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  • Day 225

    Restaurant at the end of the universe

    August 31, 2022 in South Africa ⋅ ☀️ 16 °C

    Das Gebiet mit den besten Klettersektoren worldwide!! - Zumindest namenstechnisch bisher unangefochten Spitze und 'worldwide' eigentlich auch ziemlich eine Untertreibung: weltweit oder doch vom ganzen Universum?

    Die "Restaurant at the end of the universe - crags" also... - aka 'Waterval Boven' oder in Zulu 'Emgwenya'.
    Wir sind hier leider nicht auf Arthur Dents Spuren der per Anhalter durch die Galaxis trampt nachdem der schöne Mikrokosmos Erde durch den Bau einer intergalaktischen Autobahn zerstört wurde. (Aktuelle Analogien gefällig..?) So bisl Weltraum und Astronaut auf ein Zeitl wär schon was!!
    - Im zweiten Teil der aus 5 Büchern bestehenden Trilogie findet er sich im 'Restaurant at the end of the universe' wieder. Große Leseempfehlung!

    Wir sind also auch dort - nach vergleichsweise weniger Reise: 'nur' 5500 Straßenkilometer und drei gemeinsamen Wochen mit den Eltern.
    (M)ein Traumziel seit ich vor vielen Jahren zum ersten Mal Fotos von der Kletterei hier gesehen habe. Die knallroten Sandsteinfelsen entpuppen sich als harte und gewöhnungsbedürftige Kletterei - die 7-8 Wochen Seilkletterabstinenz und paar Kilo mehr um die Hüften haben ihr übriges getan. Nach ein paar Tagen haben wir uns aber wieder an Pump, Stil und Fels gewöhnt.

    Drei Wochen an einem einsamen Fleck - unter der Woche nur wir mit zwei anderen Europäer die - als abgereist - wir schmerzlich vermissen. Am Wochenende hin und wieder ein paar zusätzliche südafrikanische Kletterer: das Camp macht seinem lateinischen Namen 'Tranquilitas' (Ruhe) alle Ehre!

    Buschfeuer immer Dienstags, fast so, dass unsere Wahl des Klettersektors nach dem lokalen Aufflammen getroffen wird. Nicht selten liest man im Routenlogbuch: 'Bushfires set an end to climbing that day..'
    Grund dafür ist meist ein menschlicher: 1-2 Monate nach dem Abbrennen des verdörrten Gras, sprießt wieder frisches Grün in der verbrannten Erde - laut der grasenden Kuhlimu bsundas gschmackig!
    Ziemlich große Flächen werden so 'begrünt' - hin und wieder aber dann doch mit fatalen Folgen wenn zum Beispiel das namensgebende Restaurant am Ende des Universums leider mit abfackelt..
    Der Friedhof nebenan ist derartiges sichtlich auch schon gewöhnt.

    Gewöhnungsbedürftig für uns auch manche Sicherheitsvorkehrungen die bei gewissen Sektoren getroffen werden wollen. Der 'Waterfall crag' ist nur durch ein Township zugänglich, weswegen geraten wird nur in größeren Gruppen dort zu klettern. Ausgeraubt bzw. ins Auto eingebrochen wurde dort aber trotzdem immer wieder. Beim 'Mayhem crag' wird geraten vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück zu gehen: nicht dass der benachbarte Farmer einen mit Einbrechern verwechselt und mit der Puffn zum Schutz von Familie und Hof ausrückt.
    So oder so, wenn nicht über Nacht im Camp geschlafen wird, machen sich alle Südafrikaner schon nachmittags um 3 auf den Rückweg nach Johannesburg um beim sicheren Tageslicht unterwegs zu sein.
    - Beide Sektoren, obwohl gerade manchmal am Wochenende beim Waterfall crag einige Leute waren, haben wir dann nicht besucht.

    Wochenends bekamen wir dafür immer Besuch von Albert, einem Südafrikaner mit viel Zeit da Job in China. Einer von vielen Südafrikanern die, ohne Lehrerausbildung, im Ausland als Native Speaker mitunter gutes Geld verdienen. Ein Wochenende verbrachten auch seine Eltern im Camp und so ergaben sich interessante Einblicke:
    'Anno 94' war immer wieder ein geläufiger Ausdruck. Das Jahr in dem Nelson Mandela Präsident wurde und die Apartheid endete. Auf jeden Fall ein Wendepunkt in der südafrikanischen Geschichte auch wenn einige die seitdem mangelhafte Infrastruktur (Zug, Öffis, Strom,...) zu Recht kritisieren, Enteignungen problematisch sind und Dienstverhältnisse für Weiße seitdem schlechter geworden sind.
    Dass vieles zuvor zu Lasten von 90% der Südafrikaner funktioniert hat muss man sich aber immer wieder vor Augen führen.

    Leider ist auch 30 Jahre nach Ende der Apartheid absolut keine Gleichstellung erreicht. Perspektive und Sicherheit gibt es wenig und so haben eigentlich alle jungen Südafrikaner die wir getroffen haben vom Auswandern geredet. Sogar Alberts frisch pensionierte Eltern würden noch überlegen wären da nicht Kinder, Grundstück und die südafrikanische Sonne.
    Während der Corona Lockdowns als mehrere Generationen der Familie wieder viel Zeit unter einem Dach verbrachten, kam es so zu interessanten Einblicken und unterschiedlichen Perspektiven innerhalb von Familien: Omas aufgewachsen vor der Apartheid, Eltern während der Apartheid und deren Kinder als Post-Apartheid.
    Gemeinsam wird aber auf jeden Fall der Mandela Day begangen: jährlich am 18.7 soll für 67 Minuten Gutes getan werden. 67 Jahre seines Lebens hat Mandela dem Kampf für Menschenrechte und gegen die Apartheid gewidmet - 27 davon hinter Gitter.

    Bisschen Afrikaans haben wir auch gelernt. In diesem Sinne wünschten wir uns nach dem gemeinsamen abendlichen Braai:

    Dankie & lekker Slaap!

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    Beste Routen/Sektorennamen:
    Last crag of the century
    Arete Franklin
    Arete a book
    Halongismashlong
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