• Ringstraße

    Aug 17–18 in Iceland ⋅ ☁️ 15 °C

    Um Island herum geht, weitestgehend an der Küste entlang, die 1322km lange Ringstraße und verbindet so die meisten wichtigen Städte, Dörfer und Gemeinden Islands miteinander (alles relativ, da mehr als 2/3 der 400.000 Isländer ja in Reykjavik wohnen). Innerhalb der Ringstraße ist das Hochland, welches so gut wie gar nicht besiedelt ist, da es dort kaum fruchtbaren Boden sondern vor allem Lava und Geröll gibt. Außerhalb der Ringstraße zweigen vor allem im Norden und Osten kleine Straßen in die Fjorde ab. Es gab mehrere erfolglose Versuche die Ringstraße zu bauen und sie wurde erst 1974 finalisiert. Bis dahin, musste man zum Beispiel von Skaftafell, einer Provinzhauptstadt, nach Reykjavik nicht „untenrum“ die 320km fahren wie jetzt, sondern 1000km über den Norden, was dazu führte, dass in den Köpfen der Menschen Skaftafell - obwohl eigentlich eher im Süden - zum Osten gehörte. In Skaftafell trafen sich früher (also vor gut 1000 Jahren, denn Island hatte schon vor 900AD ein Parlament - den Allthing) die Politiker des Ostens bevor und nachdem sie im Nationalen Parlament getroffen hatten. Jetzt ist Skaftafell ein Nationalpark mit einem Gletscher, wunderschönen Wasserfällen und Wanderwegen. Wir machten dort eine interessante geführte Wanderung zum Thema Klimawandel mit, den man am Gletscher natürlich sehr gut veranschaulichen kann. (Wir hatten Sonnenschein dort, daher nur gute Erinnerungen ;))

    Aber zurück zum Thema: Ringstraße. Die Ringstraße ist im Sommer fest in den Händen der Touristen. Meist mit Campervans oder Bussen, aber auch allen möglichen anderen oft geländegängigen Gefährten brettern die Touristen auf dieser Strasse und hetzen von einer schönen Sehenswürdigkeit zur nächsten. Sehr viele der Attraktionen liegen auch direkt an der Ringstraße. Ein Garant dafür, dass es dort einen sehr vollen Parkplatz und teilweise sogar Schlangen vor dem besten Selfie-Spot gibt. Noch ein kurzer Exkurs zum Thema Parkplätze: die kosten vor einer Attraktion meist 7 Euro, effizient kassiert mit Kamerasystem und App. Das hat mich irgendwie gewundert, weil es ja genug Platz gibt. Thorben hatte aber gelesen, dass der isländischen Kultur nicht entsprechen würde, für den Zugang zum Land Geld zu verlangen. Also gibt es hier keinen Eintritt, sondern man bezahlt fürs Parken, was ich dann auch irgendwie ok finde. Insgesamt finde ich die Isländer sowieso sehr anständig. Ich hatte noch nie das Gefühl, das man ausgetrickst wird oder irgendwie ausgenommen wird. Das heißt ganz bestimmt nicht, dass Island billig ist. Im Gegenteil, man kann immer grob mit mindestens dem doppelten Preis wie in Deutschland rechnen - eher noch mehr. Aber Island ist nicht nur für die Touristen teuer, sondern für alle.

    Also wieder zurück zur Ringstraße. Anfangs sahen wir sehr wenig von der Ringstraße, weil wir im Norden in den Fjorden unterwegs waren. Man merkt aber vor allem im Süden schlagartig, wenn man darauf kommt, da auf einmal sehr viel mehr Autos unterwegs sind und sehr viel schneller gefahren wird. Der wunderschöne Wasserfall Godafoss im Norden war unsere erste Erfahrung mit Sehenswürdigkeiten auf der Ringstraße. Nach einer Woche abseits der Ringstraße waren wir einfach nur geflashed von so vielen Touristen und obwohl der Wasserfall wunderschön war, flüchteten wir rasch und waren sehr froh, als wir wieder auf einer Nebenstraße Richtung Husavik unterwegs waren. Dort bogen wir ab, weil ich auf GoogleMaps gesehen hatte, dass dort ein schöner Wasserfall sein sollte. Die Strasse war unbefestigt, aber machbar mit unserem kleinen Duster. Am Wasserfall angekommen waren wir die einzigen, wir genossen die Stille, malten, lasen und waren sehr glücklich diesen kleinen Juwel entdeckt zu haben.

    Die volle Wucht der Ringstraße traf uns dann auch erst im Osten, als wir zum ersten mal auf einem der wenigen Campingplatz im Osten in der Nähe der Ringstraße übernachteten. Wir kamen um 16:00 auf dem Campingplatz an und dachten wir wären auf einem total einsamen Campingplatz gelandet. Zwar gab es einen riesigen Aufenthaltsraum, aber nur zwei weitere Zelte und einen Campervan. Nach und nach wurde es voller, aber nicht sehr. Allerdings kamen dann auch noch nach 22:00, als wir schon schliefen, Leute auf dem Campingplatz an, was super nervig - weil laut - war und bisher nur sehr selten der Fall war. Aber erst als ich um 23:00 nochmal aus dem Zelt ging um mir heißes Wasser zu holen bemerkte ich das volle Ausmaß. Da es hier erst super spät dunkel wird, kamen auch um 23:00 noch Leute an, bauten in einem Affenzahn ihre Igluzelte auf oder klappten ihre Dachzelte hoch. Der ganze Campingplatz war voll. Am Morgen, um 8:00, als wir uns aus unseren Schlafsäcken schälten war der Spuk aber schon wieder vorbei. Fast alle von den Spätankömmlinge waren schon wieder weitergezogen. Wir schauten uns das ganze einen weiteren Tag an und schüttelten nur den Kopf. Ich verstehe schon, dass Island teuer ist und man daher nicht so lange hier sein möchte und gleichzeitig gibt es soooo viel zu sehen, und die Ringstraße ist eben 1320km lang… . Aber irgendwie kam mir das doch ziemlich stressig vor was da einige Besucher absolvierten. Nach dieser Erfahrung versuchten wir dann wieder Campingplätze abseits der Ringstraße zu nehmen. Denn irgendwie ist so ein Stress ja ansteckend… FOMO und so.

    Neben der Ringstraße, gibt es übrigens noch den Golden Circle. Das ist sozusagen die Steigerung der Ringstraße. Ein Bereich in der Nähe von Reykjavik mit den Must-Sees für Leute mit ganz wenig Zeit. Diesen Kreis betreten wir morgen. Ich bin schon gespannt, aber eigentlich auch ganz entspannt. Gefühlt haben wir schon so viel von Island gesehen, ich glaube wir lassen die meisten Dinge einfach links liegen. Denn nach fast drei Wochen im Zelt freuen wir uns vor allem auf die zwei letzten Nächte in einer Wohnung in Reykjavik, die ich an einem verregneten Morgen vor zwei Tagen spontan gebucht habe.
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