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  • Day 333

    Der lange Weg nach Krimunjawa

    July 1, 2022 in Indonesia ⋅ ⛅ 32 °C

    Als ich endlich auf der Fähre nach Karimunjawa saß, hoffte ich inständig, dass die Strapazen, die diese Anreise mit sich gebracht hatte, es auch wirklich wert seien. Denn hinter mir lag eine regelrechte Odyssee: Ich startete am 1. Juli um 19 Uhr von Malang aus und wie bei Homo Faber wurden meine Verkehrsmittel mit dem Fortschreiten der Zeit und des Weges langsamer und minderwertiger.

    Zunächst startete ich komfortabel mit einem Taxi, danach winkte der „Schnellbus“ nach Surabaya, der gut klimatisiert und recht bequem war. An der Zwischenstation angekommen aber, zeigte sich, dass wieder einmal nichts wie zugesagt war: Der nächste Bus fuhr nicht direkt nach Japara, der Hafenstadt, zu der ich wollte. So wurde mir empfohlen, kurz vor der Endhaltestelle auszusteigen und von dort aus mit einem Taxi weiterzufahren. So ging es also los, die Straßen wurden zunehmend holpriger, sodass ich kaum Schlaf fand. Der Busfahrer überfuhr die empfohlene Stadt, obwohl ich mehrfach um einen Halt bat. Dann wurde ich schließlich nachts um 4.30 Uhr irgendwo in einem Dorf an einer Kreuzung hinausgelassen... Natürlich gab es dort weder Grab noch Gojek noch sonst irgendwelche konventionellen Taxis. Der Hafen 1h Autofahrt entfernt... Um 7 würde die Fähre ablegen!

    Da stand ich nun, vereinzelt saßen ein paar Einheimische herum, die mich jedoch kaum beachteten. Ich startete also zunächst zu Fuß, beide Rucksäcke tragend, und versuchte mich vergeblich mit Trampen. Alles raste an mir vorbei. Toll, denke ich, Fotos machen sie gern mit mir, aber niemand nimmt mich mit... Gerade rechtzeitig machte mich eine Frau auf den Bus aufmerksam, der glücklicherweise Japara zum Ziel hatte. Ich zwang mich in das enge, abgewrackte Gefährt, der Schaffner verlangte den dreifachen Preis von mir (mal wieder!), denn mein Rucksack läge ja auf einem Sitz. Ich hielt es erst für einen Scherz, wies die Forderung zurück. Dann platzierte ich das Gepäck in den Gang, was auch nicht recht war. Ich stellte mich letztlich selbst hin, die anderen Fahrgäste lachten, wer weiß warum genau. Nachdem ich zahlte, blieb ich demonstrativ im Gang stehen, bis ich überzeugt wurde, dass dies sowieso der Preis für 2 Plätze war. Die anderen Fahrgäste juchzten erfreut auf und lachten, als ich mich wieder setzte. Ich selbst konnte nicht so richtig lachen, fühlte mich wieder einmal abgezockt, vor allem als ich den Rucksackletztlich auf den Schoß nahm, damit ein älterer Herr sich setzen konnte. Zudem ging es kaum vorwärts – meist fuhren wir im Schritttempo. Um 6.30 Uhr wusste ich, dass die Fähre wohl ohne mich ablegen würde.

    Als der Schaffner dann noch fragte, ob ich ein Bild mit ihm machen wollte, sagte ich zum erneuten Amüsement der anderen Fahrgäste nein, er aber schoss einfach heimlich eines. Danach rief er kurzerhand jemanden an und streckte mir das Handy entgegen. Die Frau am anderen Ende hielt sich die Hand vor den Mund, als könnte sie es nicht fassen, dass sie gerade mit der Königin von England telefoniert. Ich konnte es irgendwie auch nicht fassen. Noch weniger, als ich in Jepara an einer Straßenecke, aussteigen musste – viel zu weit vom Hafen entfernt.

    Es war zehn vor 7 und das einzig zur Verfügung stehende Verkehrsmittel war: Trommelwirbel - eine Rikscha. „Dann wohl das“, seufzte ich innerlich. Als mein Fahrer schließlich auch noch begann, heftig zu schnaufen und ich befürchten musste, dass er gleich kollabierte, schrieb ich schon einmal meiner Unterkunft, dass ich wohl einen Tag später kommen werde. Ich sah mich vielmehr selbst die Rikscha fahrend, den Fahrer ins Krankenhaus radeln, und musste nun unweigerlich an Homo faber denken, der seine Tochter nach einem Ritt auf einem Esel letztlich selbst ins Krankenhaus trug. Doch als wir zu meinem Erstaunen kurz nach 7 Uhr endlich das Hafenterminal erreichten (zu einem horrenden Preis, versteht sich!), war die Fähre jedoch noch da! Aber erst nachdem der olle Frachter dann nach einem kompliziertem Ticketkauf und meinem sprintartigem Boarding mit Verspätung ablegte, atmete ich erleichtert auf. Geschafft! Yippiyeah!

    Beim Versuch mich zu entspannen jedoch, steckte mir ein Mann seine schmutzigen Füße entgegen. Er hatte es sich – obwohl zahlreiche Bankreihen frei waren und er zunächst woanders saß, plötzlich neben mir bequem gemacht und seine Frau wollte Geld von mir. Da ich sie zunächst ignorierte, meinte sie dann auf mich zeigend: „Good money!“ - „I am not good money“, erwiderte ich entnervt. „I am Katrin!“ Ich packte mein Zeug erneut und zog aufs Deck hoch, rollte die Isomatte aus und dann endlich – den Horizont im Blick – begann ich den letzten Teil der Reise zu genießen und entschlummerte ein wenig.

    Als wir 5 Stunden später endlich anlegten, hielt ich nach meinem Fahrer Ausschau. Es war doch nicht etwa der dort hinten, der fröhlich auf und ab hüpfte?! Er war es! Dieser „flummi-nale“ Empfang entschädigte mich für alles, denn ich wurde so begeistert begrüßt, gedrückt und umhegt, dass mein Herz auch zu hüpfen begann. Das Retreat Alam Kita (dt. „Unsere Natur“) tat dann noch das Übrige, indem der dortige Wald mich wie mit einem grünen Mantel umfangend, ganz und gar umarmte. Es war der 2. Juli, Viertel nach 2 als ich endlich, aber dafür ganz und gar, angekommen war!
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