Satellite
Show on map
  • Day 97

    Love San Francisco 💙

    November 7, 2021 in the United States ⋅ ☀️ 27 °C

    „If you're going to San Francisco
    Be sure to wear some flowers in your hair
    If you're going to San Francisco
    You're gonna meet some gentle people there

    […] If you come to San Francisco
    Summertime will be a love – in there“

    Mit diesem Lied im Kopf lande ich am Flughafen San José, Kalifornien, unweit von San Francisco. Unfassbar viele Erinnerungen sind mit diesem Ort verbunden, an dem ich zuletzt vor etwa 9 oder 10 Jahren mit Robin zwei Wochen bei dessen Familie verbracht und einen sagenhaften Roadtrip an der Westküste hatte. SF - welch wunderbare, wunderschöne Stadt! Pier 39, Fishermen's Wharf, Twin Peaks, Alcatraz, Golden Gate Bridge, Painted Ladies, Lombard Street, Golden Gate Park, China Town, Telegraph Hill, Presidio, Little Italy, SF Museum of Modern Art ... Ich freue mich auf ein Wiedersehen – noch mehr aber auf das mit Thomas und Martina, die ich von Studienzeiten her kenne und bei denen (und deren 3 Kindern) ich für die nächsten 4 Tage unterkommen werde. Durch Thomas' Job bei BOSCH im Silicon Valley leben sie nun fast seit 7 Jahren in Sunnyvale, einem Vorort von San José, ca. 45 Minuten von San Francisco. Keine Wünsche sollen bei diesem Besuch offen bleiben – so bekomme ich zunächst das Prinzesinnen-Zimmer der 4-jährigen Hannah, ganz traumhaft, würde ich sagen, und breite meine wenigen Habseligkeiten neben Playmobil, Rutsche und Kinderzeichnungen aus, nachdem Thomas mich vom Flughafen abgeholt hat. Es warten ein paar entspannte und dennoch erfüllte Tage in Kalifornien auf mich: mit einer epischen Fahrradtour über die Golden Gate Bridge, einem Spaziergang durch Chinatown und Fishermen's Wharf, leckerem Essen, dem Duft der kalifornischen Wälder im Herbst, fröhlichem Familylife und dem Wiedersehen eines neugewonnenen Freundes von Hawaii. Love SF!

    Die Kids – Noah (6), Hannah (4) und Finn (2), akzeptieren mich sofort und wir haben viel Spaß beim Spielen, Radfahren, Blödeln, während Thomas die E-Bikes für einen Ausflug in die Hippie-Stadt vorbereitet. Es ist so aufwändig, dass ich zuerst ein schlechtes Gewissen bekomme, aber er freut sich gleichermaßen auf den Ausflug, von daher....! Martina hingegen soll in den Genuss eines kinderfreien Tages kommen, denn wir werden die ganze Bande mitnehmen! Ich drehe zuerst alleine ein paar Proberunden mit dem E-Bike, dann mit Hannah im Schlepptau und bin begeistert von dem komfortablen Fahren! Nur bin ich etwas nervös, weil ich nicht gewohnt bin, zusätzlich Verantwortung für ein Kind beim Fahren zu haben – nicht auszudenken, wenn etwas passieren sollte! So ein E-Bike ist aber auf jeden Fall genial! (Natürlich denke ich die ganze Zeit an meine Stänzi, die ihr Auto durch ein E-Bike ersetzt hat und leidenschaftlich Rad fährt. Ob ich mir Zuhause auch so eins anschaffen soll und wir cruisen durch Stuggi...?)

    Mittags brechen wir beim schönsten Herbstwetter auf, das Auto bis oben hin bepackt und wir parken am Marina Boulevard. Während Thomas die Räder vorbereitet, habe ich alle Hände voll zu tun, dafür zu sorgen, dass Finn am Leben bleibt. Herrje! Die altbachene Redewendung „einen Sack Flöhe hüten“ beschreibt die Situation am besten und das Kind sitzt erst still, als es im Kindersitz festgeschnallt wird - immerhin hat es überlebt, wenn auch knapp. Funfact: Es gibt portable Toiletten für Kinder, über die man eine Tüte stülpt und dann alles entsorgt, stressfreie Ausflüge mit Familie. Wer hat davon schon einmal gehört? Mir war es völlig neu.

    Aber jetzt geht es endlich los, epische Stunden folgen: San Francisco bei blauestem Himmel, es ist sonnig und warm. Das gab es, glaube ich, an keinem Tag zuvor, als ich hier war. Es geht auf dem San Francisco Bay Trail in Richtung des bekanntesten Wahrzeichens der Stadt: der Golden Gate Bridge. Ich freue mich so, dazu Königsweg und Kaiserwetter! Unser Prinzessinnen-Gespann funktioniert auch ganz wunderbar, Hannah ist auf Zack, radelt hinten mit, singt fröhlich und wackelt nicht allzu viel. Unser erster Stop ist das „Warming Hut Bookstore and Cafe“ - die letzten 20 Minuten wurde mir mehrfach von den leckeren Cookies berichtet. Natürlich gibt es nicht nur welche für die Kids, Kaffeepause mit Blick auf die Bay und die Brücke inklusive. Wir schaffen es, dass Finn ein weiteres Mal überlebt und auch nicht verloren geht. Langsam gewöhne ich mich daran, „Leihmutter“ für einen halben Tag zu sein ;-)
    Von nun an wird es wirklich episch – wir haben die wundervollsten Aussichten, halten ab und an für Bilder (Man stelle sich vor: Thomas freut sich darüber! Solche Männer gibt es also auch!). Dann ist es soweit: Wir überqueren die wohl berühmteste Hängebrücke der Welt (Eröffnet schon 1937!), hinter mir schmettert Hannah in Dauerschleife „Hejo spann den Wagen an“ (Wie witzig ist das!) und radelt hochmotiviert mit. Ich hingegen bin hochkonzentriert, denn es ist zum Teil sehr eng und der Gegenverkehr nicht besonders rücksichtsvoll. Bloß nirgends andocken, denke ich mir, und muss meine Hände entkrampfen, als wir am Aussichtspunkt angelangen. Beste Sicht auf die Brücke – Noah schießt ein Bild von mir wie ein Profi. Den steilen Weg hinab Richtung Sausalitos („Kleine Weide“) fahre ich hingegen aber definitiv nicht wie ein Profi, sondern im Schneckentempo. Zumindest legt das das Video nahe, das Thomas von mir und Hannah aufgenommen hat. Okay, ein wenig mehr hätte ich Fahrtwind aufkommen lassen können, denn die Kleine juchzt regelrecht, als ich das Rad einmal laufen lasse – aber es ist einfach so extrem steil. Better safe than sorry, ist heute mein Motto;-)

