Herzhausen bis Scheid

Der Urwaldsteig stand schon vor Jahren auf meiner Trekking-Liste. Die lange Anfahrt und fehlende Trekkingplätze bzw. Schutzhütten hatten mich bisher davon abgehalten.
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Der Urwaldsteig stand schon vor Jahren auf meiner Trekking-Liste. Die lange Anfahrt und fehlende Trekkingplätze bzw. Schutzhütten hatten mich bisher davon abgehalten.
Auf der Suche nach einem Kurztrip zur Vorbereitung für Schottland stoße ich wieder auf den Trail und stelle fest, dass er sich doch wunderbar mit dem Zug erreichen lässt und mit dem Landesticket sogar für umme...
Das Wetter stimmt auch😂 Es ist mehrtägiger Nieselregen vorausgesagt, also die perfekte Schottlandsimulation. Meine Osprey-Regenhülle verweigert schon seit einiger Zeit - trotz wiederholter Imprägnierung- ihren Auftrag, vor Regen zu schützen. Deshalb habe ich mir nun eine Agnesregenhülle zugelegt. Außerdem möchte ich mein neues Paar wasserdichter Socken testen. Meine alten Sealskinz schützen zwar ganz gut, sind aber nach einem Schuhtag im Regen geruchsbedingt nicht mehr zu gebrauchen…
Die Zugfahrt ist gemütlich, obwohl trotz der frühen Stunde und des grauen Wetters doch einige Kurzurlauber unterwegs sind.
Der Weg verläuft zunächst asphaltiert und unaufgeregt direkt am Ufer des Edersees entlang, beginnt dann aber nach ein paar Kilometern anzusteigen und schlängelt sich auf matschigen Singletrails an einem Hang entlang. 2 verzweifelte Radfahrer kommen mir schiebend entgegen. Ihr GPS hat sie irrtümlich auf den Urwaldsteig geschickt.
Der wird immer abenteuerlicher. Umgejkippte Bäume, schlittrige Abhäng… und dann wieder steil hoch. Die Wegführung macht nicht immer Sinn aber dafür großen Spaß.
In Scheid habe ich die Auswahl zwischen drei Campingplätzen und entscheide mich für den ruhigsten der drei. Eigentlich habe ich einen Kocher dabei, doch am Seeufer lockt das Moon mit sonnigen Plätzen. Und ich habe große Lust auf ein Radler😎Leer más
Die Wettervorhersage verspricht trockenes Wetter und ein wenig Sonne, yeah… hochmotiviert schlupfe ich in meine kurze Hose und in die kuscheligen Wandersocken anstatt der wasserfesten Ottershell (die den Trocken- und Geruchstest bestanden haben).
Gegen 10.00 bin ich abmarschbereit, mit GPS und Wanderkarte, denn ich habe mir vorgenommen den Urwaldsteigzeichen nicht mehr blind zu vertrauen. Warum soll ich mich bergauf und bergab durch Dickicht kämpfen, wenn auch gerade Höhenwege mit wunderbarer Aussicht zur Verfügung stehen? So entscheide ich mich gegen Mittag für einen am Hang entlang führenden Pfad, obwohl der Urwaldsteig auf einer steilen Schlammpiste schräg hinauf führt. Phhh… ich mag zwar Abenteuer, aber nur wenn sie Sinn machen. Merkwürdigerweise entdecke ich dann auch auf dem von mir gewählten Weg das Zeichen für den Urwaldsteig.
Eine Rangerin, die mit einer kleinen Gruppe Wanderer des Weges kommt, klärt mich auf: Früher hat der Urwaldsteig genau hier entlang geführt, weil er sich bereits vorhandener Wege bedient hat. Um aber die Zertifizierung zu behalten, mussten schmalere Pfade und mehr Höhenmeter her… deshalb die Umleitung… Macht das Sinn, eine Schneise in unberührte Natur zu hauen um ein Zertifikat zu behalten? Ich bin jedenfalls glücklich mit meinem Höhenweg, denn bald kommen ja beide Wege zusammen und ich habe eine unsinnige Schleife gespart.
