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  • Day 80

    I Survived the Road to Hana!

    October 21, 2021 in the United States ⋅ ☀️ 24 °C

    Ich habe Glück und kann am Donnerstag einen Platz bei der beliebtesten Tour ergattern: "The Road to Hana" - eine Straße entlang der Nordküste Mauis, über 54 Brücken, mit zahlreichen Kurven, Wasserfällen und einem Regenwaldgebiet. Das Hostel bietet diese Tour gratis an, Trinkgelder erwünscht. Ich war sehr gespannt, was wir zu sehen bekommen werden, meine erste Tour auf Maui. Es soll spektakulär sein, mehrere Leute empfehlen mir diese Tour, Sabine hatte sogar noch lange ein T-Shirt mit der Aufschrift "I survived the Road to Hana". Wie treffend sich dieses Motto für unsere Tour herausstellte, sollte sich schon nach kurzer Zeit zeigen.

    Wir begannen die Tour in bester Laune, Jared war unser Guide. Schon beim ersten Stopp, den Regenbogenbäumen, war ich der Überzeugung, dass sich irgendein besonderer Zauber auf diese Insel gelegt hat. Zuerst ein Rainbow-Mountain in Peru, jetzt ein Regenbogen-Baum!?! Wir fahren durch eine wunderschöne Landschaft, Klippen, Dschungel, exotisch, wild, Jurassic-Park-Kulisse (By the way-der Film wurde hier wirklich gedreht!). Wie viele Wasserfälle sehen auf dem Weg...? 7 oder 8? Wir holen Frucht-Smoothies und frisch gebackenes Bananenbrot beim besten Stand der Insel und erhaschen einen Blick auf die schwarzen Felsformationen, die einst Lava waren. So schön!

    Nun soll es zum Red-Sand-Beach gehen, einem weiteren Highlight, Jared erklärt uns den Weg und kümmert sich um eine ältere Teilnehmerin, die den Weg nicht schaffen würde. Wir beginnen den Anstieg, überall Gefahren-Schilder, alle in Flipflops. Das Terrain ist zum Teil steil, voller vulkanische kleiner Steine, die wie Rollsplit den Weg säumen. Schnell merke ich, dass hier tatsächlich besondere Vorsicht geboten ist, ich gehe lieber barfuß, ziehe die Flipflops sicherheitshalber aus. Höre dann auch auf zu fotografieren, als der Weg direkt entlang der Klippen eng und abschüssig wird. Es passierte irgendwie ganz automatisch, so viel bin ich auf Trails unterwegs und weiß das meiste gut einzuschätzen. Danach dachte ich, ich hatte am meisten Erfahrung von allen, hätte präsent sein müssen und die anderen eventuell darauf besonders hinweisen sollen. Aber ich war ganz in meinen Gedanken versunken, kannte noch niemanden und habe eigentlich nur intuitiv gehandelt... Und andererseits hatte Jared auch auf die Gefahren des Weges schon hingewiesen.
    Aber es kam wie es kam und wir wurden alle Zeugen eines schrecklichen Unfalls. Während ich und die meisten anderen die Engstelle des Weges sicher überquerten, kam hinter uns ein Mädel aus unserer Gruppe ins Rutschen und stürzte, ohne Möglichkeit sich festzuhalten, die Klippe ca. 4 m hinunter. Ich hatte mich kurz davor umgedreht und musste dies mit den anderen mitansehen, unfähig zu helfen. Uns stockte der Atem, denn sie rührte sich die ersten Sekunden nicht; ich glaube, einige haben mit dem schlimmsten gerechnet. Laurel, ich und die Schwester der Verunglückten machten uns auf den Weg nach unten. Aber dann bewegte sie sich, um Glück, zitterte, stand unter Schock. Laurel war doch tatsächlich Ärztin in der Notaufnahme und checkte ihren Nacken und Rücken. Das Zweitschlimmste schien auch nicht eingetreten zu sein, denn sie konnte sich dann aufrichten. Uns fiel allen ein Stein vom Herzen... Dennoch waren die Verletzungen am Knie und den Handflächen wüst, aber man kann nur von Glück im Unglück sprechen, dass sie so aufkam und nicht mit dem Nacken! Nach ein paar Minuten kamen die Sanitäter, versorgten und bargen sie von der Stelle, mit dem Hinweis, dass der Weg zu meiden sei. Letzte Woche hätte jemand mit dem Heli ins Krankenhaus gebracht werden müssen: gleiche Stelle, vermutlich Wirbelsäule gebrochen. Ich musste mehrfach schlucken.

    Jared verhielt sich merkwürdig, als er zurückkam, wollte die Tour einfach fortsetzen, obwohl die Verunglücktr mit uns mitwollte ( Ihr Flug ging an den Abend und wir waren super abseits von Hostel und Flughafen). Das Essen, das wir vom Foodtruck holten, Kalua Plate (Pulled pork mit Reis und Salat), war sehr lecker, wollte aber nicht mehr richtig schmecken... Ein paar von der Gruppe waren noch geschockt, anderen war die Situation egal.

    Nach ein paar Gesprächen wurde die Tour doch abgebrochen - ich fand es das einzig Anständige, auch wenn ich zu gerne alles gesehen hätte, aber doch nicht mehr an diesem Tag! Zwar fuhren wir die Tour zuende, da wir schon über der Hälfte waren, stoppten aber nur noch 2x zum Füße vertreten und ein paar schnelle Fotos.
    Die Landschaft änderte sich, üppige Vegetation verwandelte sich in krage, strohig-bleiche Graslandschaft, die Sonne stand tief und warf einen Regenbogen. Emma, die 19-Jährige Amerikanerin wollte am liebsten nach diesem Erlebnis nach Hause. Die Party-Crew war, glaube ich, insgeheim angenervt, dass die Tour dann schnell zuendegebracht wurde. Und ich? Ich glaube, ich war einfach erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert ist und machte mir noch einmal bewusst, wie zerbrechlich und besonders das Leben doch ist. Wild entschlossen, jeden Tag zu leben! Jetzt erst recht!
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