    Beim Moore Rd Pier zeigen uns zwei junge Männer ihre gefangenen Krebse, Anfassen inklusive, und berichten uns, dass man mit einem Tintenfisch die besten Erträge erzielt, wie man Männchen von Weibchen unterscheidet, etc. Sie fischen hier, seitdem die Pandemie das Land im Griff hält – kochen muss aber Mama. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Noch bevor das Krebseschauen ein Ende nimmt, besucht uns ein Seehund und flirtet regelrecht mit uns. Die Kids sind begeistert. Auch Finn ist unter Kontrolle.

    Angekommen in Sausalitos, einem beliebten Ausflugsziel der Region, mit Fähranschluss, Fischrestaurants und einer schönen Promenade, suchen wir uns ein leckeres Restaurant, bei dem es Fisch und Meeresfrüchte gibt. Einfach lecker! Gerade noch können wir Finn davon abhalten, den gesamten gedeckten Tisch abzuräumen, Noah und Hannah hingegen malen fleißig Seepferdchen aus und knuspern ihre Chickenwings... Außerhalb des Stuhls rennt der Zweijährige ständig zur Ausgangstüre und will türmen (Hier Grüße an Christine und Peter, die das schon mit Mika erlebt haben!) - kurzum: Es wird nicht langweilig!

    Es ist schon später Nachmittag, als wir wieder aufbrechen. Die Kinder stimmen – zu meiner Freude - für eine Fährfahrt. Und wenn es zuvor schon episch war, wird es nun absolut episch: Als wir ablegen, taucht sich die ganze Bay bereits in gebliches Licht und kurz darauf macht das Golden Gate seinem Namen in jeglicher Hinsicht alle Ehre: Im goldenen Licht der untergehenden Sonne erhaschen wir erneut wundervolle Blicke auf die Brücke und die gesamte Skyline San Franciscos. Wir stehen im immer kühler werdenden Wind und freuen uns an der wundervollen Aussicht. Bis auf Noah, der Arme will rein und lässt sich nur durch Geschichten von Alcatraz ein wenig ablenken, das wir kurz darauf passieren. Alcatraz – vor 10 Jahren haben wir ein ganzes Happening daraus gemacht, zuerst den Film geschaut (sogar mit passender Kleidung und entsprechendem Essen?) und dann haben wir eine Fähre zur berüchtigten Gefängnisinsel genommen, natürlich mit Rundgang. „Wie cool war das!“, erinnere ich mich, als wir ganz dicht an den Gefängnismauern vorbeifahren und sehe noch die kleine Stella, Robins Nichte, in eine der Zellen krabbeln.

    Wir kommen beim Fishermen's Wharf an, alles ist beleuchtet und bietet den wenigen Touristen dort gute Unterhaltung mit Musik und Showeinlagen. Damals haben wir hier Krabbenbrötchen gegessen. Heute hingegen meiden wir natürlich die Menge, fahren an der Küste entlang und überlegen, wie die Sterne heißen, die schon zu sehen sind (100 Punkte für mich: die Venus! Die Chancen standen gut, da sie auch der Abendstern genannt wird ;-). Wir fahren durch Marihuanaschwaden (legal hier!), aber sonst ist wenig los. Die Kids beginnen ein wenig zu frieren – es ist wirklich Zeit zurückzufahren, aber Thomas und ich würden am liebsten noch weiter, die Atmosphäre ist gigantisch, ich sauge jeden Augenblick auf.

    Zurück am Auto: Packen, mobile Toilette, Snacks, Blödeln. Als es losgeht, schlafen alle Zwerge innerhalb der nächsten Minuten ein. DIE Gelegenheit, um noch eine Extratour zu drehen, Thomas ist der beste Tour Guide ever: Wir passieren das luxeriöse Presidio, fahren durch die Innenstadt, wo es ganze kleine „Dörfer“ an zeltenden Obdachlosen auf Straßeninseln usw. gibt (Ich habe das Gefühl, es ist noch schlimmer als bei meinem letzten Besuch), Thomas gibt Gas auf den extrem steilen Straßen, chauffiert mich noch in eine nicht jugendfrei Straße und zum krönenden Abschluss dann auch noch die szenische Lombard Street mit ihren riesigen Hortensien hinunter. Was für ein grandioser Tag! Danke Thomas!!! Tausenddank!!!

    San Francisco hielt is auf die Blumen in den Haaren einfach alles, was es verspricht (Thomas sowieso!), auch wenn schon Indian Summer ist – aber dennoch:

    „[…] If you come to San Francisco
    Summertime will be a love – in there“
    Read more