Der Urwaldsteig lässt sich das aber nicht von mir bieten… er versteckt sich etwas später hinter umgestürzten Bäumen (einer seiner Spezialitäten) und ich lande versehentlich auf dem 400m hohen Katzenstein. Der Urwaldsteig lacht sich - inzwischen schon weit unterhalb - höhnisch schlapp und ruft: „Ätschibätschi - hast doch keine Höhenmeter gespart!“ Nun denn… dafür habe ich eine wunderbare Aussicht und mache einen Abstecher zum Schloss Waldeck. Da wollte ich eh hin, lieber Urwaldsteig.
Heute übernachte ich in einem Zimmer an der Edertalsperre, denn in dieser Gegend gibt es keine Campingplätze. Ich nutze die für den Zeltaufbau eingesparte Zeit, um die Edertalsperre zu bewundern. Hier ist einiges los und die Auswahl an Eisdielen enorm. Google empfiehlt mir die Eismanufaktur „Lecko Mio“ und diese Empfehlung gebe ich gerne weiter. Das Apfelsorbet ist unschlagbar😋Leer más
Bevor ich mich heute wieder auf den Steig begebe, mache ich einen Abstecher zum Wildpark. Er ist großzügig angelegt, aber die Wildkatzen machen auf mich keinen glücklichen Eindruck. Faszinierend sind die Greifvögel, Bussarde und Falken, die im Rahmen einer Vorführung frei herumfliegen und mit Mäusen gefüttert werden. Es gibt die Vögel des Parks und die „freien Mitarbeiter“, die wesentlich geschickter fliegen und ihre Mäuse im freien Flug erhaschen.
Ich schaffe es tatsächlich mich im Park zu verlaufen und benötige das GPS um zum Ausgang zu finden…
Jetzt noch schnell Pommes und einen Kaffee und weiter geht es auf dem Urwaldsteig nach Asel-Süd, wo ich auf einem weitläufigen aber sehr gemütlichen Campingplatz übernachte. Mein Abendessen nehme ich in der Sonne ein.Leer más
Um halb acht erwache ich gut ausgeruht und nehme die Gelegenheit war, mich in einer der wenigen und noch leeren Toilettenkabinen tagfertig zu machen. Der Campingplatz liegt noch ruhig da, hat aber wegen des nächtlichen Regens zum Teil wackenartige Verhältnisse . Zum Glück habe ich gestern nicht auf der mir zugedachten „Kuhwiese“ genächtigt sondern mich in weiser Voraussicht auf den Platz an der Sonnenuhr“ „verirrt“. Der lag gestern seinem Namen entsprechend noch wunderbar in der Sonne und lädt auch heute morgen zu keinem Schlammbad ein.
Beglückt finde ich noch 2 Tütchen Kaffee und 2 Scheiben Pumpernickel in meiner Fresstüte (die tatsächlich allerletzten Vorräte bis auf ein wenig Salz). Während das Kaffeewasser brodelt, trocknet mein Zelt - also ein perfekter Morgen..
Kurz vor 10.00 bin ich abmarschbereit und hüpfe den Urwaldsteig beschwingt entlang, diesmal ohne Abweichungen, denn er führt nach 10 km direkt zum Nationalpark Bahnhof. Hier stehen bereits meine Zeltnachbarn mit ihren Fahrrädern, dürfen aber in den wenig später eintreffenden Zug nicht einsteigen, da er total überfüllt ist. Echt ärgerlich, denn der nächste fährt erst in 2 Stunden und ob der leerer ist?
Ich quetsche mich hinein und verbringe die Fahrt bis Marburg gemütlich auf meinem Rucksack.
Mein Fazit zum Urwaldsteig: Wer enge Pfade durch dunklen Mischwald, umgestürzte Bäume und rutschige Auf- und Abstiege liebt, ist auf dem Steig gut aufgehoben. Blicke auf den See erhascht man allerdings meist nur von oberhalb durch dichtes Blättergewirr. „Points of interest“, wie beispielsweise die Talsperre oder das Schloss, lässt der Steig aus. Es lohnt sich also ein Navi und/oder eine Karte mitzunehmen, wenn man Abstecher machen möchte. Wer nur auf dem Steig bleibt, braucht sie nicht, denn der ist durchgehend gut markiert.Leer más
Viajero
Schnuffig
ViajeroDer Urwaldsteig ist wirklich schön 🤩
ViajeroJa, auch im Regen wunderschön. Die Bäume schützen gut