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  • Day 164

    Der Felsen el Penol

    January 13, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 20 °C

    Guatapé, dieses kleine und leider auch sehr touristische Dorf nahe Medellin, wird mein Herz höher schlagen lassen. Mein Besuch in dieser unsagbar schönen Region Antioquias soll eines der absoluten Highlights meiner Kolumbien-Reise werden. Es ist so schön dort, fast ein Nicht-Ort, ein Kleinod aus einem verrückten, kitschigen Rosa-Munde-Sci-Fi-Film. So was gibt es nicht? Ganz genau! Und doch war ich hier, in diesem wunderbaren Guatapé!

    Ich nehme zunächst Abschied von meinen liebgewonnenen Black Sheep Hostel in Medellin und meinen Weggefährten dort, von denen ich noch ein paar unverhofft an anderen Orten wiedersehen werde. Ich reise mittlerweile ohne Rish, den ich nach Santa Marta vorgeschickt habe, und genieße es sehr, alles alleine bestimmen zu können. Für wenig Geld geht es mit dem Bus vom Terminal Norte nach Guatapé. Und statt 2h bin ich 4 oder 5 unterwegs, die Zeit bleibt stehen, genau wie der Verkehr um Medellin. Zwischendrin aber sorgen Verkäufer, Künstler und Musiker für etwas Abwechslung.

    So ist es schon nachmittags, als ich im Lake-View-Hostel ankomme. Der Name hält, was er verspricht und ich werde es die nächsten Tage genießen, meinen Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.

    Seit ich Bilder und Videos von Guatape gesehen hatte, wollte ich hierher kommen. Den Felsen, El Piedra de El Penol, hatte ich schon bei der Hinfahrt gesichtet. Er ist ein auffälliger Inselberg aus Granit und wird daher auch häufig als "Monolith" bezeichnet. Für mich sieht er aus wie eine steinerne Festung, die in dieser Seenlandschaft thront. Angeblich ist der Fels um die 70 Millionen Jahre alt. Nicht auszudenken - somit sind unzählige Menschen und Sippen im Laufe der Menschheitsgeschichte hier ebenfalls vorbei gekommen. Ein steinerne Zeitzeuge. Einst wurde er von den Indigenen verehrt, heute ist er ein Nationalmonument Kolumbiens. Erklommen wurde er aber erst 1954 mit Hilfe von Stöcken - Ach 5 Tagen des Versuchens!

    Schon am ersten Abend will ich trotz des schlechten Wetters el Piedra bestaunen und mache mich nach einem Stadtbummel auf zu einem Aussichtspunkt. Hier finde ich einen wunderbaren Freund, den ich Balu taufe. Der schwarze Vierbeiner folgt mir auf Schritt und Tritt und begleitet mich geduldig zum Sonnenuntergang auf den Hügel am Rande des Städtchens. Später wird er sich auf wundersame Weise auch immer wieder auf einem Sofa in unserem Hostel finden, Anlasser für jede Streicheleinheit... Ist eben ein kleines Schlitzohr, dieser Balu!

    Am folgenden Tag mache ich mich mit zwei Niederländerinnen auf zum Felsen (überhaupt ist alles voller Niederländer!), der wie von Zauberhand an einer fantastischen Stelle steht, um das atemberaubende Panorama des Stausees zu bewundern. Es lohnt sich, so früh wie möglich zu kommen, denn ab 11 strömen die Tagestouristen ein, in Scharen! Von einem Besuch am Wochenende ist gänzlich abzuraten!

    Nachdem wir die rund 740 Stufen erklommen haben, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Rings um uns überall kleine grüne Inselchen, umgeben von blau-grünem Wasser. Jeder einmal mache ich einen Life-Call nachhause, wie schon zuvor vom Machupiccu und in Chitzenitza. Das müssen ihre Eltern auch gesehen haben! Ich bleibe eine gute Stunde oben, trinke einen Michelada (Bier mit Maracujasaft... einfach zum Abgewöhnen!) Als ich hinabsteige fühle ich mich seltsam geadelt.

    Lange, nachdem wir Menschen schon verschwunden sein werden, wird dieses Naturmonument immer noch dort stehen, inmitten des hügeligen Landes und majestätisch in den Himmel ragen. Eine Insel inmitten von Inseln, ein Fels inmitten von uns, ohne Festung aus Stein.
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