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  • Day 348

    Kuala Lumpur

    July 16, 2022 in Malaysia ⋅ ☁️ 33 °C

    Als sich in Kuala Lumpur ankomme, ist es schon nach Mitternacht. Ich bin noch ganz beflügelt von der Zeit auf Sumatra und freue mich auf mein Hotel, denn ich habe 2 Tage das Hilton mit Blick auf die Skyline gebucht! Yeah! Ich kann es schließlich gar nicht fassen, als ich mit dem erwartetem Umschlag von Zuhause in meinem Zimmer im 24. Stock vor der funkelnden Skyline stehe und mich dann in das superweiche Bett fallen lasse. Im Expressbrief aus Deutschland: meine neue Kreditkarte und das Bild von Sofia, meiner Nichte, das sie neulich bei einem Videotelefonat für mich angefertigt hat. Ich muss eine Träne verdrücken, so sehr freue ich mich.

    Der nächste Tag startet ganz herrlich: Frühstücksbuffet mit Croissants, Pain au chocolat, Kokosmarmelade und anderen Köstlichkeiten. Als ich losziehe, ahne ich noch nicht, dass mir 5 nervenzehrende Tage in KL bevorstehen werden. Obwohl ich noch Bargeld habe, will ich nämlich meine neue Karte ausprobieren. Der erste Automat akzeptiert sie nicht, da nicht lokal, und spuckt sie wieder aus. Ich stecke sie also in den 2. für Visa uuuuuunnnnnnnnd... irgendwas stimmt plötzlich nicht. Der Apparat läuft in Schleife, es rattert. Er wird sich doch nicht aufgehängt haben?! Ich stehe wie erstarrt. Es blinkt nur noch, meine Karte kommt nicht mehr zum Vorschein; sie ist in seinem Schlund gefangen! Ich stehe wie angewurzelt und atme tief ein. Kein Grund zur Panik, das wird schon! 5, 10, 15 Minuten versuche ich dann den Automaten zum Ausspucken meiner Karte zu bewegen, aber es erscheinen nur Fehlermeldungen. Ich bleibe ganz und gar fassungslos zurück.

    Was dann folgte:
    - 1 erfolgloses Telefonat mit dem Kundendienst der malaysischen Bank („Sorry Miss, weekend, Miss!“)
    - mindestens 9 Telefonate mit der Notfallhotline meiner Bank an unterschiedlichen Tagen mit unterschiedlich inkompetenten Angestellten (eine Dame sperrte dankbarerweise meine Karte komplett entgegen unserer Abmachung, dass ich sie selbst online kurzfristig deaktiviere), zig-faches Nennen meines Anliegens und meiner Daten, ich erhalte unterschiedlichste Informationen, diktiere 2x meine Adresse („A wie Anton, N wie Norbert.“ - „Sie meinen N wie Nordpol“. Ich will dem Herren die Augen auskratzen.)
    - einem Auftrag für Notfallbargeld (drei Tage später stellt sich heraus: Wurde nicht weitergeleitet!)
    - Versuch andere Reisende mit paypal zu finden (Der Deutsche lehnt ab, mir Bargeld im Gegenzug einer Überweisung auszuhändigen!)
    - das Installieren einer weiteren Geldtransfer-App (ging auch nicht, wieso auch?!)
    - das Verfluchen meines ehemaligen Reisepartners, der so lange in D auf mich einredete, bis ich den unterzeichneten Antrag für eine weitere Kreditkarte in den Müll schmiss
    - 3 Überweisungsversuche von Bargeld an Western Union (Vorgang nicht möglich)
    - 1 erfolgreiche Überweisung an WU durch meinem Bruder Matze
    - das Suchen einer Filiale von WU (1h), 2 Zweigstellen nötig
    - Mein Anliegen bei WU: „Sorry Miss, cannot give you the monnyy, Miss. The monnyy is for Katrin Just but your passport says Katrin Anna-Maria Just.“ Als ich merke, dass hier nichts und auch gar nichts zu machen ist, verliere ich ganz und gar die Fassung und breche inmitten des großen Shoppingcenters vor der Frau in Tränen aus.
    - Weiterer eigener Überweisungsversuch (scheitert wegen Zeitüberschreitung)
    - Anruf bei meinem Bruder René in den USA, der einen weiteren Auftrag an mich losschickt, inklusive Zweitnamen.
    - 2h später und ein verpasster Bus: Ich bekomme am letzten Tag in KL schließlich 300 Euro ausgezahlt, bin jedoch ganz und gar und komplett demoralisiert. Mit der Dame wechsle ich kein Wort.

    Zweifelsohne stellt das nach der Trennung auf Weltreise von meinem Partner einen weiteren absoluten Tiefpunkt dar. Es ist so unglaublich, dass ich es im Grund gar nicht fassen kann, was alles schiefgelaufen ist. Fluch der Technik?!
    Und das war die Kurzvariante, es fehlen die anderen Dinge und Umstände, die Zuhause nicht rundliefen. So kam es, dass ich KL kaum genießen konnte, auch die tolle Rooftopbar des Hiltons, auf die ich mich zuvor gefreut hatte, verließ ich letztlich an jenem Tag, nachdem zum 7. Mal laut „Happy Birthday“ gespielt wurde. Ich blieb viel auf meinem Zimmer, lag am Pool, ging essen, hing in Warteschlangen von Hotlines...

    So werde ich zwar einige Unternehmungen von hier machen, dennoch sind einfach zu viele negative Emotionen mit meinem Aufenthalt in KL verbunden, sodass es mir schwerfällt, die Stadt hier angemessen vorzustellen. Dennoch sprechen die Bilder dieser enorm wachsenden Metropole (nun nahezu 2 Mio Einwohner) aber auch für sich selbst und lassen nicht mehr vermuten, dass dies einst nur eine „schlammige Flussmündung“ (Kuala Lumpur) war. Auch wenn ich selbst hier durch Matsch und schlammigen Morast waten musste, auf der Suche nach einer Bargeldquelle...
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