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  • Day 165

    Das tropische Allgäu

    January 14, 2022 in Colombia ⋅ ☁️ 19 °C

    An diesem Tag bewundere ich vom Bett aus den Sonnenaufgang über dem See und freue mich auf den Tag. Wie so oft hier in Kolumbien, ist es bewölkt, aber der Tag wird dennoch herrlich werden! Ich starte vormittags mit dem Fahrrad, erst etwa 1,5 Stunden bergauf, dann 2 Stunden bergab, Richtung San Rafael, einem noch kleineren Ort, östlich von Guatapé.

    Alles ist so wunderbar grün hier, zunächst ist es noch flacher und ich fahre an kleineren See-Abschnitten vorbei, dann wird es zunahmend hügelig, bergig, alles ist grün um mich herum. Und diese Stille. Mit Ausnahme der Fahrzeuge, die ab und an an mir vorbeirasen, ist kaum etwas zu hören und ich finde es einfach nur herrlich diese Landschaft zu entdecken. Heimlich betitle ich dies für mich als „das tropische Allgäu“, als ich dann auch noch an grasenden Kühen vorbeibrause. Wie sehr ich den Wind genieße, der mich zersaust! Wie sehr ich die Freiheit liebe und die Geschwindigkeit, mit der die Schwerkraft mich die kurvige Straße hinuntergeleitet!

    Auf Empfehlung mache ich an einer Brücke für einen Kaffee Halt (Empfehlung: Jegliches anderes Getränk kaufen!) und verliere meinen Blick im Lauf des gelb-grünen Flusses. Dann geht es weiter. Zwar soll meine Suche nach dem Wasserfall bei San Rafael erfolglos bleiben (zu weit weg!), aber ich suche „El viejo Jimmy“ auf, einem kleinen, direkt am Fluss gelegenen Imbiss. Die Dame spricht so schnell, ich wähle einfach Option 2 aus dem Menu und erhalte ein gutes Fischgericht (frittiert natürlich!), Blick auf den Fluss inklusive, der mich im Anschluss zu einer kleinen Erfrischung lockt. Ich beobachte die Einheimischen beim Baden, allesamt in normalen Klamotten im Wasser und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen.

    Der Ort San Rafael selbst erschien mir weniger aufregend, überfüllt, eng und voller Abgase, sodass ich mich wieder in Richtung Brücke aufmachte und dort biertrinkend Stefan empfange, einem der Niederländer, mit denen ich hier abends immer im Hostel meine Zeit verbringe, und der mit dem Motorrad nachgefahren kommt. Wir verquatschen uns so, dass ich den Bus verpasse und noch gerade so vor Antritt der Dunkelheit den nächsten zurück nach Guatape bekomme, das Fahrrad mit im Gepäck.

    Als bei der Rückfahrt der Nebel sich gespenstisch über die Hügel legt und es heftig beginnt zu regnen, versuche ich mich auf den Horizont zu konzentrieren, denn der Busfahrer hat es eilig die Serpentinen zu erklimmen. Während ich mit der Reiseübelkeit kämpfe, kämpft Stefan auf dem Motorrad mit dem heftigen Wetterumschlung und den vielen Schlaglöcher. Mittlerweile ist es stockdunkel und anscheinend entgeht er zwei Mal noch gerade einem Unfall. Nicht auszudenken, wenn ich mir einen Roller gemietet hätte, was ursprünglich mein Plan gewesen war... Nun, alles ist gutgegangen und wir stoßen bei einem leckeren Abendessen mit einem Glas Wein darauf an. Und überhaupt – war dies ein ganz wunderbarer Tag und ich sehe noch die begrünten Berge, als ich mich in mein Bett kuschle.
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