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  • Day 291

    Tanah Lot - Zweigstelle des Paradieses

    May 20, 2022 in Indonesia ⋅ 🌧 29 °C

    Von Canggu aus geht es ein paar Kilometer weiter nach Tanah Lot („Land inmitten des Meeres“) zu einem der beliebstesten Sehenswürdigkeiten Balis: eine an der Küste gelegenen Tempelanlage, malerisch auf den zerklüfteten Felsen erbaut und bei Flut von einer starken Brandung umtost.

    Hier komme ich endlich so richtig auf Bali an. Ich gönne mir drei Tage ein schönes Hotel mit Pool, genieße die Ruhe und das wunderschöne Ambiente. Teilweise bin ich der einzige Gast hier, nach dem Lockdown läuft alles wohl nur sehr langsam an. Morgens geht es durch die üppig grüne Gartenanlage zum Frühstück – Frangipanibäume, Papageienblumen, Bambus, Hibiskus und und und. Und zu meiner allergrößten Freude wachsen die Orchideen hier einfach auf den Bäumen! Das MUSS eine Zweigstelle des Paradieses sein!
    Ich erkunde nicht nur die malerische Tempelanlage, sondern auch die Tourimeile und das kleine Nachbardorf, in das ich mich zur Verwunderung der Einheimischen hier zu Fuß auf den Weg mache. Ein Local bleibt stehen und fragt, wohin ich möchte, er würde mich mitnehmen. Verwundert lässt er mich zurück, als ich ihm versichere, ich würde hier gerne spazierengehen.
    Ich genieße frischen Mangosaft in dem Cafe Sari Suma, direkt an den grün leuchtenden Feldern gelegen, besuche mein erstes einheimisches Restaurant – Warung genannt – und erhalte am zweiten Tag eine Privattour mit dem Fahrrad durch den Hotelmanager selbst. Er heißt Waian, so wie Tausende andere Indonesier, die der erste Sohn der Familie sind. Es folgt Kedek, Nyoman und Ketut. Gibt es 5 Söhne so wird wieder mit Waian B begonnen. Herrlich, die Balineser – sie nummerieren ihre Kinder einfach durch!

    Waian ist so erfreut, dass die Touristen nach dem langen Lockdown Indonesiens wieder zurückkommen. Nicht nur aus persönlichen Gründen (er war die letzten zwei Jahre Reisbauer!), sondern auch um sich mit den Menschen auszutauschen. Er hat zahlreiche Fragen zum Leben in Deutschland, berichtet mir aber auch bereitwillig vom Hinduismus – hier einer monotheistisch anmutenden Variante, in der Brahma, Shiva und Vishnu gleich der Trinität nur unterschiedliche Erscheinungsformen zukommen. Wir fahren an zwei lokalen Tempeln vorbei. Zudem berichtet er vom Leben der Reisbauern, von denen immer mehr an reiche westliche Investoren verkaufen und nach ein paar Jahren in bitterer Armut leben; von dem hochgelobten Kanalsystem, das alle Felder gleichermaßen mit Wasser versorgt und dem Zusammenleben in den kleinen Kommunen. So gibt seine Frau beispielsweise Yoga-Unterricht für Senioren und er unterstützt kleinere Projekte im Dorf.

    Die Duldung der hiesigen Jugendlichen in der Poolanlage jedoch geht in meinen Augen etwas zu weit – als ich mich einmal am Pool entspannen wollte, kamen erst 4 jüngere, einheimische Jungen, die lauthals in ihren Unterhosen ins kühlende Nass hüpfen und planschen, danach jedoch auch noch vier Jugendliche, die mich dann letztlich in die Flucht schlagen. Schließlich wollte ich nicht als Kinder hassende Rassistin durchgehen...

    Unser Ausflug wird noch vom Besuch des Sunset Points gekrönt, wo ich Waian zum Dank zum Essen einlade. Er tut es mir gleich und bestellt einen Mojito – sein erster, wie sich später herausstellen wird. Während ich das billige Zeug kaum hinunter bekomme, lobt er die süße Plörre und stellt danach verwundert fest, dass er ganz schummrig im Kopf ist. Auf dem Rückweg zum Hotel giggelt er sehr zufrieden und entschuldigt sich wiederholt – auch für seine leicht schwankende Fahrweise. Wir erreichen das Hotel gesund und sehr munter und bedanken uns herzlichst für den sehr anregenden interkulturellen Austausch. ;-)
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