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- Day 21
- Wednesday, August 20, 2025 at 5:48 AM
- ⛅ 6 °C
- Altitude: 577 m
IcelandRangárþing ytra63°59’28” N 19°3’33” W
Zelten in Island - ein Kinderspiel

Ich wollte immer schon mal nach Island. Als ich frisch an der Uni war, gab es bei Germanwings Glückstickets. Man konnte sich ein Flugticket für eine bestimmte Gruppe von Ländern kaufen und (angeblich) wurde dann gelost in welches Land man flog. Da Tickets nach Island super teuer waren, versuchte ich es auf diesem Weg - natürlich ohne Erfolg.
Als Thorben und ich dann überlegten wo wir unsere Weltreise im August starten wollten, und mein Blick auf Island fiel, war die Sache also klar. Denn der August ist zwar die perfekte Reisezeit für Europa, aber eher schwierig für Länder die weiter weg liegen, ausser eben Island. Ich wollte auch nicht nur eine Woche bleiben, das hätte als stop-over nach Kanada gezählt und wäre Flugpreismässig sehr viel günstiger gewesen, sondern entspannt in Island reisen. Ansonsten hatte ich mir aber keine Gedanken gemacht und als ich ein paar Wochen nach dem Kauf der Flugtickets dann das erste Hotel buchen wollte, war ich einigermaßen schockiert: 500€ pro Nacht für 4 Personen, und dann noch nicht mal eine schöne Unterkunft, sondern Bad auf dem Gang... Wir überlegten hin und her und waren kurz davor unsere Islandreise von drei auf eine Woche einzustampfen. Da kam mir eine richtig gute Idee: wir campen! Ein Campervan hatte auch das meiste an Camping-Ausstattung an Bord. Das brachte uns zurück zur Preisfrage: ein vollwertiger Camper für 4 Leute und drei Wochen ist natürlich ultrateuer. Ein Camper bei dem 4 Leute mitfahren können aber nur 2 Leute schlafen können, war preislich aber ganz ok. Dann müssten einfach 2 von uns im Zelt schlafen. Nach weiteren Überlegungen kamen wir dann darauf, dass wir aber lieber zusammen schlafen wollten, und wenn wir eh ein Zelt mitnehmen, dann konnten wir genauso gut ein großes Zelt mitnehmen. Also kein Campervan, sondern ein normales Auto und ein Familienzelt.
Thorben wurde zu Hause nicht müde zu erwähnen, wie kalt es selbst im Sommer in Island ist, dass wir Wintermützen und Handschuhe mitnehmen müssten und super dicke Schlafsäcke. Es gab recht wenig Informationen zum Zelten in Island im Internet, die meisten schienen mit Campervans zu reisen. Wir fanden aber ein Youtuber-Pärchen, die vom Zelten auf Island berichteten und wir guckten aufmerksam ihre Videos, ignorierten die schönen Landschaftaufnahmen und fokussierten viel mehr darauf was sie anhatten und ob sie aussahen als ob sie froren, was sie taten :D Thorben blieb der ganzen Zeltidee ehr skeptisch gegenüber, aber ich redete es uns schön: beim Zelten sind wir super flexibel, wir fahren einfach dahin, wo das Wetter gut ist, müssen uns an keinen Plan halten und können uns treiben lassen, bleiben wo es uns gefällt und fahren weiter wo es uns nicht gefällt. Und am Ende waren wir ganz guter Dinge, mit einem neuen größeren Zelt, neuem Campinggeschirr, neuen Schlafsäcken und gebraucht-neuen Thermarestmatten füllten wir einen ganzen Koffer und verpulverten fast 500€. Ein stolzer Preis, den wir aber nach den ersten beiden Nächten schon wieder raushaben würden.
Wie war es also rückblickend? Durchwachsen. Sturm, Regen und Kälte sind wirklich nervig beim Zelten und leider haben wir davon einiges abbekommen auf Island. Den ersten Sturm hatten wir in der zweiten Nacht. Obwohl wir der Sturmfront schon aus dem Weg gefahren waren, blies auch im Norden ein ganz ordentlicher Wind. Aber, gewappnet mit den Tipps der Youtuber, stellten wir unser Zelt geschickt in den Windschatten eines dichten, hohen Busches und unseres Autos auf, so dass sich der Wind in Grenzen hielt und wir die Nacht gut schliefen. Und auch meine Befürchtung die Campingplätze würden an Parkplätze erinnern, bewahrheitete sich nicht. Im Gegensatz zu unserem Glamping-Versuch in Rimini im Vorjahr (Albtraum) zelteten wir in wunderschöner Natur, direkt an Bächen, mit Ausblick auf Fjorde, Seen und Berge. Wirklich wunderschön. Die Kinder konnten nach einem Tag im Auto und auf Wanderungen einfach rumstromern, mit anderen Kindern spielen, laut sein und sich frei fühlen. Die Nächte waren zwar kalt, aber die Schlafsäcke waren schön warm, da hatte Thorben drauf geachtet, vor allem wenn man das Kopfteil wie eine Kaputze nutzte. Alles richtig gemacht, dachten wir.
