aufweist. Christian probiert hier das erste Mal die Magnetfunktion seiner neuen 360° Kamera aus, mittels der er die Kamera während der Fahrt einfach auf die Motorhaube „plömpen“ kann. Sieht ein wenig aus, als sei Freddie ein Einhorn. Nach den ersten Bodenwellen, als die Kamera immer noch in der Ausgangsposition und bombenfest auf Freddie klebt, entspannen wir uns und sind gespannt auf die Aufnahmen. Wäre ja mega, wenn man am Ende tatsächlich als Betrachter der Aufnahme das Gefühl hätte, durch den Park zu fahren. Wieder mal sind wir von Gesteins- und Felsformationen, den Farben der unterschiedlichen Sedimentschichten und der Belassenheit dieses Ortes gefangen und machen uns nach guten eineinhalb Stunden zufrieden auf den weiteren Weg.

    Wieder in Torrey angekommen, füllen wir nochmal unseren Wassertank und biegen dann auf den Scenic Byway ab. Die nächsten Stunden bis zum Sonnenuntergang staunen wir immer wieder und weisen uns gegenseitig auf die Schönheit, die da vor unseren Fenstern vorbeizieht, hin. Wir fahren etliche Höhenmeter über gut geräumte Straßen an knietiefem Schnee vorbei. Schließlich passieren wir Boulder eine kleine Ortschaft auf knapp über 2000 Höhenmetern, zu der im Prospekt steht, dass diese schon lange bevölkert ist, sie aber in früheren Zeiten dafür bekannt war, dass sie nur mitßtels Pferd erreichbar war. Viele Lebensmittel wurden auf diesem Weg in das Dorf transportiert. Hierbei ist es nicht selten vorgekommen, dass das was als Milch in die Ortschaft geschickt wurde, durch die beschwerliche Reise, oben als Butter angekommen ist.

    Kurz hinter Boulder finden wir einen wunderschönen und einsamen Stellplatz auf BLM Land in den Boulder Mountains. Christian geht mit Bella los und ich mache mich an unser Abendessen. Bei Reis mit Gemüse in Erdnusssoße und einer Folge Outlander lassen wir diesen zauberhaften Tag ganz entspannt ausklingen.
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