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  • Day 10

    La Communa 13

    February 24, 2019 in Colombia ⋅ 🌧 18 °C

    Eine weitere Free-Walking Tour führte uns in Communa 13, das bis vor kurzem noch gefährlichste Viertel Medellíns. Medellin ist unterteilt in insgesamt 18 Kommunen, die wiederum in Viertel unterteilt sind. Die heutige Communa 13 gehörte einst nicht offiziell zum Stadtgebiet, weshalb alle Menschen, die sich ab den 1970er Jahren in den urbanen Zentren des Landes ein besseres Leben erhofften und den städtischen Wohnraum sich nicht leisten konnten, sich dort niederließen. Die Menschen dieser Gebiete waren bitterarm und ihre Häuser waren nicht in das städtische Versorgungsgebiet mit Elektrizität, Wasser- und Abwassersystem eingebunden. Die widrigen Lebensbedingungen und der aufstrebende Kommunismus weltweit führten dazu, dass die Bewohner der Communa 13 sich gegen ihre Lebensbedingungen zu wehren begannen und sich im Verlauf zunehmend radikalisierten und in verschiedenen Guerillagruppen wie der M-19 oder der FARC. Schreckliche Gewalttaten in den 1980er Jahren, wie Bombenattentate, willkürliche Erschießungen und Enteignung waren an der Tagesordnung. Unter der Gewalt litt die Zivilbevölkerung der Communa 13. Anfangs erfuhren die Guerillagruppen, unterstützt von Medellíns Drogenkartellboss Pablo Escobar, große Zustimmung, da sie den Ärmsten der Ärmsten Nahrungsmittel gaben und so ihr Überlebenden sicherten. Als sich die Sicherheitslage veränderte, wuchs die Angst gleichermaßen vor Guerilla-, paramilitärischen und Regierungstruppen. Unbeteiligte wagten sich nur noch mit weißem Tuch winkend auf die Straße und dennoch mussten sie um ihr Leben bangen - so groß war das Chaos.
    Die einst durch Häuserkrieg und mit Leichen gepflasterten Straßen erstrahlen heute in bunten, hoffnungsvollen Graffiti, die die Geschichte des Viertels in Bildern erzählen und Zuversicht für seine Zukunft ausstrahlen.

    Im Wohnzimmer seiner Großmutter erzählte uns unser erst 17 Jahre alter Reiseführer über das ganz persönliche Schicksal dieser, die in den gewaltvollen Auseinandersetzungen zwei Söhne verlor. Der eine ließ sein Leben, da er Mitglied einer Guerillagruppe war, der andere wurde erschossen, weil er dessen Bruder war. Aufgrund der Beteiligung eines Familienmitglieds wurde die Familie unseres Reiseführer enteignet und musste sich in anderen Kommunen Medellíns niederlassen.

    Wir erlebten neben den persönlichen Geschichten, die uns die Grauen der Vergangenheit erahnen ließen, ein fröhliches und dankbares Viertel, dass sich bunt und lebensfroh präsentiert. Jede/r Einzelne versucht durch ein irgendwie geartetes Business ihren/seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sei es durch kreatives, selbstgemachtes Eis, einen Tanz- oder Musikbeitrag oder die dem Viertel eigene Kunst: den Graffiti. Die Menschen sind offen, unaufdringlich und freundlich. Dankbar dafür, dass der Tourismus ihnen Perspektiven bietet. Glücklich darüber, dass die Stadtregierung ihnen 2016 eine Rolltreppe installiert hat, damit jung und alt die oftmals beschwerlichen steilen Wege des Viertels leichter und sicherer überwinden kann. Und hoffnungsvoll, dass durch frei zugängliche Bildungsangebote, wie Bibliotheken, die Menschen eine Zukunft finden können. Sein Englisch lernte unser Reiseführer in einem kostenlosen Kurs und kann dadurch einen Job ausüben, der ihn und seine Familie versorgt.
    Es ist einiges Positives im Gange, in Medellíns armen Vierteln. Wir hoffen, dass dies so bleibt!

    Am Abend gab es in unserem Hostel einen kostenlosen Salsakurs. Melli glänzte auf dem Parkett, wir anderen beiden taten uns etwas schwerer. Neben den kolumbianischen Slasaklängen begleiten uns auf der Dachterrasse wieder einmal die orangeroten Lichter Medellíns.

    Fakten
    Free-Walkingtour Tipp: 20.000 COP
    Verkehrsmittel: ca. 8.000 COP
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