Bis in Myvatn ein Temperatursturz und der Regen kam… und nicht mehr ging. Man ging im Nieselregen ins Zelt, zu den Waschräumen, zum Kochzelt. Es gab viel zu sehen in Myvatn, aber die Ausflüge fühlten sich ehr an wie eine Art Flucht um ein wenig Zeit im trockenen Auto verbringen zu können. Ich war nass-kalt und eigentlich hielt das eine Woche lang an und drückte so richtig auf meine Stimmung. Thorben war zwar nicht so kalt wie mir, aber ihn störte der Regen so richtig. Er fluchte und hatte öfters keinen Bock mehr. Nur den Kindern machte das ganze eigentlich gar nichts. Sie zogen sich die Matschhosen an, und spielten fröhlich im Nieselregen fangen und Ente-Ente-Gans mit ihren neuen Freunden und waren bester Laune. Nur beim Umziehen fluchten sie kurz über die Kälte. Aber sie liebten es, dass wir ganz eng zusammengeskuschelt jeden Abend alle zusammen einschliefen. Besonders Felix fand das super, weil er nicht alleine ins Bett ging, sondern wir alle mit ihm gingen. In meiner Vorstellung hatten Thorben und ich abends vor dem Zelt gesessen, Sterne, oder sogar Polarlichter angeschaut, den Tag reflektiert, den nächsten Tag geplant, diesen Blog geschrieben, oder einfach nur gelesen, während die Kinder schliefen. Aber für all das war es viel zu kalt und ich wollte einfach nicht mehr aus meinem Schlafsack raus nachdem die Kinder schliefen. Stattdessen schliefen wir einfach mit ihnen jede Nacht 10 oder 11 Stunden. Meine Fitbit feuerte dafür einige Raketen ab.
Nachdem wir die Regenwoche überstanden hatten, folgten zwei Sonnentage und dann… wieder Regen, der zur Buchung dieser Wohnung führte von der ich nun endlich abends Zeit habe an diesem Blogpost zu schreiben. Also zu 100% können wir das Zelten in Island nicht empfehlen, zu unbeständig ist das Wetter. Andererseits habe ich es sehr genossen, dass wir flexibel waren. Unsere gesamte Reise hatten wir nie mehr als für den nächsten Tag geplant, und waren dann doch meist an einem anderen Campingplatz gelandet als ursprünglich gedacht. Ich liebe diese Spontanität. Ich fand es auch super, dass ich nicht 100 Bewertungen für Hotels oder Ferienwohnungen gelesen habe, denn wir wussten ja wie wir schlafen würden: immer im gleichen Zelt, in den gleichen Schlafsäcken. Ein weiterer Pluspunkt beim Zelten war, dass wir jeder Zeit Essen parat hatten, was mit Kindern wirklich wichtig ist. Wir konnten uns spontan irgendwo auf einen der wunderbaren Picknickstellen hinsetzen und uns Brote schmieren oder Müsli essen. Wir hätten sogar jede Zeit Nudeln kochen können. Es war schön so unabhängig und autark zu sein.
Und wenn man auf den Campingplätzen abseits der Ringstraße zeltet, bekommt man am Wochenende auch etwas von der lokalen Kultur mit. Denn dann kommen die Isländer mit ihren Monstertrucks und ihrem professionellen Campingequipment auf die Zeltplätze, entweder um einfach mit mehreren Familien zusammen zu grillen und zuessen, oder um als Freundesgruppe zusammen zu singen und zu wandern. Zwei unserer Campingplätze im Norden waren auch in Laufnähe zum örtlichen Schwimmbad. Freibäder sind ein sozialer Hotspot hier. Man trifft sich nach Feierabend im Hot Pot und quatscht bei 40 Grad Wasser- und jeglicher Außentemperatur. Und irgendwie fühlte sich der Campingplatz dadurch ein wenig nach Cluburlaub an.
Ach ja, das Familienzelt von Decathlon für 150€ war bereits am vierten Tag kaputt: ein Seil in den Stangen war gerissen, Thorbens zuvor angekündigter Albtraum. Heldenhaft reparierten wir das Zelt allerdings innerhalb einer Stunde, während die Kinder für uns einen kreativen Thunfisch-Gurken-Frischkäse-Salat zubereiteten und wir zwar nicht so entspannt wie ursprünglich gedacht, aber immerhin (fast) pünktlich noch zu unserer Walbeobachtungsfahrt aufbrechen konnten. Ein weiteres Hindernis, oder sagen wir Herausforderung, beim Zelten, was die Youtuber nicht erwähnt hatten, ist das Aufladen von technischen Geräten, insbesondere unserer Handys. Unsere einzige sichere Möglichkeit unsere Handys aufzuladen war im Auto, was quälend langsam war und meist kaum etwas brachte, wenn man zeitgleich damit navigierte. Manchmal gab es Gemeinschaftsräume mit Steckdosen, meist konnte man aber nur im Waschhaus Steckdosen finden. Thorben stresste das meeeega. Mich nicht so sehr, aber wahrscheinlich nur deswegen nicht, weil ich wusste, dass Thorben sich darum kümmerte. Die Kinder nahmen es wieder leicht: In Skaftafell waren die Kinder sehr happy, als sie abends noch etwas länger aufbleiben und im Waschraum malen durften, weil ein vom Regen genervter Thorben („Ich gehe heute nicht mehr aus dem Scheiss-Zelt!“) sie beauftragt hatte sein Handy dort zu laden. Ein Arrangement mit dem alle sehr zufrieden waren.
Was ist also mein Fazit… zelten oder nicht zelten? Wenn ich mich nochmal entscheiden müsste, würde ich mich wieder fürs Zelten entscheiden! Allerdings hätte ich im Nachhinein das Land gegen den Uhrzeigersinn bereist. Dann hätten wir 1-2 stürmische Nächte am Anfang gehabt und den Rest der Zeit vor allem Sonnenschein… aber das weiss man natürlich nie im Voraus auf Island :DRead more
TravelerWas für ein Abenteuer. Die Bilder sehen auf jeden Fall beeindruckend aus :-*
TravelerOh je, dann hoffen wir, dass ihr in Kanada besseres Wetter habt…. Liebe Grüße 🖖 ❤️❤️❤️❤️
TravelerHaben wir. Blauer Himmel und gut 20 Grad soweit der Wetterbericht reicht