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  • Day 19

    Mumbai

    April 18, 2019 in India ⋅ ☀️ 28 °C

    Da wir nur zwei Tage in der Mega-Metropole Mumbai verbringen, hatten wir heute eine ganztägige Stadtführung gebucht, die uns einen Überblick über die Stadt verschaffen sollte. Da die Tour bereits um 8 Uhr los ging, war uns heute abermals das Ausschlafen vergönnt (wir Ärmsten!), sodass wir uns beim Frühstück im Vier-Sterne-Hotel sputen mussten, damit wir rechtzeitig für unseren persönlichen Guide und unseren persönlichen Fahrer bereitstehen konnten - das Leben ist hart!

    Nur wenig entspannter ging es weiter: Unser Tourguide Sharan führte uns zielstrebig durch eine Reihe handverlesener Sehenswürdigkeiten, von denen einige wohl auf jeder Standard-Touristen-Checkliste zu finden sind und andere eher persönliche Geheimtipps von Sharan waren. In den Tag starteten wir mit dem Hindutempel Siddhi Vinayak, wo wir unsere Opfer (einen Blumenkranz, eine Kokosnuss und Süssigkeiten) darbringen mussten und und im Gegenzug einen orangen Punkt auf die Stirn bekamen. Im Gegenzug zu den dunkleren Indern sah das auf unseren bleicheren Gesichtern aber nicht nach einer Segnung aus, sondern eher so, als sei uns beiden beim Wasserfarbenmalen ein Missgeschick unterlaufen.

    Zügig ging es dann von Attraktion zu Attraktion. Um nur einige zu nennen: die Aussicht vom höchsten frei zugänglichen Gebäude Mumbais, von wo aus man das mumbai-typische Nebeneinander von Slums, wachsenden Wolkenkratzern und blauem Meer weit herum bestaunen konnte; das Waschquartier Mumbais, wo täglich 100'000 Kleidungsstücke von 7'000 Waschmännern mehrheitlich von Hand gewaschen werden; eine Moschee, die mitten in der Bucht von Mumbai liegt und nur über einen Steg erreichbar ist; Gandhis Residenz in Mumbai; die hängenden Gärten, gestiftet von einem iranischstämmigen Philanthropen; der Glockenturm der Universität Mumbai und das Höchste Gericht Mumbais; der Triumphbogen des Gateway to India, ein Denkmal zu Ehren des britischen Königs, der 1911 zu Besuch kam, und auch der Ort , wo die letzten britschen Truppen schliesslich Indien verliessen; und, zu guter Letzt, ein monumentales Bahnhofsgebäude, das man eher in London erwarten würde.

    Unser Guide Sharan war eine Attraktion in sich oder er versuchte sich auf jeden Fall als solche darzustellen: Ständig erzählte er von seinem anscheinend weitreichenden Netzwerk an "friends", das rund um die ganze Welt reichte und scheinbar auch den Ambani-Clan einschliesst (Mukesh Ambani ist reichster Mann Indiens, reichster Mann Asiens und Besitzer eines Wolkenkratzers im Wert von 1 Milliarde Dollar, das seiner Familie als Wohnhaus dient. Sein Sohn feierte jüngst Hochzeit in St.Moritz, wo er alle Fünf-Sterne-Hotels im Ort komplett für seine Gäste buchte, zu denen anscheinend Hillary Clinton und Maroon 5 zählten. Bescheidenheit ist eine Tugend!)

    Bei uns regten sich leise Zweifel an Sharans Geschichten über seine "friends", während gleichzeitig die Überzeugung reifte, dass er wohl auch uns nach diesem Tag als seine "friends" verkaufen würde. Auf jeden Fall liess seine unnachgiebige Bitte, doch alle unsere Pläne über den Haufen zu werfen und noch länger in Mumbai zu bleiben, darauf schliessen, dass er seine neuen "friends" gerne noch etwas näher kennenlernen würde.

    Geschafft von der ganztägigen Stadtführung und Sharans Geschichten über seine Starbucks-Tassen-Sammlung kamen wir schliesslich zurück im Hotel an. Wir beschlossen, den Fitnessraum unseres Hotels auszunutzen - der 10-Kilometer-Lauf auf dem Laufband war im Vergleich zum Tagesprogramm geradezu entspannend!
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