• Inseltour mit dem Scooter

    July 4, 2022 in Indonesia ⋅ ⛅ 29 °C

    Heute soll es soweit sein - der Tag meiner ersten Rollerfahrt. Was für die meisten nicht weiter erwähnenswert ist, stellt für mich nämlich eine Herausforderung dar. Schon während der ganzen Zeit in Indonesien wollte ich wie die Einheimischen hier und viele Touris mit dem Scooter die Inseln erkunden, endlich unabhängig von Taxis und Fahrern sein. Jedesmal schreckte ich zurück - vorm wahnsinnigen Verkehr in Canggu, Uluwatu und Ubud, den vielen und steilen Hügeln, den unbefestigren Straßen, dem Linksverkehr, wegen der Unfälle und der Wunden, die ich zu sehen bekommen habe... Und das waren wirklich sehr viele! Zudem können die vielen Touristen genauso schlecht fahren wie ich. Karimun jedoch hat kaum Verkehr und mehr oder weniger eine Straße, die die Insel entlang führt. Ideale Bedingungen für meine Inselerkundungstour!

    Fajar, die gute (hüpfende) Seele von Alam Kita, gibt mir eine Einführung, dennoch bin ich etwas nervös. Sein Blick verrät mir zudem, dass ich kein Naturtalent bin. Ich brauche auch wirklich eine ganze Weile, mich an das schwere Gefährt zu gewöhnen. Aber zunehmend kann ich die Fahrt genießen, auch wenn, oder gerade weil, ich einen Rekord im Langsamfahren aufstelle. Es geht an Reisfeldern vorbei, kleinen einfachen Siedlungen, Seegrasplantagen, Dschungel, Mangroven, Fischerbooten,  Stränden und diversen Tieren, die sich am Straßenrand tummeln - Hühner, Kühe, Echsen, Katzen. Irgendetwas finde ich merkwürdig, erst später wird mir bewusst, dass es das Fehlen von Hunden ist, die sonst so zahlreich auf den Straßen liegen.

    Als der Weg immer schlechter wird, holprig, erdig, sandig, lasse ich dann die letzten 5000m zu meinem Ziel den Roller lieber stehen und will den Rest des Weges zu Fuß bestreiten, als mich eine Frau einfach mitnimmt. Die Indonesier sind so hilfsbereit, das ist wirklich so toll! Mein erster Stopp ist der Annora Beach im Osten, wo türkiesblaues Wasser in der Sonne funkelt und der kleine Pfad mich zu wunderbaren Ausblicken führt. Natürlich bezahle ich wieder Eintritt und das Essen besteht aus zwei Instant-Packungen Mie-Nudeln, dessen Gewürzmischung von der "Köchin" nicht einmal verrührt wird und dessen Glutamat-Geschmack ich den ganzen Tag nicht richtig loswerde. Als ich O-Saft bestelle, bekomme ich eine Cola... Heute ist wohl Gesundheitstag, lache ich.

    Die Leute sind super freundlich und mir wird häufig gewunken und hallo gesagt, als ich mich wieder auf den Weg mache. Trotzdem fühle ich mich auch oft angestarrt, obwohl ich lange Sachen trage. Es geht nun am kleinen Inselfughafen und einer Moschee vorbei, die Küste hoch. Eine sehr enge Kurve mit Graben wird mit fast zum Verhängnis, aber es geht nochmal alles gut und ich tucker weiter die Wildnis entlang. Leider liegt immer wieder Müll herum oder einige Häuser stehen verlassen. Überall sehe ich nun Schüler und Schülerinnen, die mit meist grün-weißer Montur aus den Gebäuden strömen. Mädchen jeden Alters scheinen hier Kopftuch zu tragen, auch die im Kindergartenalter.

    Ich fahre ganz hoch in den Norden nach Batulawang, wo eigentlich ein auf Pfählen erbautes Dorf sein sollte, das ich aber natürlich nicht finde. Es gibt auch niemanden, den ich fragen kann. Als der Sunset Point mich auch nicht umhaut und ich nirgends ein Café oder andere Einkehrmöglichkeit finde, mache ich ich auf den Rückweg und lande dann am Pantai Tanjun Gelam, einem sehr schönen Strand mit weißem Sand und Schnorchelmöglichkeiten. Hier finden sich zahlreiche indonesische Urlauber, die allesamt komplett bekleidet baden gehen. Als es nicht abbricht, dass ich angesprochen werde und jeder wissen will, woher ich bin und ob ich allein reise (DIE Top-Fragen hier!) trete ich den Rückweg an und bringe mich und den Roller heil zurück nach Alam Kita.

    Mit den anderen Gästen und Fajar gehe ich lieber hier noch mal schwimmen, wir liegen alle am Pier, trinken Bier und beobachten die beiden Schnorchler, die mit ihren Harpunen mal kurz ein paar Fische fangen wollten. Und was soll ich sagen? Entgegen meiner Vermutung waren sie erfolgreich, auch wenn für mich die Fische nicht so aussahen, als wären sie essbar! ;-) Es sollte auch ein Geheimnis bleiben, ob genau diese Exemplare später auf unserem Teller landen...

    Wieder einmal ist der Sonnenuntergang so wunderschön, das wir bis zum Einbruch der Dunkelheit bleiben. Die kleine Käseplatte, die der Niederländer dann kurz danach kredenzt, entlockt mir zahlreiche Komplimente. Was vermisse ich richtigen Käse! Aber als uns dann gemeinsam mit der Gastgeberin Margot unser Fisch-BBQ, die Muscheln, das Gemüse, die Austernsoße usw. aufgetischt werden, wird es zunächst ganz still am Tisch. Nur die Ziege blöckt, während wir im Gourmet-Himmel schweben.

    Der Tag wäre auch ganz wunderbar zu Ende gegangen, wenn ich nicht die handtellergroße Spinne im Dachfirst entdeckt hätte, nachdem ich bereits einen Skorpion erschlagen und eine Kakerlake aus meinem Bett verscheucht hatte. Akribisch klemme ich das Moskitonetz unter die Matratze, lasse Licht an und beschwöre das Spinnen Tier nur ja an seinem Platz sitzenzubleiben. Und irgendwie muss ich wohl eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen war das Gruseltier dann...verschwunden.
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