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  • Day 186

    Heyyyyy Cartagena!

    February 4, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 32 °C

    Mit dem Bus fahre ich nach meiner Karbikauszeit nach Cartagena de Indias, der wunderschönen Kolonialstadt, die meine vorletzte Station in Kolumbien darstellen soll. Farben, Musik, Lebensfreude! Bei der Free Walking Tour, die eher unterhaltsam als informativ war, lerne ich eine Gruppe von Frauen kennen, mit denen ich die Stadt in den beiden Tagen hier unsicher machte: Eine holländische Flugbegleiterin, eine kanadische Influencerin, eine irische Studentin, eine US-amerikanische Reisende und meine Wenigkeit.

    Und so flanieren wir nicht nur zum Sonnenuntergang an der berühmten Stadtmauer entlang, gehen kolumbianisch essen, Cocktails trinken und stürzen uns in das Nachleben von Getsemani, sondern treffen uns auch noch einmal zu Ceviche und einem Straßenkonzert. Am meisten lohnt sich ein Spaziergang durch die Altstadt und das farbenfrohe Getsemani, dem "Viertel der Handwerker" , das zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. In Cartagena hört man Champeta, eine Mischung aus Afro und karibischen Klängen. Auch finden hier die Wahlen zu „Miss Columbia“ statt und man kann hier die Bilder der schönsten Kolumbianerinnen bewundern.

    Es wird behauptet, dass Cartagena „nicht zuletzt wegen der geografischen Lage die sicherste und bestbewachte Stadt in Kolumbien“ (Wiki) ist. Man darf sich jedoch nicht täuschen lassen – auch wenn ich tatsächlich so viel Militär und Polizeiaufgebot wie noch nie gesehen habe, treffe ich ausgerechnet in Cartagena wieder auf den Nordiren Cailan, der hier ausgeraubt und mit dem Messer bedroht wurde. Das ist letztlich nichts Ungewöhnliches. Schon früher kam es in dieser Stadt zu Überfällen, damals jedoch durch Piraten wie beispielsweise Sir Francis Drake (1585). Zum Schutz wurde daher nach dessen Einfall der elf Kilometer lange Schutzwall und die riesige Wehranlage San Felipe errichtet, die man heute noch bestaunen kann. Sicherer allerdings ist es eben nur teilweise geworden, Schutzwall, Militär und Polizei hin oder her - nachts sollte man hier als Frau besser nicht unterwegs sein, zumindest niemals alleine.

    Mit Cartagena verbinde ich aber etwas ganz anderes: ein wahrhaft buntes Treiben, das Treffen von Menschen jeglicher Couleur, jeglicher Nationalität und Abstammung, allen gemein jedoch scheint der Rhythmus im Blut und die unbändige Lebensfreude. Viele der Einwohner Cartagenas haben afrikanische Wurzeln und somit eine Geschichte des Sklavenhandels und der Ausbeutung hinter sich. Sie verwandelten jedoch ihr Leid in Leidenschaft!

    Zu guter Letzt möchte ich den Klassiker der Weltliteratur hervorheben, der hier vielfach in Restaurants, Geschäften und Hotels zitiert oder ausgestellt wird, und der Cartagena ein weiteres Denkmal setzt: Gabriel Garcia Marquez' Roman „Liebe in Zeiten der Cholera“ (1985) . Ebenfalls seuchengeschädigt, aber mit einer Choleraimpfung versehen, juble ich diesem Schriftsteller zu, der seinem Erzähler die folgenden mächtigen Worte sprechen lässt: „ [...] und erschrak bei dem späten Verdacht, dass nicht so sehr der Tod, vielmehr das Leben keine Grenzen kennt.“
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