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- Jour 341
- samedi 9 juillet 2022
- ☀️ 31 °C
- Altitude: 258 m
IndonésieBorobudur7°36’1” S 110°12’18” E
Borobudur und Pranbanan – über Rettungen

Im Zentrum des heutigen Tages stehen zwei Denkmäler, die die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt hat. Und obwohl keines der beiden in seinem Originalzustand zu bewundern ist und sie mehrfach gerettet werden mussten, haben sie an Schönheit, Erhabenheit und Kraft nichts eingebüßt: Der buddhistische Tempel Borobudur und das hinduistische Äquivalent Prambanan.
Gemeinsam mit den Hostelbesuchern Robert und Schurt starte ich morgens zu dem ersten Monument. Unser Guide Midi erzählt uns Wesentliches über den Borobudur, tatsächlich dem größten buddhistischen Tempel weltweit – skurriler Weise inmitten eines Landes, in dem die absolute Mehrheit muslimisch geprägt ist. Dieser riesiger Stupa mit Mandala-Grundriss wurde im 8./9. Jh. errichtet und gehört zum Mahayana Buddhismus, der Richtung des großen Fahrzeuges, die alle fühlenden Wesen aus dem leidvollen irdischen Dasein befreien möchte (und daher ein großes Vehikel zur Rettung benötigt).
Ich finde diesen nahezu schwarzen Tempel ganz und gar erstaunlich, denn er wurde nur für die äußere Begehung konstruiert, ist demnach also nicht wie sonstige Gebäude nach innen hin hohl, sondern massiv. Alles ist ohne Mörtel oder anderen Klebstoffen aufeinandergeschichtet und benötigt zur Stabilisierung extra Mauern, die leider die Reliefs an einigen Stellen verdecken. Er ist erst seit 1814 mit seinen Türmchen, Glocken und Buddhastatuen auf der höchsten Stelle des Hügels wieder zu bewundern, denn jahrhundertelang lag er größtenteils unter einer Lavaschicht des Merapis begraben, bis die Engländer und Holländer die Freilegung und Restaurierung der stark verschobenen Elemente vorantrieben. Funfakt: Bei der Neuerrichtung blieben letztlich 9000 Steinblöcke übrig (uuups!); dennoch eine Meisterleistung bei 1,3 Mio. Steinen insgesamt!
Die drei Ebenen des Tempels symbolisieren jeweils die drei Daseinsformen im Buddhismus: Unten finden wir, im Relief durch zum Teil brutale Szenen dargestellt, die Welt der Begierde, die von Reaktion und Gegenreaktion (also Karma) geprägt ist. Wenn wir uns daraus jedoch befreien können, gelangen wir auf die Ebene der Transformation, in der wir uns gänzlich von unserem Ich und dem damit angehaftetem Leid durch die buddhistische Lehre loslösen können. Diese Ebene erkannte Buddha, der dann auch letztlich die Erleuchtung erfuhr und das Nirvana erreichte, das Nichts. Dieses wird hier durch die letzte Ebene mit dem großen Stupa und den Glocken, die für Glück stehen, symbolisiert. Und wäre dies noch nicht genug der Symbolik begehen die Gläubigen diesen Tempel, indem sie sich von Ebene zu Ebene hochschrauben, jede mehrfach begehen, und so zumindest in der Imagination am Ende jeder Pilgerreise das Nirvana erreichen.
Auch wenn wir Pilger sind, Zutritt zu den Ebenen des Tempels wird hier niemanden mehr gewährt, was es unmöglich macht, die Abbildungen und Buddhastatuen von Nahen zu betrachten. Auch fehlt ein Aussichtsturm, der einen besseren Blick auf die obere Ebene ermöglichst. Nichtsdestotrotz kann ich auch aus der Distanz die Kraft dieses Ortes ausmachen und manchmal stehe ich nur und staune.
Als wir nach der Mittagspause dann auf dem Weg zum Prambanan machen, weiß ich nicht, wie das noch getoppt werden soll. Aber dann ragen die majestätischen Türme der hindustischen Antwort auf Borobudur vor uns in die Höhe. Wo die Symbolebenen beim anderen vertikal angeordnet waren, finden sich diese hier in der Horizontalen: Der äußerste Bereich ist die Zone der Sterblichen, es folgt ein Bereich mit 224 Schreinen für Heilige und Asketen zum Meditieren.
Im Inneren gelangt man ins Götterreich, wo den wichtigsten Göttern, u. a. Brahma, Shiva und Vishnu, jeweils ein Tempel gewidmet wurde. Vor der Pandemie waren die Räume begehbar und die Gläubigen berührten gerne im Glauben an die Zauberkraft die Götterstatuen: Den Rüssel Ganeshas für Klugheit, andere Figuren für Schönheit, Jugend, Reichtum, usw. Während die kleinen Schreine nach zwei Erdbeben und der Entwendung von zahlreichen Steinen zum Straßen- und Häuserbau nicht mehr vollständig aufgebaut werden können, wurden die gigantischen Türme in einem Tetris-Spiel bereits zwei Mal wieder zusammengefügt. Die Konstruktion hält nämlich horizontalen Erdbeben zu die Stecktechnik relativ gut stand, gibt jedoch bei vertikalen nach und fällt in sich zusammen. Da sag ich mal: Fingers crossed für die nächsten Jahre!
„Niemand rettet uns, außer uns selbst. Niemand kann und niemand darf das. Wir müssen selbst den Weg gehen.“, sagte Buddha. Ich denke, während ich abends im Bett liege, dass manchmal nicht nur Tempel öfter gerettet werden müssen, sondern wir uns selbst immer wieder aufs Neue. Und auch dann bleiben Elemente übrig, die plötzlich keinen Platz mehr finden...En savoir plus